Steuben Denkmal, LaFayette Square Deutsche Spuren in Washington
Photo Credit: Bruce Guthrie Das Steuben Denkmal am LaFayette Square.
Photo Credit: Bruce Guthrie Das Steuben Denkmal am LaFayette Square.
Wie Wörter, Sprichwörter und Lieder, haben auch Statuen und Monumente ihre eigene Geschichte. Die berühmten Statuen am LaFayette Square, die Helden europäischer Herkunft darstellen, sind da keine Ausnahme. An den vier Ecken des Platzes stehen die Statuen folgender Persönlichkeiten: Marquis de LaFayette (südwestliche Ecke, gestiftet 1891), Comte de Rochambeau (südöstliche Ecke, Geschenk Frankreichs, 1902), General Thaddeus Kosciusko (nordöstliche Ecke, 1910) und Baron Steuben (nordwestliche Ecke, gestiftet am 7. Dezember 1910).
Im Zentrum des LaFayette Squares befindet sich die von Bildhauer Clark Mills gefertigte Reiterstandbild Andrew Jacksons – daher wurde der Platz früher auch häufig als Jackson Square bezeichnet. Die Statue ist ein Bronzeguss, der Jackson im Krieg von 1812 (auch Britisch-Amerikanischer Krieg oder Zweiter Unabhängigkeitskrieg genannt) zeigt und 1853 errichtet wurde.
Nachdem auf dem Platz bereits zwei Statuen französischer Helden errichtet wurden, verlangten auch die Deutsch-Amerikaner nach ihrem eigenen Monument. Der Deutsche General Friedrich Wilhelm von Steuben (1730 – 1794), genannt der „Drillmaster“, nahm im Rahmen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges eine zentrale Rolle ein – daher lag es nahe, dass ihm die Statue gewidmet wurde. Die Festlichkeiten anlässlich der Errichtung seines Denkmals, an denen auch Präsident Taft, der deutsche Botschafter und viele bekannte deutsch-amerikanische Organisationen teilnahmen, war die letzte Feier der deutsch-amerikanischen Freundschaft in der Hauptstadt – vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Gefertigt wurde die Statue von dem deutsch-amerikanischen Bildhauer Albert Jaeger (1868 - 1925).
Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass zeitgleich zur Übergabe des Originals eine Kopie der Steuben-Statue angefertigt wurde, deren Übergabe 1911 an Kaiser Wilhelm II und das deutsche Volk durch den amerikanischen Kongress erfolgte.
Heutzutage nehmen die Besucher des LaFayette Squares weniger die Statuen als vielmehr die dort abgehaltenen Mahnwachen wahr, die dort seit über zwanzig Jahren gegen Atomwaffen und für den Frieden auf dem Bürgersteig gegenüber des Weißen Hauses abgehalten werden.
Neben George Washington und dem Marquis de LaFayette, war auch Baron Steuben eines der Gründungsmitglieder einer neuen Militärgesellschaft, bei der man nur dienen durfte, wenn man direkter Nachfahre eines Offiziers der Kontinentalarmee innerhalb der Amerikanischen Revolution war. In der Bibliothek und dem Museum der “Society of the Cincinnati” im Anderson House (2118 Massachusetts Avenue, NW, Washington, DC) gibt es zahlreiche Relikte aus dem Leben Baron Steubens zu besichtigen.
Joseph Uphues (18501-1911), der einst ein berühmter deutscher Bildhauer war, fertigte 1899 die Originalstatue Friedrich des Großen (1740-1786) aus Marmor. Ursprünglich war sie Teil der monumentalen Statue in der Nähe auf der Siegesallee in Berlin Tiergarten. Eine Replik der Statue kann heute im Lustgarten von Schloss Sanssouci bewundert werden.
1904 übergab Kaiser Wilhelm II als persönliches Geschenk eine Bronzenachbildung der Statue an Präsident Theodore Roosevelt. Am 19. November 1904 wurde die Statue am Army War College in Washington D.C. (heute bekannt als Fort Lesley J. McNair, 4th Street, SW, Terrace) enthüllt. Das Smithsonian American Art Museum berichtet: "Während des Ersten Weltkriegs wurden negative Stimmen seitens des Kongresses und der Bevölkerung laut, es wurde sogar mit der Zerstörung des Denkmals gedroht – daher wurde die Statue (am 15. April 1918) aus der Öffentlichkeit entfernt. Am 29. November 1927 wurde die Statue wieder zurück auf ihren Sockel gestellt, um während des Zweiten Weltkriegs erneut entfernt zu warden. Bis März 1954 blieb sie eingelagert. Danach brachte man sie auf den alten Paradeplatz bei den Carlisle Barracks zurück. Die Skulptur wurde 1981 von Eleftherios Karkadoulias restauriert."
