Kinder- und Jugendromanen heute
Von Flucht, Rassismus und Armut (Teil 2)

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Von Jana Mikota

Sozioökonomische Situation

Die sozioökonomische Situation von Kindern spielt in der Kinder- und Jugendliteratur eine wichtige Rolle, wurde aber bislang noch nicht genügend untersucht. Ein Blick in die aktuelle Kinder- und Jugendliteratur zeigt, dass sich der Blick auf Armut wandelt. Während Mirjam Pressler bspw. in ihrem Kinderroman Novemberkatzen (1982) Armut auch als Auslöser für Gewalt und Lieblosigkeit in der Familie zeigt, Susan Oppel-Götz in ihrem Roman Außerirdisch ist woanders (2012) den Kontrast zwischen einem Jungen aus einem ärmeren und einem Jungen aus einem besser situierten Elternhaus schildert, die Lebenswelten der beiden Jungen als sehr unterschiedlich darstellt, so weitet bereits Kirsten Boie in ihrem Roman Entführung mit Jagdleopard (2015) den Blick und zeigt, dass Kinder in sozialen Brennpunkten oder in sozioökonomisch schwachen Verhältnissen nicht nur Gewalt, Hunger oder Lieblosigkeit erfahren, sondern auch glückliche Momente. Zwar zeigt Kirsten Boie auch zerrüttete Familienverhältnisse, die Mutter ist alkoholkrank, die Väter der Kinder nicht anwesend und auch die Großmutter kümmert sich nicht ausschließlich um ihre Enkel. Aber: Die Kinder können sich jedoch auch um sich selbst sorgen, bewältigen die krisenhaften Situationen und humorvolle Momente sorgen für Entlastung. Kirsten Boie zeichnet das Leben im sozialen Brennpunkt nicht stereotypenhaft nach, sondern blickt sensibel auf die dort lebenden Kindern und mutet ihnen auch fröhliche Momente zu.

Einen anderen Weg wählen Romane wie Im Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel (2019) sowie die Fortsetzung Nächste Runde. Die Bukowskis boxen sich durch (2020) von Will Gmehling oder Übersetzungen wie Irgendwo ist immer Süden (2020) von Marianne Kaurin und Adresse unbekannt (2020) von Susin Nielsen, die neben Armut auch das bislang im Kinder- und Jugendbuch wenig repräsentierte Thema Obdachlosigkeit aufgreifen. Will Gmehling erzählt bspw. in seinen beiden Bänden von den Geschwistern Bukowski, die im ersten Band aufgrund der finanziellen Nöte der Familie, ihre Ferien zu Hause verbringen müssen. Im Freibad retten sie ein Kleinkind, bekommen Freikarten und verleben einen schönen Sommer. Mit der liebevollen Geschwisterbeziehung, aber auch die Darstellung der erwachsenen Figuren wird Lebensfreude vermittelt und unterscheiden sich von den bereits genannten früheren Romanen, die das Leben in eher sozioökonomisch benachteiligten Familien zeigen.

Uticha Marmon greift in ihrem Roman Das stumme Haus (2021) die Pandemie auf und erzählt, wie im Frühjahr 2020 sich das Leben von unterschiedlichen Kindern in einem Berliner Mehrfamilienhaus gewandelt hat. Die Familien sind nicht wohlhabend, oft kinderreich und leben auf beengtem Raum. Marmon zeichnet sensibel die Konflikte, die in einem Lockdown entstehen, zeigt die Sorgen und Ängste der Kinder, aber auch die Auswirkungen auf ihre Eltern. Diese sind teilweise in Kurzarbeit oder müssen in systemrelevanten Berufen weiter arbeiten voller Sorge, sich oder ihre Familien anzustecken. Die Tafeln schließen und damit fehlen Nahrungsmittel. Eingebettet ist die schwierige Situation in einen Kriminalfall und die Autorin entlastet so die kindlichen Leserinnen. Die Autorin beschreibt den status quo während der ersten Monate der Pandemie und zeigt die Ohnmacht der Erwachsenen, die die Situation nicht verstehen und auch nicht ihren Kindern erläutern können. Die Ursachen werden nicht thematisiert, was für ein Kinderbuch jedoch zu komplex wäre.

