Bildung in der Emigration  Wie der ukrainische Unterricht in Litauen Wirklichkeit wurde

Schüler*innen der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius feiern ihren Abschluss im Jahr 2024.
Schüler*innen der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius feiern ihren Abschluss im Jahr 2024. Foto: © Kateryna Tsyhankova (Privatarchiv)

Ukrainische geflüchtete Kinder haben oft nicht die Möglichkeit, in ihrer Muttersprache zu lernen. Eine Ausnahme ist Litauen, wo es seit drei Jahren die Internationale Ukrainische Schule gibt, die muttersprachlichen Unterricht nach dem Lehrplan des ukrainischen Bildungsministeriums anbietet. Unsere Autorin Iryna Synelnyk hat die Schule besucht.

Die Schule wurde 2022 mit Unterstützung der ukrainischen Botschaft in Litauen und dank der aktiven Arbeit ihrer Direktorin Olena Vnukovska eröffnet. Heute verfügt sie über Zweigstellen in Vilnius und vier weiteren Städten des baltischen Landes, in dem mehr als 70.000 ukrainische Geflüchtete untergekommen sind. Mehr als 3.000 ukrainische Schüler*innen besuchen die Internationale Ukrainische Schule in Litauen. Die Schule beschäftigt 250 Lehrer*innen, von denen die meisten die Ukraine nach der Großinvasion durch die russischen Streitkräfte verlassen haben.
 
Die Direktorin der Internationalen Ukrainischen Schule Olena Vnukovska während des Konzerts „Gemeinsam zum Sieg!“

Die Direktorin der Internationalen Ukrainischen Schule Olena Vnukovska während des Konzerts „Gemeinsam zum Sieg!“ | Foto: © privat

 

Eine Bildungseinrichtung, der die Ukrainer*innen neues Leben eingehaucht haben

Ukrainische Pädagog*innen haben die Räumlichkeiten des ehemaligen Pädagogischen Instituts in Vilnius, die seit mehreren Jahren ungenutzt waren, wieder zum Leben erweckt. In einigen Räumen fehlten Fenster und Türen, jetzt ist alles in repariert. Wohltätige Stiftungen halfen bei der Einrichtung. Die russische Lobby war sehr stark, und ihre Vertreter fragten: Wozu? Schließlich gäbe es in Litauen genügend Schulen mit Russisch als Unterrichtssprache und die russischsprachigen Ukrainer*innen könnten dort lernen. Es bedurfte großer Anstrengungen, um ukrainische Bildung in Litauen zu ermöglichen.

Beim Rundgang durch die Schule sehen wir ganz normale Klassenräume und Flure, die mit spielenden, lernenden oder sich unterhaltenden Kindern gefüllt sind. Es sieht aus wie irgendwo in Kyjiw, Charkiw oder Dnipro.
 
Bei einem kurzen Rundgang durch die Schule lernten wir Frau Olha Polovynnyk kennen, eine Grundschullehrerin aus Cherson. Außerdem trafen wir Herrn Dmytro, der sich um die Reparaturen in der Schule kümmert. Er war mit seiner Familie aus Kertsch gekommen. Wir sprachen auch mit Herrn Petro Pyrohov aus Charkiw, der seit 2015 in Litauen lebt, Litauisch gelernt hat und nun ukrainische Kinder in dieser Sprache unterrichtet. Die Internationale Ukrainische Schule in Vilnius wird derzeit von 1100 Kindern besucht, die in zwei Schichten von 85 Lehrer*innen unterrichtet werden, von denen die meisten Ukrainer*innen sind. Sie kommen aus verschiedenen Städten, jeder und jede mit einer eigenen Geschichte, aber alle zusammen leisten eine wichtige Arbeit. Auch das Hilfspersonal der Schule ist ukrainisch.