[Aus der Inventarliste von American Painting and Sculpture]
Auf einer nahegelegenen Bronzetafel ist zu lesen:
FRIEDRICH DER GROßE
Diese Bronzestatue Friedrich des Großen, Kaiser Preußens im 18. Jahrhundert, wurde den Vereinigten Staaten von Kaiser Wilhelm II als Geste des Entgegenkommens übergeben. Die Statue wurde zum ersten Mal am 19. November 1904 im Army War College in Washington D.C. von Präsident Theodore Roosevelt enthüllt. Am 31. März 1954 wurde die Statue versetzt – der neue Standort ist bei den Carlisle Barracks.
[FREDERICK THE GREAT
THIS BRONZE STATUE OF FREDERICK THE
GREAT, PRUSSIAN EMPEROR OF 18TH CENTURY,
WAS PRESENTED TO THE UNITED STATES BY
KAISER WILHELM II OF GERMANY AS A GESTURE
OF GOOD-WILL. THE STATUE WAS FIRST UNVEILED
19 NOVEMBER 1904, BY PRESIDENT THEODORE
ROOSEVELT AT THE ARMY WAR COLLEGE, IN
WASHINGTON, D.C. THE STATUE WAS MOVED
TO CARLISLE BARRACKS, ON 31 MARCH 1954.]
Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass zeitgleich zur Übergabe des Originals eine Kopie der Steuben-Statue angefertigt wurde, deren Übergabe 1911 an Kaiser Wilhelm II und das deutsche Volk durch den amerikanischen Kongress erfolgte. Das Geschenk war eine Art Gegenleistung für die von Joseph Uphues angefertigte Statue Friedrich des Großen, die der deutsche Botschafter 1904 Präsident Theodore Roosevelt übergab. Viele Jahre lang stand die Statue auf dem Gelände von Fort McNair in Washington, aber dem Wunsch der Bevölkerung folgend, wurde sie sowohl während des Ersten als auch während des Zweiten Weltkriegs entfernt. 1954 wurde sie zum Army War College in Carlisle, Pennsylvania gebracht.
Die Geschichte der Replik der Steuben-Skulptur in Potsdam und Berlin ist eine andere, eine ganz eigene Geschichte, die die Spannungen und Probleme innerhalb der deutsch-amerikanischen Beziehungen im Verlaufe des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Durch Erschütterungen im Zuge eines Bombardements während des Zweiten Weltkriegs wurde die Statue von ihrem Podest gestoßen, wo sie vorher einen Ehrenplatz in der Nähe des kaiserlichen Stadtschlosses in Potsdam hatte, wo sie zur Zeit ihrer feierlichen Übergabe an die deutsch-amerikanische Freundschaft seit der Amerikanischen Revolution erinnerte.
Zur Zeit der Enthüllungsfeier 1911 erinnerte die Replik der Statue von Baron Steuben an die deutsch-amerikanische Freundschaft, die bis dahin seit der Amerikanischen Revolution ungetrübt war. Zwei Deutsch-Amerikaner, Kongressmitglied Richard Bartholdt aus Missouri und Charles B. Wolffram, ein bekannter New Yorker, führten im Auftrag des Kongresses und Präsident Tafts, die Delegation der Vereinigten Staaten von Amerika an. Die Feierlichkeiten fanden an einem damaligen deutschen Feiertag, dem Sedantag statt. Dieser Tag wurde von 1871-1918 im Kaiserreich gefeiert, es ist der Jahrestag der Kapitulation Napoleons III. in Sedan, die den Weg für die Gründung des Kaiserreichs bereitete. Der Nutzen dieser symbolischen Skulptur wird evident, vergegenwärtigt man sich, dass sich die deutsch-amerikanische Freundschaft gewissermaßen an einem Scheidepunkt befand. Auf der einen Seite waren die imperialistischen und militärischen Traditionen Preußens, auf der anderen Seite die in der amerikanischen Republik (bis 1911 auch Kolonialmacht) Deutschstämmigen. Mit dem schützenden Umhang und dem aristokratischen Hut, gab die Steuben-Statue den Menschen zu ihren Füßen eine gemeinsame Basis, die es ihnen erlaubte, sich über Werte, Emotionen und politische Angelegenheiten wie Vaterlandskonzepte, Disziplin, Tapferkeit, Gleichmut, den alten preußischen Adel und das Aufeinandertreffen des neuen deutschen Imperialismus mit dem Amerikanischen Revolution, dem neuen Wohlstand, der jungen Demokratie und dem Stolz der populistischen deutschstämmigen Amerikaner.