Flucht/ Integration

Das Thema Flucht ist kein neues Thema der Kinder- und Jugendliteratur, sondern blickt auf eine lange Tradition zurück. Im Kontext der Exilliteratur bspw. entstanden Kinder- und Jugendromane, in denen die Flucht von Kindern aus dem nationalsozialistischen Deutschland erzählt wird. Exemplarisch können die Romane von Lisa Tetzner, Erika Mann oder auch Adrienne Thomas genannt werden. Seit 2000 werden vermehrt Kinder- und Jugendromanen veröffentlicht, in denen aktuelle Fluchten aus Kriegsgebieten erzählt werden. Nach 2015 erschienen weitere Kinder- und Jugendromane, wobei auch die Frage nach Integration und Ankunft in den neuen Ländern zu einem wichtigen Thema wurden. Anhand von Einzelschicksalen werden Fluchten vor Bedrohung durch Kriege, Terror und Naturkatastrophen einem kindlichen und jugendlichen Publikum präsentiert. Wichtig ist jedoch, dass die Romane nicht nur geflüchtete Kinder zeigen, sondern auch ihr Leben vor der Flucht schildern. Exemplarisch genannt sollen Kinderromane wie Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor (2012) von Joke van Leeuwen, Vielleicht dürfen wir bleiben (dt. 2015) von Ingeborg Kringeland Hald oder Mein Freund Salim (2015) von Uticha Marmon sowie Jugendromane wie Zeit der Wunder (dt. 2011) von Anne-Laure Bondoux. Kinderromane erzählen unterschiedlich über flüchtende Menschen: Einerseits werden die Geschehnisse in konkrete historische Ereignisse eingebettet (bspw. Vielleicht dürfen wir bleiben), andererseits werden Kriegshandlungen und die daraus resultierende Flucht geschildert, ohne diese in konkrete Ereignisse einzubetten (bspw. Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor oder Jenseits des Meeres). Der Kinderroman Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor von Joke van Leeuwen greift Themen wie Krieg, Flucht, Schlepperbanden und Mehrsprachigkeit auf. Im Mittelpunkt steht die namenlose Erzählerin Tonda, die aufgrund eines Krieges ihre Heimat verlassen muss und in die Heimat ihrer Mutter flieht. Zurück bleiben ihre Großmutter sowie der Vater, der vor dem Krieg Feinbäcker war, und jetzt im Krieg kämpfen muss. Der Roman Vielleicht dürfen wir bleiben thematisiert Abschiebung. Der elfjährige Albin, der vor fünf Jahren mit seiner Mutter und seinen jüngeren Schwestern aus Bosnien nach Norwegen aufgrund seiner Religionszugehörigkeit fliehen musste, hat in Norwegen ein Zuhause gefunden und soll dennoch nach Bosnien zurück. Obwohl in Bosnien Frieden herrscht, sind sie nach wie vor als Muslime bedroht und fürchten die Rückkehr. Albin versteckt sich in einem Auto, fährt in die Berge und findet im tiefsten Winter eine einsame Hütte. Er streift durch die Wälder, beobachtet zwei Mädchen mit ihren Großeltern, hungert und friert. In Rückblenden erinnert er sich an sein Zuhause in Bosnien, an die Ermordung seines Vaters und die Flucht der Familie. Sie erlebten all die Brutalitäten, die den meisten Leserinnen und Lesern aus der Zeitung bekannt sein dürften. Albin möchte in Oslo bleiben, hat bereits Freunde gefunden und spricht auch die Sprache. Die Autorin Ingeborg Kringeland Hald nähert sich sensibel der Thematik Flucht und Abschiebung und wählt die Perspektive eines Kindes, der als 6-Jähriger den Krieg in Bosnien er- und überlebt hat. Die dichten und genauen Beschreibungen der Flucht, die Ängste und Gefahren werden überzeugend und die bis heute das Leben Albins beschreiben. Alle drei Kinderromane wählen die kindliche Erzählperspektive, um die Erfahrungen des Krieges, der Flucht und der Ankunft in einem neuen Land zu schildern. Es sind keine Freundschaftsgeschichten zwischen Kindern mit und ohne Fluchterfahrung, sondern konzentrieren sich ausschließlich auf die Flüchtlingskindheit. Die Autorin Cornelia Franz schreibt zwei Romane, in denen sie zu der Thematik Flucht unterschiedliche Akzente setzt. Mit Wie ich Einstein das Leben rettete (2020) schreibt sie einen historischen Kinderroman, kombiniert den Aspekt der Zeitreise mit der Flucht aus Europa in die USA. In ihrem aktuellen Roman Calypsos Irrfahrt (2021) wendet sich Cornelia Franz der aktuellen Flucht und situiert die Handlung auf dem Mittelmeer, also jenem Ort, an dem sich fast täglich menschliche Tragödien ereignen. Im Mittelpunkt steht eine deutsche Kleinfamilie, die ihren Sommerurlaub auf einem Segelboot verbringen und von Hafen zu Hafen segeln. Oscar langweilt sich, seine Eltern haben ihm nicht erlaubt, dass sein Freund mitkommt und er empfindet die Enge des Bootes als beengend, denn „[i]mmer nur mit Papa oder Mama in der Gegend herumzuschwimmen war auch nicht wirklich lustig“ (Franz 2021, S. 7). Dann taucht plötzlich ein Rettungsboot auf, in dem sich zwei fast verdurstete Kinder befinden und den Eltern ist klar, dass es sich um Geflüchtete handeln muss. Sie wollen die Kinder in den nächsten Hafen bringen, denn sie müssen ärztlich untersucht werden. Aber sie scheitern an den strikten Einreisebedingungen und müssen schließlich sehen, wie sie die Kinder retten. Autorinnen wie Rieke Partwardhan konzentrieren sich in ihren Geschichten auf die Frage der Ankunft. Partwardhan erzählt in ihren Bänden Forschungsgruppe Erbsensuppe oder wie wir Omas großem Geheimnis auf die Spur kamen (2019) und Forschungsgruppe Erbsensuppe auf neuer Mission oder wie wir ein Haus kaperten und Linas Geheimnis auf die Spur kamen (2021) von den drei Kindern Nils, Evi und Lina. Lina ist neu in der Klasse, kommt aus Syrien und die Autorin schafft es mit einer sensiblen Leichtigkeit die Thematik Integration in einen spannende Kriminalhandlung einzubetten, ohne die Ängste des Mädchens zu trivialisieren.