Von der ersten Klasse an lernen die Kinder Fremdsprachen, vor allem Litauisch und Französisch. Dem Französischen wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da eine Vereinbarung mit einer Bildungseinrichtung in Frankreich besteht, die ukrainische Absolvent*innen zu Sonderkonditionen aufnimmt. Das Fach „Verteidigung des Vaterlandes“ wird als Pflichtfach unterrichtet, in dessen Rahmen unter anderem Begegnungen mit den in Litauen rehabilitierten ukrainischen Soldaten und litauischen Schützen stattfinden.

Die Schuldirektorin Olena Vnukovska ist eine ukrainische Pädagogin, die sich seit Jahrzehnten für die ukrainische Bildung im Ausland einsetzt. Als sie 1997 nach Frankreich zog, gründete sie die Ukrainische Schule in Paris, die an den Wochenenden geöffnet ist und die es Kindern ermöglicht, die ukrainische Sprache und Kultur zu erlernen und gleichzeitig einen regulären französischen Bildungsweg zu durchlaufen. Vor dem Krieg setzte sie sich dafür ein, dass Ukrainer*innen und Russ*innen im Ausland nicht als ein und dasselbe Volk angesehen wurden. Als die Lebensumstände Olena Vnukovska nach Vilnius führten, machte sie sich daran, in Litauen eine ukrainische Schule zu gründen. Im Jahr 2022, als Tausende ukrainische Kriegsgeflüchtete ankamen, wurde die Schule zunächst als Samstagsschule geführt und später in eine reguläre Schule umgewandelt.

Wie Frau Vnukovska erklärt, gibt es in Litauen nur zwei Arten von Schulen: öffentliche und private. Die Internationale Ukrainische Schule hat den Status einer Privatschule, aber die Lehrer werden vom litauischen Staat bezahlt. Für andere Bedürfnisse muss die Schule selbst aufkommen. Derzeit bietet die Schule den Kindern die Möglichkeit, an 18 Clubs und Wahlfächern teilzunehmen, weshalb beschlossen wurde, eine Gebühr von 30 Euro pro Monat einzuführen.

Die Schüler*innen waren Zeugen von Hausdurchsuchungen und Bombardierungen, ihre Heimatorte sind besetzt

Kateryna Tsyhankova und Maksym Lipchevskyi gehen in die 10. Klasse. Seit fast zwei Jahren besuchen sie die Schule in Litauen. Zuvor lebten sie in der Nähe des Asowschen Meeres: Kateryna kommt aus Berdjansk in der Region Saporischschja und Maksym aus Henitschesk in der Region Cherson. Jetzt sind die Heimatorte der beiden Jugendlichen von der russischen Armee besetzt.
 
Schüler*innen der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius feiern ihren Abschluss im Jahr 2024.

Schüler*innen der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius feiern ihren Abschluss im Jahr 2024. | Foto: © Kateryna Tsyhankova (Privatarchiv)


Die Geschichten der Schüler*innen sind unterschiedlich, aber sie haben viel gemeinsam, denn viele von ihnen kommen aus den östlichen und südlichen Regionen der Ukraine. Kateryna erinnert sich an ihre Kindheit im Dorf Wosdwyschiwka in der Region Saporischschja. Das Mädchen erzählt von ihren Freund*innen, von der Bewahrung und Förderung ukrainischer Volksbräuche, von traditionellen Liedern und Weihnachtsbräuchen. Sie hat einen üppigen Zopf und trägt in Litauen oft eine Bluse, die mit ukrainischen Motiven bestickt ist. Eineinhalb Jahre vor dem Beginn der russischen Großinvasion zog ihre Familie nach Berdjansk. Dort erlebten Kateryna, ihre Mutter und ihr fünfjähriger Bruder den Einmarsch der Russen. „Meine Mutter erzählte mir, dass der Krieg begonnen habe, und ich wollte es damals für einen Scherz halten. Die nächsten drei Tage lebten wir in Ungewissheit und wussten nicht, was passieren würde. Am 27. Februar marschierten russische Truppen in die Stadt ein. Unter ihnen waren auch Tschetschenen und Burjaten, und wir hatten Angst, auf die Straße zu gehen“, erzählt die Schülerin über ihr Leben unter der Besatzung. Einen Monat lang lebte ihre Familie im besetzten Berdjansk in ständiger Angst.

