Podiumsdiskussion Zur Vielfalt und Erhaltung der Kultur in Afghanistan und im Exil

Key Visual Afghanistan © Goethe-Institut im Exil

Sa, 01.07.2023

18:00 Uhr

ACUD Studio

Viele Menschen in Europa haben wenige bis gar keine Kenntnisse von afghanischer Kunst und Kultur. Wenig ist bekannt über die Kulturlandschaft des Landes vor der erneuten Machtübernahme der Taliban, vor der Militärpräsenz der USA und der Nato, aber auch vor der sowjetischen Invasion. Die Exilierung vieler Kulturschaffender in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass es auch unter Afghan*innen der Diaspora hierzu unterschiedliche Ansichten gibt.  
 
Seit der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 haben viele Afghan*innen auch in Deutschland Schutz und Asyl gesucht, auch bei den Kulturschaffenden gibt es mittlerweile mehrere Diaspora-Generationen. Was bedeutet „afghanische Kultur“ für sie, kann überhaupt von der „einen“ afghanische Kultur gesprochen werden? Wie sieht sich die afghanische Diaspora selbst und wie wird sie wahrgenommen?  
 
Welche Vorstellungen existieren über afghanische Kultur? Wie können Kulturschaffende auf die Situation in ihrem Land aufmerksam machen und zugleich nicht nur als Exilierte oder Geflüchtete, sondern als Künstler*innen wahrgenommen werden? Oft wird afghanische Kunst in Deutschland als homogenes Konstrukt angesehen und ihre Akteur*innen viktimisiert. Mit diesem Panel sollen neue Perspektiven auf den Mythos der Homogenität der afghanischen Kultur und Kunstszene eröffnet werden. Ebenfalls besprochen werden soll die Frage, wie Kunst das reine Opfernarrativ über die afghanische Gesellschaft durchbrechen kann.  

Moderation: 

Zainab Farahmand © Sajjad Sangar Zainab Farahmand ist freie Journalistin aus Afghanistan, die für verschiedene Zeitungen in Berlin sowie für die Welt und das Zenith Magazine arbeitet. In Afghanistan schrieb sie für Hasht e Subh Daily News. Im Jahr 2016 wurde sie Mitglied des Sahar Speaks International Female Journalists Network. 2018 wurde sie für eine Reportage über ein Mädchen, das Schauspielerin werden wollte, in die Top 10 der besten Journalist*innen Afghanistans gewählt. Sie erwarb 2015 ihren Bachelor in persischer/Dari-Literatur an der Universität Kabul und 2017 in Politikwissenschaften an der Gawharshad-Universität, ebenfalls in Kabul. 

Gäste: 

Mohsen Saifi © Nazar Mohammadi Mohsen Saifi studierte klassische Gitarrenmusik an der Universität Kabul. Dort arbeitete er als Gitarrendozent, Orchesterleiter und Programmmanager. Neben Musikleitfäden für Studierende und Bücher über die Funktion der Gitarre in der Musikwelt publizierte er ein Werk zur Herstellung von afghanischen Musikinstrumenten. Dieses war Teil einer kooperativen Musikforschung zwischen der Universität Weimar und der Universität Kabul. In Deutschland setzt er seine musikalischen Aktivitäten fort und ist Mitglied der Forschungsgruppe für Orchestermusik in Afghanistan, die von der Universität Sheffield in England geleitet wird. Er komponierte ein Orchesterstück nach einem traditionellen afghanischen Lied, das im Juni 2022 vom Oxford Philharmonic Orchestra gespielt wurde. 
 

Mahbuba Maqsoodi © Atelier Maqsoodi Mahbuba Maqsoodi ist Bildende Künstlerin, die in Afghanistan geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Ihr Vater gründete in Herat eine Schule für Mädchen, beide Eltern waren sehr liberal. Doch in der traditionellen Gesellschaft wurden selbstbewusste Frauen nicht gern gesehen. Als eine der sieben Schwestern von einem islamistischen Terroristen erschossen wurde, verließ Mahbuba das Land. Ein Kunststipendium führte sie zunächst für einige Jahre nach Russland und brachte sie schließlich nach Deutschland, wo ihr politisches Asyl gewährt wurde und wo sie eine neue Heimat fand. 

Siddiq Barmak © Stefano Spinelli Siddiq Barmak wurde 1962 in Afghanistan geboren und erwarb 1987 einen MA in Filmwissenschaften am VGIK in Moskau. Sein Spielfilmdebüt „Osama” (2003) wurde auf vielen renommierten Festivals wie Cannes, Busan und London ausgezeichnet und bei den Golden Globe Awards (2004) als bester fremdsprachiger Film prämiert. Sein zweiter Film „Opium War” (2008) wurde ebenfalls auf zahlreichen Festivals (u.a. Rom, Pristina) als bester Film ausgezeichnet. 
Weitere Aktivitäten in Barmaks Karriere waren die Herausgabe des ersten Filmmagazins in Afghanistan und das Unterrichten von Film an der Universität Kabul. Barmak lebt nun in Frankreich und arbeitet an seinem nächsten Film. 
 
Shamayel Shalizi © Astra Pentaxia Shamayel Shalizi ist eine afghanische Multimedia-Künstlerin und Gründerin der Schmuck- und Bekleidungslabels Blingistan, das sich auch in den Bereichen Communitybuilding und Wissensvermittlung engagiert. Shamayel Shalizi engagiert sich in verschiedenen Grassroot-Organisationen in Afghanistan und ist Co-Moderatorin des Podcasts „Diaspora Passing”, der darauf abzielt, die Beziehungen innerhalb der globalen afghanischen Gemeinschaft zu stärken. Im November 2021 veröffentlichte sie eine Gedichtsammlung mit dem Titel „Shut Up/ چپ باش/ Заткнись". Zudem nutzt sie Malerei, Fotografie, Videografie und Installationen, um Themen wie Identität, Trauma, Imperialismus, Krieg, Vertreibung und Heimat zu ergründen. 

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