Mit Romanen wie Trainkids (2015) von Dirk Reinhardt, Kinshasa Dreams (2012) von Anna Kuschnarowa, Zeit der Wunder oder Das Schicksal der Sterne (2015) von Daniel Höra wird das Thema Flucht auch unterschiedlich für Jugendliche aufgearbeitet. Trainkids zeigt anhand einer Gruppe mexikanischer Jugendlicher, wie diese aus Mexiko in die USA fliehen möchten. Auch sie müssen sich mit Grenzkontrollen, Schlepperbanden, Misstrauen und Geldfragen auseinandersetzen. In Kinshasa Dreams ist es dann die Flucht eines Jungen aus Afrika, da er auf dem Kontinent keine Zukunftschancen sieht. Neben den bereits erwähnten Themen wird hier auch die Frage des Fundamentalismus gestreift, denn die Hauptfigur begegnet radikalen Islamisten. Daniel Höra, der in seinen Romanen immer wieder aktuelle Probleme aufgreift, entfaltet in seinem aktuellen Roman Das Schicksal der Sterne zwei Flüchtlingsschicksale. Da ist zunächst der Junge Adib. Er lebte mit seinen Eltern und seinen Brüdern in Afghanistan. Als sein Vater von der Taliban ermordet wurde, musste er mit seiner Mutter und seinen Brüdern fliehen. Schließlich kamen sie nach Berlin, beantragten Asyl und leben seitdem in einem Flüchtlingsheim. Zufällig lernt Adib den fast 90jährigen Karl kennen. Karl selbst kam ebenfalls als Flüchtling nach Berlin und zwar unmittelbar nach Kriegsende. Seine Flucht schildert ein zweiter Erzählstrang. Beide, Adib und Karl, kommen sich näher und es ist vor allem Karl, der immer wieder auch bestimmte Vorurteile revidieren muss und sich öffnet. Die Verbindung der beiden Flüchtlingsschicksale ist geschickt und wird detailliert erzählt.

