Filmfestival Die Zukunft der Vergangenheit / Taoyuan Filmfestival

Die Zukunft der Vergangenheit / Taoyuan Filmfestival © Goethe Institut

Sa, 13.05.2017 –
Mo, 22.05.2017

Taoyuan

Filmreihe zum Thema Vergangenheitsbewältigung in Ostasien und Deutschland
 
Die Gegenwart dirigiert die Vergangenheit wie die Mitglieder eines Orchesters. Sie benötigt diese Töne und keine anderen. So erscheint die Vergangenheit bald lang, bald kurz. In die Gegenwart wirkt nur jener Teil des Vergangenen hinein, der dazu bestimmt ist, sie zu erhellen oder zu verdunkeln.
Italo Svevo

 
Die Beziehungen der Länder Nordostasiens sind immer noch stark beeinflusst von dem Umgang mit der imperialen Vergangenheit Japans, sowohl dort selbst als auch in Taiwan, China und Korea. Häufig wird auf die vermeintliche mustergültige „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland verwiesen und außer Acht gelassen, dass viele Ereignisse der jüngeren und jüngsten Geschichte oftmals im eigenen, offiziellen Geschichtsdiskurs fehlen oder nur verkürzt dargestellt werden.
 
Wenn die offizielle Geschichtsschreibung je nach Interessenslage selektiv Ereignisse aufgreift und beschreibt, gibt es so etwas wie ein alternatives Narrativ jenseits der politischen Instrumentalisierung? Unterscheidet sich diese „Public History“ von der offiziellen, wissenschaftlichen Geschichtsschreibung?
 
Die Filmreihe besteht aus acht Spielfilmen aus Deutschland, Taiwan, Japan und Südkorea, die sich auf eigene Art und Weise mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Alle Filme werden im Originalton mit chinesischen (und z. T. mit englischen) Untertiteln gezeigt. Das Festival findet vom 12. Mai bis 25. Mai im „Taoyuan Arts Cinema“ und „Taoyuan SBC Cineplex“ in Taoyuan statt.

Das Goethe-Institut Taipei hat in Zusammenarbeit mit dem Taoyuan Film Festival Filmexperten und Regisseure aus der Region Nordostasien und aus Deutschland eingeladen, um die gezeigten Beiträge fachlich und diskursiv zu beleuchten. Nach jedem gezeigten Film führen die Referenten jeweils ein Publikumsgespräch zum Thema Vergangenheitsbewältigung und Flucht. Von deutscher Seite ist der Referent Ralf Schenk eingeladen.



„Phoenix“

„Phoenix“ (Deutschland, 2014) ist neben „Babara“ das zweite Meisterwerk des Regisseurs Christian Petzold, das in unserer Filmreihe „Die Zukunft der Vergangenheit“ gezeigt wird. Es gibt zwei weibliche Hauptdarstellerinnen, Nelly und Lene. Die Jüdin Nelly hat die Gefangenschaft im Konzentrationslager Ausschwitz überlebt, ihr Gesicht und damit gleichzeitig ihre Identität  wurde jedoch von den Soldaten vollkommen zerstört. Ihre frühere Freundin Lene, die in der „Jewish Agency“ arbeitet, holt sie ab und bringt sie zurück in ihre Heimat Berlin. Nelly, die von ihrem Mann für tot gehalten wurde, macht sich auf die Suche nach diesem. Sie muss herausfinden, ob Johnny sie tatsächlich an die Nazis verraten hat und ob er sie wirklich geliebt hat. Auch muss sie ihr eigenes Ich wiederfinden.
 
Der Film zeigt zum einen die Zerstörung, die der Holocaust gebracht hat, zum anderen spiegelt er aber auch den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg wieder.
 
Der deutsche Filmkritiker, Journalist und Autor Ralf Schenk wird anwesend sein und nach der Vorführung ein Publikumsgespräch führen.

