Rednerwettbewerb am Gymnasium Břeclav
In einem kleinen tschechischen Städtchen fand im März 2014 ein Rednerwettbewerb für Schülerinnen und Schüler der deutschen Sprache statt – ganz schön mutig von ihnen, sich vor so ein Publikum zu stellen und ihre Ideen zu präsentieren
Eine Rede zu halten, ist an sich schon eine große Sache. Eine Rede in einer Fremdsprache zu halten - vor einem Publikum und einer Jury, in der lauter Muttersprachler sitzen, die auch noch den kleinsten Fehler bemerken - da würde viele das große Zittern überfallen.
Doch genau das machen Schülerinnen und Schüler von Mittelschulen aus Regionen in Mähren und auch aus der Slowakei. Seit dem Jahr 2000 findet in Břeclav jährlich ein Rednerwettbewerb in deutscher Sprache mit Unterstützung des Goethe-Instituts Prag und des Österreich-Instituts Brno statt, die für die Teilnehmer Preise bereitstellen und auch in der Jury vertreten sind. Es gibt ein vorgegebenes Thema: in diesem Jahr "Privatleben online (?)". Die Schüler präsentieren für etwa 4-5 Minuten ihre Gedanken zu dem Thema und im Anschluss (nach einem tosenden Applaus natürlich) werden ihnen noch Fragen gestellt, auf die sie spontan reagieren müssen.
Bei der Veranstaltung am 5.3.2014 nahmen 7 Schülerinnen und Schüler teil. Ausnahmslos alle Reden wurden verstanden und zeugten von guten Ideen und durchdachten Ansätzen. Das allein ist ein großes Erfolgserlebnis für die Teilnehmer.
Wir hörten unter anderem Beiträge zur wahren oder vorgetäuschten Identität im Internet und eine Zeitreise, die darlegte, dass die Menschen durch die Jahrtausende - angefangen bei den Steinzeitmenschen - das Bedürfnis verbindet, von ihrem Leben und ihren Geschichten zu erzählen - ob nun in Wandmalereien oder per facebook-Post. Dieses Jahr gewann den ersten Platz Veronika Radičová aus dem Gymnázium Malacky in der Slowakei. Ihre Rede trug den Titel „Das Internet als Lebensarchiv“. Den zweiten Platz sicherte sich Denisa Skládalová vom Gymnázium Břeclav, die über Facebook als „guten Diener und schlechten Herrn“ sprach und sich gleichzeitig aber auch eingestand, selbst vermutlich ein bisschen abhängig zu sein. Der dritte Platz ging an Iveta Žakovská vom Gymnázium Třebic und ihre Rede „Sind wir wirklich wer wir sind?“.
Diese drei überzeugten die Jury (bestehend aus den schon erwähnten Vertretern des GI und des ÖI – Frau Hunold und Herrn Conti sowie einem Lehrer und vier Schülern der Partnerschule aus Laar an der Thaya in Österreich) am meisten. Doch (obwohl es wie ein Klischee klingt, ist es im Falle dieses Wettbewerbes wohl tatsächlich wahr) gewonnen haben eigentlich alle etwas. Das Erlebnis, seine Nervosität überwunden zu haben, dass die Reden verstanden wurden und man in der Lage ist, ohne Vorbereitung auf Fragen in der Fremdsprache zu antworten, stärkt das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler.
Wie in den vorhergehenden Jahren war die Veranstaltung auch 2014 ein Erfolg und es werden im nächsten Jahr bestimmt wieder mutige Schülerinnen und Schüler der Einladung nach Břeclav folgen.
Zum Wettbewerb waren Juroren aus der österreichischen Partnerschule in Laa, vom Österreich-Institut Brno sowie vom Goethe-Institut Prag angereist. Veronika besucht das Gymnázium Malacky in der Slowakei, eine Partnerschule des Gymnasiums Břeclav und auch PASCH-Schule.
Lesen Sie, was Veronika über ihren Auftritt geschrieben hat:
„Am 5. März 2014 habe ich an einem Rednerwettbewerb am Gymnasium Břeclav teilgenommen. Ich kenne diesen Wettbewerb vom letzten Schuljahr. Damals war ich dort nur als Zuschauerin.
Ich würde diese Veranstaltung als eine sehr bereichende Erfahrung bezeichnen, die viele von uns sicher für die Zukunft inspirierte. Die Teilnehmer sollten zu Hause eine Rede zum Thema „Privatleben Online?“ vorbereiten, die ungefähr 5 Minuten dauern durfte, und dann trugen sie diese dem Publikum vor. Der Kontakt mit der deutschen Sprache wurde aktiviert und vertieft, weil die Jurymitglieder aus Österreich und Deutschland kamen. Natürlich ist es nicht einfach, die eigene Meinung in einer Fremdsprache zu verteidigen, aber alle waren sehr nett und mit den zusätzlichen Fragen am Ende des Vortrags haben sie uns sogar geholfen.
Man muss also keine Angst haben, teilzunehmen. Es geht doch gar nicht um das fehlerlose Deutsch (wir sind keine Muttersprachler), es geht vor allem um perfekte Ideen!“