Bis zu dem Tag des Bombardements am 14./15. April 1945, kurz bevor der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende (8. Mai 1945) und die Alliierten als Sieger hervorgingen, stand die Steuben-Skulptur an ihrem Ehrenplatz in der Nähe des Potsdamer Stadtschlosses – doch aufgrund der Detonationen fiel sie von ihrem Podest.
Nach der Kapitulation Deutschlands erlangte Potsdam, das den Krieg im Vergleich zu Berlin zu großen Teilen unversehrt überstanden hatte, Bekanntheit durch die dort durchgeführte Konferenz (17. Juli – 2. August 1945), die US-Präsidenten Harry Truman, den britischen Premierminister Winston Churchill (er wurde während der Konferenz durch den neuen Premier Clement Atlee ersetzt) und den Premierminister der Sowjetunion Joseph Stalin zusammenbrachte, um dort das weitere Vorgehen in Asien zu diskutieren und über das Schicksal Europas zu entscheiden. Die Staatschefs tagten im Schloss Cäcilienhof, das während des Ersten Weltkriegs für den deutschen Kronprinz Wilhelm und dessen Frau Cäcilie von Mecklenburg-Schwerin gebaut wurde. Heute sind die Räumlichkeiten, in denen nach dem Krieg über das Schicksal der Welt entschieden wurde, als Museum zugänglich. Die anderen Teile des Anwesens wurden mittlerweile zum Hotel umfunktioniert. In Anbetracht der physischen und moralischen Zerstörung, die sie umgab, war den Überlebenden das weitere Schicksal des Denkmals selbstverständlich ziemlich gleichgültig.
Nachdem die Teilung Deutschlands in eine amerikanische, eine britische, eine französische und eine russische Besatzungszone vollzogen war, befand sich Potsdam – und damit die Statue Steubens – in der russischen Zone, die später zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde. Nach jahrelangen internen Debatten darüber, ob der historische Stadtkern erhalten bzw. saniert werden sollte – etwa die Hälfte war in dem folgenschweren Bombenangriff vom 14. April 1945 zerstört worden – entschloss sich die Regierung der DDR dafür. Es sollte jedoch nur ein kleiner Teil davon erhalten bleiben. Der Rest, den einige als permanente Erinnerung an das preußische Militär wahrnahmen, wurde man auf diese Weise los. In den Jahren 1959 und 1960, also 15 Jahre nach der schwerwiegenden Bombardierung des Gebäudes, wurden auch die bis dahin noch stehenden Mauern des Stadtschlosses gesprengt und zerstört - nur die Nebengebäude blieben weiterhin stehen.
Die Statue wurde eingelagert, denn in der DDR wusste man Baron Steuben politisch nicht klar einzuordnen, er galt dort als Inbegriff preußischer Militärtradition und obendrein als Verkörperung deutsch-amerikanischer Freundschaft. Irgendwie gelangte die Skulptur dann nach West Berlin und im Mai 1987 wurde sie dank der finanziellen Unterstützung einiger deutscher und amerikanischer Firmen im Rahmen der 750-Jahrfeier Berlins wieder auf einer Grünfläche an der Clay-Allee gegenüber des US-Militärhauptquartiers aufgestellt.