Im Jugendroman spielen jedoch ähnlich wie im Kinderroman nicht nur aktuelle Fluchten eine Rolle, sondern Romane wie Gertrude grenzenlos (2018) von Judith Burger oder Im Land der weißen Schokolade (2021) von Martin Dolejs erzählen von Fluchten aus der ehemaligen DDR oder der ehemaligen Tschechoslowakei. Burger schildert in ihrem Roman, wie eine Freundin der Hauptfigur Gertrude ihr Land verlassen möchte, Dolejs, der selbst in den 1980er Jahren mit seinen Eltern in den Westen geflohen ist, erzählt in seinem biografisch geprägten Roman, wie Martin in den Westen kommt, unmittelbar an der Grenze erleben muss, dass seine Eltern verhaftet werden, und er mit einem Freund seiner Eltern in die BRD kommt. Geschickt spielt der Autor mit Erwartungen, zeigt den Blick auf den Westen. Beide Romane setzen sich mit der Zeitgeschichte auseinander.

Interkulturalität

Im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert ist eine interkulturelle Gesellschaft selbstverständlich und auch ein demokratisches Miteinander gehört zu der Alltagswelt der Kinder. Besonders beliebt in der Kinderliteratur ist daher der Entwurf einer multikulturellen Gesellschaft, die scheinbar funktioniert. Dennoch haben auch diese Kinderromane die Funktion, den Kindern unterschiedliche Lebensweisen vorzustellen und das Fremde als etwas Positives zu betrachten. Allerdings wird das Miteinander nicht idealisiert, sondern es werden auch Probleme wie Rechtsradikalismus und Ausgrenzung angedeutet.

Zoran Drvenkar ist 1967 in Krizevci (Jugoslawien) geboren, zog jedoch mit seiner Familie im Alter von drei Jahren nach Berlin, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Seine Kindheit und Jugend hat er in seinen beiden Romanen Niemand so stark wie wir (1998), zugleich sein erster Roman, der mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis prämiert wurde, und Im Regen stehen (2000), mit diesem Roman wurde er für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, beschrieben. Heute lebt der Autor in Potsdam, schreibt mittlerweile auch Romane für Erwachsene und wurde immer wieder prämiert.Im Mittelpunkt der Geschichte Niemand so stark wie wir (1998) steht Zoran, der im Berlin der 1970er Jahre aufwächst und etwa 12 Jahre alt ist. Er ist mit Adrian, Eli und Karim befreundet, die ihre Freizeit miteinander verbringen und nur vereinzelt über ihre Herkunft nachdenken. In der Kindergruppe findet sein wahres Leben statt, Familie und Schule sind unwichtiger und werden sogar als störend empfunden. Zorans Familie sieht wie folgt aus: Seine Mutter kocht weiterhin jugoslawisch, schimpft serbokroatisch und sein Vater vermisst die Heimat, versucht zugleich seiner Familie ein gutes Leben in Deutschland zu ermöglichen. Eigentlich möchte die Familie jedes Jahr nach Jugoslawien, doch wegen Geldmangel müssen sie in Berlin bleiben. Zoran genießt es, seine Sommerferien in Berlin mit seinen Freunden zu verbringen, vermisst seine frühere Heimat kaum. Doch weitaus bedeutender als der jugoslawische Alltag Zuhause ist das Umfeld von Zoran direkt in Berlin: Er ist mit seinen Freunden auf den Straßen unterwegs, sie spielen gemeinsam Fußball, sprechen über Mädchen und das Erwachsenwerden. Obwohl die Jungen aus unterschiedlichen Familien und mit verschiedenen Sprachen aufwachsen, sprechen sie untereinander Deutsch, zu Hause dann die Muttersprache. In der Jungengruppe, so könnte man vereinfacht sagen, erfährt Zoran eine Sozialisation, die ihn sicherlich genauso stark, wenn nicht sogar stärker prägt als seine Familie und damit seine jugoslawische Herkunft. Drvenkar hat mit seinen Romanen, das stellt Annette Kliewer zurecht fest, neuen Boden betreten und den Weg für eine neue Migrantenliteratur geebnet, aber auch einen anderen Umgang mit Interkulturalität innerhalb der Kinder- und Jugendliteratur entworfen. Die deutschsprachige Autorin Antonia Michaelis setzt die Idee Interkulturalität in ihrer Reihe Kreuzberg 007 (2009-2012) ganz selbstverständlich um. Aufgenommen wird eine multikulturelle Kindergruppe, die in Berlin des 21. Jahrhunderts operiert. 2012 erscheint der Kriminalroman Der Junge, der Gedanken lesen konnte (2012) von Kirsten Boie, der sich hinsichtlich des Genremusters an Steinhöfel orientiert, aber neue Wege innerhalb einer interkulturellen Kinder- und Jugendliteratur beschreitet. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Jungen Valentin, der mit seiner Mutter aus Kasachstan nach Deutschland kam. Er ist nach einem erneuten Umzug neu in der Stadt, es sind zudem Sommerferien und er durchstreift seine neue Umgebung, lernt den Jungen Mesut, dessen Eltern aus der Türkei kamen, kennen und gemeinsam lösen sie einen Kriminalfall. Neu ist hier der Perspektivenwechsel, denn es ist ein Kind mit Migrationshintergrund, das die Geschichte erzählt. Den Lesern wird somit ein Perspektivenwechsel angeboten und Kirsten Boie setzt somit das konsequent fort, was Zoran Drvenkar bereits zu Beginn des 21. Jahrhunderts begonnen hatte. Als aktuelles Beispiel soll noch auf den Kinderroman Pembo. Halb und halb macht doppelt glücklich (2020) von Ayse Bosse, in der mit Pembo ein Mädchen mit einer hybriden Identität vorgestellt wird. Ihr Vater ist Türke, ihre Mutter Deutsche und die ersten Jahre hat die Familie in der Türkei am Mittelmeer gelebt und zieht dann nach Hamburg.

