Historische Aufzeichnungen infrage zu stellen, Erzählungen zurückzufordern oder Differenzen in öffentliche Darstellungen einzuschreiben, erfordert Eigensinn, Vorstellungskraft sowie das Zusammenwirken von gegenläufiger Erfahrung und Wissen. Seinem Wesen nach ist das Archiv meist unvollständig und fragil. Es ist zu einem Raum geworden, in dem Darstellungen von Geschichte(n) angefochten und durch Akte des Widerstands und der Verweigerung neu gedacht werden. Im offensiven Umgang mit Leerstellen, Auslassungen und der Wirkmacht von Metadaten, untersucht
What Stays – Archiving Care, wie Gegenarchive durch Gesten der Fürsorge geschaffen werden und dabei alternative Geschichtsnarrative hervorbringen.
Als Antwort auf sich verändernde politische Realitäten erkundet
What Stays – Archiving Care, wie Objekte, Landschaften, artifizielle Umgebungen und Körper neu organisiert werden können:
- Wie können Gegenarchive anders verkörpert und neu gestaltet werden durch mündliche Traditionen, archivarische Werkzeuge und experimentelle digitale Praktiken?
- Welche Werkzeuge und Technologien wie Gaming Plattformen oder künstliche Intelligenz berücksichtigen mehr-als-menschliche oder bisher nicht als wertvoll erachtete Erinnerungen?
- Welche Rolle spielen Fürsorge und Vorstellungskraft in Räumen des Widerstands gegen offizielle Aufzeichnungen und dominante Narrative?
- Wie können künstlerische Praktiken Stille oder Leerstellen aktivieren und sich der Wirkmacht von Metadaten und Indizierung verweigern?
- Wie können DIY-Archive auf Intimität, Instabilität und dem Scheitern aufbauen und dabei neue Verantwortlichkeiten und Zuschreibungen sichtbarmachen?
- Auf welchen Werten beruhen Gegenarchive und wie transformieren oder generieren sie neue politische Realitäten?
- Welche Formen von Archivierungspraktiken können beschreiben, wie sich Landschaften durch den Klimawandel verändern?
- Wie können Gegenarchive als Lebensräume des Rückgängigmachens, der Umdeutungund und der Wiedergutmachung erschlossen werden?
- Welche Rolle spielen Archivierungspraktiken bei der Konstruktion imaginärer Territorien und von Identitäten?
What Stays – Archiving Care präsentiert künstlerische, spekulative und nicht-kooperative Praktiken, die das Potenzial bergen, die Wahrnehmung von Vergangenheit und Zukunft zu verändern. Über das Jahr veranstalten und veröffentlichen die Projektpartner*innen verschiedene Events, Workshops, Diskussionen, Performances und Online-Artikel, die die Themen und Ergebnisse des Projekts erforschen und dokumentieren.
Bewerbungen
Bewerbungen für What Stays – Archiving Care können vom 6. April bis 4. Mai 2021 (Mitternacht CET) eingereicht werden. Der Call ist adressiert an Künstler*innen, die mit digitalen Technologien, Gegengeschichte(n) und experimentellen archivarischen Formaten arbeiten. Jede der dreimonatigen Residencies ist mit 3.000 Euro dotiert und wird remote von Juni bis September 2021 stattfinden. Die abgeschlossenen Arbeiten werden online präsentiert und die Residents werden eingeladen an Veranstaltungen teilzunehmen.
Format
Projekte können in allen Web-basierten Formaten eingereicht und realisiert werden inklusive Text, 3D Objekte, Sound, Performances, API’s und Games uvm. Besonderes Augenmerk gilt Ideen und Projekten, die auf den Prinzipien von Open Source, Zugänglichkeit und Partizipation beruhen.
Jury
Die Künstler*innen für die drei digitalen Residenzen werden von einer gemeinsamen Jury ausgewählt:
Oulimata Gueye (Kuratorin und Kunstkritikerin)
Clara Herrmann (Leiterin der JUNGEN AKADEMIE, Akademie der Künste, Berlin)
Markus Huber (Direktor, Goethe-Institut Slowakei)
Nora O Murchú (Künstlerische Leiterin, transmediale Festival)
Helen Pritchard (Professorin für Queer Feminist Technoscience und Digital Design, University of Plymouth)
Bewerbungen
Bewerbungen werden online eingereicht an
transmediale und sollten Folgendes enthalten:
Eine Projektskizze/-text (500 - 750 Wörter)
Projektbild oder -video
Vorgeschlagene Methodik
Kurzbiografie
Kontaktinformationen
Ein Portfolio (PDF) früherer Arbeiten
Für weitere Informationen und Fragen wenden Sie sich bitte an:
linda.fintorova@goethe.de