Das Podest trägt folgende informative Inschrift:
FRIEDRICH WILHELM VON STEUBEN
PREUSSISCHER OFFIZIER UNTER FRIEDRICH DEN
GROSSEN, UNTER GEORGE WASHINGTON
GENERALINSPEKTEUR UND KÄMPFER FÜR DIE
FREIHEIT DER VEREINIGTEN STAATEN. DAS
URBILD DIESES DENKMALS GESCHNITTEN VON
ALBERT JAEGERS STEHT IN WASHINGTON
EINE ABFORMUNG STAND ALS GESCHENK
DES KONGRESSES DER USA VON 1911 BIS
1945 IN POTSDAM. HIER NEUERRICHTET 1987
AUS ANLASS DER 750-JAHRFEIER BERLINS
ALS ZEICHEN DER FREUNDSCHAFT ZWISCHEN
DEM DEUTSCHEN UND DEM AMERIKANISCHEN
VOLK MIT UNTERSTÜTZUNG DER
BERLINER BANK AG WACKER-CHEMIE GMBH
AMERICAN CHAMBER OF COMMERCE IN GERMANY
PAN AMERICAN WORLD AIRWAYS INC.
STIFTUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ
BERLIN IM MAI 1987
Dies mag den Anschein haben, das Ende der Geschichte wäre erreicht, doch seit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands ist Potsdam – jetzt Sitz des Landesparlaments Brandenburg – bemüht, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und alte Fehler wieder gutzumachen. Teil dieser Unternehmung war es, das einst berühmte Steuben-Monument nicht weit von seinem ursprünglichen Standort wieder aufzustellen – diesmal hinter dem "Marstall", der 1685 ursprünglich als Orangerie gebaut wurde und ab 1714 als Stallung verwendet wurde. Er war der einzige Teil des kaiserlichen Stadtschlosses, der überlebt hatte. Die ehemaligen Ställe wurden wunderschön saniert und beherbergen seit 1981 das Filmmuseum – ursprünglich das Filmmuseum der DDR, jetzt das Filmmuseum Potsdam.
Aus einer Replik von Albert Jaegers Statue, die dem amerikanischen Kongress 1911 präsentiert wurde, sind drei geworden: eine in Berlin, eine zweite in Potsdam und eine weitere in Magdeburg. Für sein relativ kurzes Leben, hat das Monument bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich, aber offenbar spricht es weiter zu uns in der mysteriösen Sprache der Kultur, Politik und Historie.
Albert Jaegers, Bildhauer
Die Statue von Steuben in Washingtons LaFayette Park ist die Arbeit des in Deutschland geborenen Architekten Albert Jaegers, der am 28. März 1868 in Elberfeld, seit 1929 Teil der Stadt Wuppertal, in Nordrhein-Westfalen geboren wurde. Jaegers kam als Kind in die USA und wuchs in der deutsch-amerikanisch geprägten Stadt Cincinnati auf, wo er in einem Architektenbüro Arbeit fand und sich als Autodidakt zum Künstler entwickelte. Seine jüngere Schwester, Augustine Jaegers, war ebenfalls eine bekannte Bildhauerin. 1889 zog Jaegers nach New York. Im Jahr 1912 wurde er in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Außer für die Steuben-Statue ist Jaegers auch für das Denkmal für Francis Daniel Pastorius bekannt, das sich im Vernon Park im Gebiet Germantown in Philadelphia befindet. Das Pastorius-Denkmal erinnert an die Gründung von Germantown 1683 und wurde vom amerikanischen Kongress sowie der German-American Alliancefinanziert; der Gründungsstein wurde 1908 zum 225. Jubiläum der Gründung gelegt. Jaegers entwarf das Denkmal 1912, im Jahr 1917 wurde es fertiggestellt. Der Eintritt der Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg in demselben Jahr führte jedoch dazu, dass das Denkmal in einer hölzernen Kiste verschwand; es wurde schließlich im November 1920 eingeweiht.
Jaegers schuf ein weiteres Werk mit ähnlichem Schicksal: Seine Skulptur namens "Germany" (Deutschland), die er 1907 für das United States Customs House in New York als eine von zwölf Skulpturen fertigstellte, welche die geschäftstreibenden und seefahrenden Mächte der antiken und der modernen Welt symbolisieren sollten, wurde geändert und 1918 in "Belgium" (Belgien) umbenannt. Laut dem Smithsonian American Art Museum's Inventories of American Painting and Sculpture stellte das Werk ursprünglich eine Frau dar, die auf ein antikes Schild lehnte, welches das Wort 'Kiel' eingraviert hatte - die Insignie des Kaiser Wilhelm.