18.05. 19:00  (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema



„Barbara“

„Barbara“ (Deutschland, 2012): Rund neun Jahre vor dem Fall der Mauer: Die Berliner Ärztin Barbara hatte einen Antrag auf Ausreise aus der DDR gestellt. Sie wurde inhaftiert und nach ihrer Entlassung im Sommer 1980 an ein Provinzkrankenhaus strafversetzt. Während ihr Geliebter aus dem Westen die Flucht über die Ostsee vorbereitet, arbeitet Barbara, häufig observiert und oft kontrolliert, in der Kinderchirurgie. Ihr neuer Chef André scheint mit den Mitarbeitern der Staatssicherheit zu kooperieren - aber wie weit würde er im Ernstfall gehen? Zumindest Barbaras Engagement für die junge Außenseiterin Stella scheint er zu billigen. Ist er in seine Kollegin verliebt? Am Tag der Flucht trifft Barbara eine nur bedingt überraschende Entscheidung. Christian Petzolds Film, bei der Berlinale 2012 mit dem Regie-Preis ausgezeichnet, ist ein stiller, unaufgeregter und bedingungslos genauer Film über das Leben in der DDR - weit entfernt von ideologischen Diskursen.
 
Herr Ralf Schenk wird im Anschluss an die erste Filmvorführung eine Podiumsdiskussion mit der koreanischen Regisseurin Frau Kim führen. 

20.05. 13:00  (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema
21.05. 16:30  (Taoyuan)  Taoyuan SBC Cineplex, Saal 12



„Devils on the Doorstep“

„Devils on the Doorstep“ (China, 2000) ist eine schwarze Kommödie, die von Helden- und Gräueltaten im kriegszerissenen China erzählt. Der Schwarzweißfilm spielt in einem verarmten Bauerndorf in Nordchina in der Nähe der Großen Mauer im Winter des Jahres 1944/45. Die Dorfbewohner leiden unter der Besetzung der japanischen „Teufel“, denen sie einen Anteil ihrer Ernte abgeben müssen. Der Protagonist „ Ma Dasan“ kommt in die unerwartete Situation, für eine japanische Geisel und einen Kollaborateur verantwortlich zu sein, deren Übergabe schließlich in einem Massaker und mit dem Ende des zweiten Weltkriegs abschließt. 
 
Der Film schneidet ein heikles Thema an und wurde auf dem Chinesischen Festland verboten, der Regisseur Jiang Wen legte in Folge für zwei Jahre seine Arbeit nieder. Seine Produktion wurde mit dem Grand Jury Preis auf dem Cannes Film Festival ausgezeichnet. Jiang war einer der angesehensten Schauspieler in den 80-iger Jahren. Auch sein neuster Film „Let the Bullets Fly“ aus dem Jahr 2010 war ein großer Erfolg. 

13.05. 19:30 (Taoyuan)  Taoyuan SBC Cineplex, Saal 12
 
  • Devils on the Doorstep © Emperor Motion Pictures
  • Devils on the Doorstep © Emperor Motion Pictures
  • Devils on the Doorstep © Emperor Motion Pictures
  • Devils on the Doorstep © Emperor Motion Pictures



„A Brighter Summer Day“

„A Brighter Summer Day“ (Taiwan, 1991) – “Ein Sommer zum Verlieben” ist ein vierstündiges Epos des international gefeierten Regisseurs Edward Wang. Es erzählt nicht nur von Jugendgangs im Taiwan der sechziger Jahre, sondern ist gleichzeitig Liebesgeschichte und berührendes Familiendrama. Der Film handelt von dem vierzehnjährigen Xiao Si’r, der mit seiner Familie nach der Machtübernahme der Kommunisten vom Festland nach Taiwan geflohen ist. Auch wenn der Junge keiner der Gangs, die sich zu jener Zeit in Taipei zwischen Taiwanern und Festlandchinesen bildeten, angehört, gerät er in deren gewaltsame Konflikte. Er verliebt sich in Ming, die Freundin eines Gangmitgliedes, der wegen Mordes im Exil ist. Auch sein Vater, ein Zivilbeamter, wurde aufgrund seiner Zusammenarbeit mit den Kommunisten von der Geheimpolizei festgenommen.  Wie viele andere junge Menschen seiner Generation ist Xiao Si’r auf der Suche nach seiner eigenen Identität und einem Glauben an etwas, das seinem Leben eine Richtung gibt.

Referent: Xiao Yeh
Xiao Yeh ist ein bekannter Buch- und Drehbuchautor in Taiwan. Er produzierte den Film „A Brighter Summer Day“.

