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Krautrock - Emanzipation der deutschen Musik
Krautrock ist der berühmteste Exportartikel der deutschen Musik.
"Krautrock wird seit Jahrzehnten vor allem im Ausland als erster originärer deutscher Beitrag zur internationalen Popkultur geschätzt und seine prägenden Figuren als große Musiker gewürdigt. In Deutschland dagegen hat man sich erst in den vergangenen Jahren wirklich mit der Musik anfreunden können, die Amon Düül, Can, Faust, Cluster oder Neu! in den 1960er-Jahren spielten", schriebt der deutsche Journalist Thomas Winkler in seinem Artikel Die Rehabilitierung eines Genres.
Jörg Wunder - leidenschaftlicher Plattensammler und Musikjournalist schreibt über populäre Musik in Deutschland bis 1989, wo auch Krautrock Bands erinnert.
"Erst mit dem Aufkommen experimentellerer Spielarten der Rockmusik entstanden in der Bundesrepublik eigenständigere Ausdrucksformen. Die Münchner Kommunardenband Amon Düül und die sich abspaltenden Amon Düül II erweiterten ab 1968 die Formensprache um Klangcollagen und Kirchenchoräle, die Berliner Gruppen Agitation Free und Ash Ra Tempel experimentierten mit offenen Songformaten und elektronischen Klangerzeugern. Letzteres wurde zu einem entscheidenden Stilmittel einer heterogenen Musikströmung, die bald auch in Großbritannien wahrgenommen und unter dem Begriff Krautrock subsumiert wurde."
"Neben Berlin, wo sich mit Tangerine Dream, Cluster und Klaus Schulze ein Zentrum der elektronischen Avantgarde etablierte, wurde vor allem das Rheinland zum Nukleus der progressiven deutschen Popmusik. In Köln befreite Can, ein Quintett um die Stockhausen-Schüler Holger Czukay und Irmin Schmidt, die Rockmusik von den Fesseln der klassischen Songstruktur und sorgte mit rhythmisierter Kollektivimprovisation international für Furore. Noch einflussreicher wurden Kraftwerk aus Düsseldorf, wohl die weltweit bekannteste deutsche Band überhaupt. In frühen Jahren dem formal befreiten Krautrock ähnlich, entwickelte die Gruppe unter den klassisch ausgebildeten Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben ein revolutionäres Konglomerat aus simplen Synthesizer-Melodien, mit Roboterstimmen gesungenen Texten und Sequenzer-Beats."
"Vom Schimpfwort zum QualitätssiegelDiese Qualität vor allem ist es, die dafür sorgt, dass Radiohead Stücke von Can und Neu! covern, britische Nachwuchsbands wie The Horrors oder Kasabian sich als Krautrock-Fans offenbaren und die englische Tageszeitung Guardian den Krautrock 2010 als „pop influence du jour“ einschätzte.
Die Helden von damals, unter anderem Eloy, gehen wieder auf Tour und junge deutsche Bands wie Von Spar, Stabil Elite oder Space Debris wähnen sich von den alten Aufnahmen entscheidend beeinflusst. Dass immer mehr von den damals oft untergegangenen Platten wiederveröffentlicht werden und nun neu entdeckt werden können, ist kleinen, engagierten Plattenfirmen wie Bureau B oder Grönland zu verdanken. Aber auch ein Major-Label wie Universal bringt die Alben von Embryo, Harmonia oder Jane, die in den Siebzigerjahren beim legendären Label Brain erschienen waren, neu heraus", ergänzt Thomas Winkler.
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