Im Jugendbuch ist die Darstellung einer vielfältigen Gesellschaft breit gefächert und der Begriff Interkulturalität ist weit gefasst: Autorinnen und Autoren erzählen nicht nur von Migration und Ankunft, sondern schildern auch die Unterschiede zwischen Arm und Reich oder zwischen Stadt und Dorf. Eine der interessantesten Stimmen dürfte dabei der Autor Christian Duda sein. Mit Gar nichts von Allem (2017) erzählt er die Geschichte von Magdi, der eine deutsche Mutter und einen arabischen Vater hat. In den 1970er Jahren angesiedelt erzählt Duda von einem Alltagsrassismus, den Magdi und seine Geschwister erleben, von der Gewalt zu Hause und schließlich auch von dem Mut, sich selbst zu finden. Es existieren bislang wenige Texte, in denen das Leben der Menschen mit und ohne Migration in früheren Jahrzehnten thematisiert wird.
 

Forschungsliteratur

  • Gansel, Carsten: All-Age-Trends und Aufstörungen in der aktuellen Literatur für junge Leser. In: Der Deutschunterricht H. 4, 2012, S. 2-11.
  • Gansel, Carsten: Moderne Kinder- und Jugendliteratur. Vorschläge für einen kompetenzorientierten Unterricht. Cornelsen: Berlin 42010.
  • Kliewer, Annette (2004): Pädagogik der Vielfalt: Zoran Drvenkar: Niemand so stark wie wir. In: Kliewer, Annette/Schilcher, Anita (Hg.): Neue Leser braucht das Land! Zum geschlechterdifferenzierenden Unterricht mit Kinder- und Jugendliteratur. Schneider: Hohengehren, S. 172-181.
  • Kümmerling-Meibauer, Bettina: Kinder- und Jugendliteratur. Eine Einführung. WBG: Darmstadt 2012.
  • Wrobel, Dieter: Individualisiertes Lesen. Leseförderung in heterogenen Lerngruppen. Theorie – Modell – Evaluation. Schneider: Baltmannsweiler 2008.
  • Wrobel, Dieter: Kinder- und Jugendliteratur nach 2000. In: Praxis Deutsch, Nr. 224, 2010, S. 4-11.

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