14.05. 11:00 (Taoyuan)  Taoyuan SBC Cineplex, Saal 2



„The Ceremony“

In „The Ceremony“ (Japan, 1971) stirbt das Familienoberhaupt eines Familienclans. Masuo, der sich vor vielen Jahren nach dem Krieg mit seiner Mutter dem Familienclan anschloss, erinnert sich an die Zeit in der Familie zurück. Rückblenden und Erinnerungen erzählen das grausame Schicksal seiner Familie von1946 bis zur Gegenwart.
 
Der japanische Regisseur Nagisa Oshima ist bereits verstorben. Er war eine der wichtigsten Persönlichkeiten im internationalen Kino. Seine Filme handeln oft von komplizierten Themen und kritisieren die gegenwärtige japanische Gesellschaft gleichermaßen wie die dunkle Seite der Menschen.  

14.05. 19:00 (Taoyuan)  Taoyuan SBC Cineplex, Saal 12



„Super Citizen Ko“

„Super Citizen KO“ (Taiwan, 1995) erzählt von der Situation eines ehemaligen politischen Häftlings, der zwischen Schuldgefühlen und Vergangenheitsbewältigung hin-und hergerissen ist. Der Regimekritiker Ko verbrachte 15 Jahre in Gefangenschaft und war mitverantwortlich für die Hinrichtung seines ehemaligen Gefährten Chen. Während sein Leben in Rückblenden erzählt wird, reist er nun durch Taiwan, um das Grab seines Freundes zu suchen. Gleichzeitig befindet sich sein Schwiegersohn in einer ähnlichen kritischen politischen Lage. So zeigt der Film parallel zur Vergangenheit auch das explosive Potential im modernen Taiwan.  
 
 
Referent: Wan Jen
Der Regisseur wurde 1950 in Taiwan geboren. Er studierte Filmwissenschaften an der Columbia University und wurde später einer der wichtigsten Repräsentanten der „New Taiwanese Cinema Movement“.  Herr Wan ist außerdem bekannt als taiwanischer Schriftsteller und Fernsehproduzent und produzierte neben „Die große Schuld des Bürgers Ko“ die Filme „Schicksalhafte Begegnung“ (1998) und „Chao ji shi min“ (1985).

16.05. 19:00 (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema
 
  • Super Citizen Ko © Taiwan Film Institute (TFI)
  • Super Citizen Ko © Taiwan Film Institute (TFI)
  • Super Citizen Ko © Taiwan Film Institute (TFI)
  • Super Citizen Ko © Taiwan Film Institute (TFI)



„Banana Paradise“

„Banana Paradise“ (Taiwan, 1989) handelt von der Nachkriegszeit des chinesischen Bürgerkrieges. Zwei junge Männer schließen sich der Armee der Kuomintang an, um nach Taiwan überzusiedeln. Sie fälschen ihre Identitäten, suchen nach Arbeit und erhoffen sich in Taiwan ein glücklicheres Leben als in China.
 
Referent: Wang Tong
Der Regisseur Wang wurde 1942 in Taihe-xian, Anhui, China geboren und ist der Sohn einer angesehen Militärfamilie. Er ist der Regisseur zahlreicher Filme und war als künstlerischer Leiter tätig. Unter anderem ist er bekannt für seine Filme „Flower on the Rainy Night“ (1983), „Run Away“ (1985), „Hill of No Return“ (1992). Jetzt ist er Professor und unterrichtet Film an der Taipei National University.

18.5. 15:30 (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema



„The Sea Knows“

„The Sea Knows“ (Südkorea, 1961) ist ein Kriegsfilm, der im Jahre 1944 spielt. Koreanische Soldaten werden nach Japan geschickt um dem Militär zu dienen. Sie stehen unter ständiger Kontrolle des japanischen Militärs. Der Kontakt zu Freunden und Verwandten ist untersagt. Einer der koreanischen Soldaten aber verliebt sich in eine junge Japanerin.

Frau Soyoung Kim wird vor der Filmvorführung am 20. Mai eine Podiumsdiskussion mit dem deutschen Referenten Ralf Schenk führen. 

20.05. 17:00  (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema
22.05. 13:30  (Taoyuan)  Taoyuan Arts Cinema
  • The Sea Knows © Goethe Institut
  • The Sea Knows © Goethe Institut
  • The Sea Knows © Goethe Institut
  • The Sea Knows © Goethe Institut

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