Poesiegespräch - 25. poesiefestival berlin Literaturen im Exil: Marianna Kijanowska & Oksana Maksymchuk

Oksana Maksymchuk & Marianna Kiyanovska Fotos: © Natalya Mykhailychenko, Wissenschaftskolleg zu Berlin © Maurice Weiss

Di, 16.07.2024

17:30 Uhr

silent green Kulturquartier

so that tomorrow they be not all forgotten

Mit Marianna Kijanowska und Oksana Maksymchuk begegnen sich zwei ukrainische Dichterinnen, die auf je unterschiedliche Weise über Gewalt und Krieg schreiben.

Marianna Kijanowska (geboren 1973 in Nesterow, heute Schowkwa, Oblast Lwiw) arbeitet an einer Trilogie, in deren beiden ersten Teilen sie sich mit historischen und aktuellen Kriegsverbrechen auseinandersetzt. In Babyn Jar. Stimmen (Suhrkamp Verlag 2024, deutsche Übersetzung: Claudie Dathe) schreibt sie aus der Sicht der Opfer, die 1941 von der deutschen Wehrmacht in einer Schlucht in der Nähe Kyjiws ermordet wurden. Ein Chor der Toten erklingt, Stimmen, die sich voneinander lösen und wieder verbinden und die sich dauerhaft den Leser*innen in Erinnerung rufen. Im Zentrum des zweiten Bandes Der Blitz begegnet Wind und Wasser steht der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der abschließende Teil, der noch in Vorbereitung ist, wird Krieg allgemein als Phänomen radikaler Grenzerfahrung behandeln. 
Oksana Maksymchuk (geboren 1982 in Lwiw) übersetzt die Gedichte Kijanowskas ins Englische. Sie selbst legte als Dichterin zwei preisgekrönte Bände auf Ukrainisch vor: Xenia und Lovy. Außerdem ist sie Mitherausgeberin von Words for War: New Poems from Ukraine (Academic Studies Press 2017), einer Anthologie, die international für viel Aufsehen sorgte. (Darin enthalten sind auch Gedichte von Marianna Kijanowska). Der dritte Gedichtband von Oksana Maksymchuk, Still City (Carcanet Press 2024), wurde auf Englisch geschrieben. Er ist eine Art Tagebuch in Gedichtform, in ihm rekonstruiert sie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen (soziale Medien, Nachrichten, Zeugenaussagen, Fotografien etc.) die Zeit des russischen Angriffs, eines Zivilisationsbruches mit Ansage. Sie selbst sagt: „In den Monaten vor der großangelegten Invasion habe ich festgehalten, wie sich Lebensweisen, Denkweisen und Gefühle aufgrundeiner Katastrophe verändert habenund den alltäglichen Ritualen einen Hauch von Endgültigkeit verliehen haben."

Das Gespräch wird moderiert von Irina Bondas.

Gäste

Marianna Kiyanovska Wissenschaftskolleg zu Berlin © Maurice Weiss

Marianna Kijanowska, geboren 1973 in Schowkwa, Ukraine, ist Autorin von mehr als einem Dutzend Gedichtbänden, zuletzt Живі перетворення (Duch i litera 2020, zu Dt. etwa: Lebendige Übergänge) und Блискавка зустрічає вітер і воду (Duch i litera 2023, zu Dt. etwa: Der Blitz begegnet Wind und Wasser). Sie veröffentlichte Kurzgeschichtensammlungen und mehrere Bücher mit Übersetzungen vor allem polnischer, litauischer, weißrussischer und tschechischer Lyrik. Kijanowska ist Mitglied des ukrainischen PEN und des Nationalen Schriftstellerverbands der Ukraine. Für ihr Werk erhielt sie zuletzt den Internationalen Zbigniew Herbert Literaturpreis (2022) und den Stanley Peterson Literary Fund Award (2023). Auf Deutsch erschien im Mai 2024 beim Suhrkamp Verlag Babyn Jar. Stimmen. Marianna Kijanowska lebt zur Zeit in Krakau.
 

Oksana Maksymchuk © Natalya Mykhailychenko

Oksana Maksymchuk, geboren 1982 und aufgewachsen in Lemberg, Ukraine, ist eine zweisprachige ukrainisch-amerikanische Dichterin, Wissenschaftlerin und Literaturübersetzerin. Zwei preisgekrönte Gedichtbände sind von ihr in ukrainischer Sprache erschienen: Xenia (Piramida Publishers 2005) und Lovy (Smoloskyp Press 2008). Ihr englischsprachiger Debütband Still City wurde für die Pitt Poetry Series 2024 ausgewählt und erscheint demnächst bei University of Pittsburgh Press (USA) und Carcanet Press (Großbritannien). Maksymchuk ist Mitherausgeberin der Anthologie Words for War: New Poems from Ukraine (Academic Studies Press/Harvard Ukrainian Research Institute 2017) und Co-Übersetzerin mehrerer Gedichtbände. Sie ist u.a. Trägerin des National Endowments for the Arts Translation Fellowship, des American Association for Ukrainian Studies Translation Prize. Maksymchuk hat an der Northwestern University in Philosophie promoviert. Derzeit unterrichtet sie kreatives Schreiben an der University of Chicago.


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Diese Veranstaltung ist eine Kooperation des Haus für Poesie und der Reihe "Literaturen im Exil" vom Goethe-Institut im Exil, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin. Das poesiefestival berlin ist ein Projekt des Haus für Poesie in Kooperation mit dem silent green Kulturquartier und der Akademie der Künste und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
 

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