Kateryna erinnert sich an die Schwierigkeiten bei der Nahrungsbeschaffung. Die Einwohner*innen mussten sich mehrere Tage im Voraus in die Brotliste eintragen. Das besetzte Berdjansk nahm auch Geflüchtete aus Mariupol auf. Unter ihnen gab es sogar Menschen, die in Bademäntel gekleidet waren, weil sie so schnell fliehen mussten. Am 24. März beschossen ukrainische Streitkräfte ein russisches Schiff im Hafen, und das russische Militär begann nach vermeintlichen Informant*innen zu suchen. Am nächsten Tag verließ Katerynas Familie die Stadt. Die Fahrt nach Saporischschja, die in Friedenszeiten mit dem Auto zwei Stunden dauerte, dauerte zwei Tage. Die Busse waren randvoll mit Menschen, die zum Teil auch ihre Haustiere dabeihatten. Alle passierten 16 russische Checkpoints. Viele Menschen wurden auf patriotische Tätowierungen kontrolliert. Eine Zeit lang wurden die Busse vom russischen Militär belagert, das darauf bestand, dass die Menschen nach Russland gehen sollten, da sonst russische Militärausrüstung mit dem Konvoi nach Saporischschja gelangen würde. Es grenzt an ein Wunder, dass es gelungen ist, zu vereinbaren, dass die Busse wieder freigegeben werden.

In Litauen ist alles neu. Neue Freunde, eine neue Schule. Es ist sicherer, hier zu leben, aber mich zieht es trotzdem nach Hause.“


Kateryna und ihre Familie kamen nach Litauen zu ihrem Vater, der dort arbeitete. Die Familie beschloss, dass das Mädchen eine ukrainische Schule besuchen sollte. Kateryna gehörte zu den ersten 200 Schüler*innen, die in die Internationale Ukrainische Schule aufgenommen wurden. „In unserer Schule gibt es viele Kinder aus verschiedenen Regionen der Ukraine, die alle ihre eigenen Bräuche und sogar verschiedene Dialekte haben. Am Anfang war es schwierig, aber dann sind wir ein Team geworden. So können wir verschiedene Herausforderungen schneller und besser bewältigen“, beschreibt Kateryna Tsyhankova ihre Eindrücke vom Unterricht. Nicht nur das Lernen in der Schule sei wichtig, sondern auch verschiedene Veranstaltungen, unter anderem zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte. Katerynas jüngerer Bruder kommt dieses Jahr ebenfalls in die erste Klasse dieser Schule.

Die Familie von Maksym Lipchevskyi lebte in einem Privathaus in Henitschesk, seine Eltern waren Geschäftsleute. Vor dem Krieg hatte der Junge viele Hobbys, er lernte tanzen und nahm an Tanzturnieren teil. Die Familie reiste viel. Maksym erinnert sich, dass sie den Krieg nicht erwartet hatten. Erst am Abend vor dem Einmarsch wurden sie durch die Nachrichten beunruhigt, und am Morgen des 24. Februar hörten sie Explosionen und erkannten, dass der Krieg ausgebrochen war. „Henitschesk war besetzt. Zuerst schien sich nichts zu ändern – die gleiche Stadt, die gleichen Leute, aber mit der Zeit änderte sich alles. In der Schule wurde die siebte Klasse noch nach ukrainischem Lehrplan unterrichtet, aber die achte Klasse begann schon nach russischem Lehrplan, und die Lehrer*innen wechselten, weil viele ukrainische Pädagog*innen die besetzte Stadt verließen“, erzählt Maksym, der mit seiner Familie neun Monate unter der Besatzung lebte. Jeden Montag mussten sich alle Schüler in der Schule die russische Hymne anhören. Für den Jungen war das eine Qual.

Eines Tages kamen die Russen zu Maksyms Haus, um es zu durchsuchen, nachdem sie einen örtlichen Geschäftsmann getötet hatten, der nicht mit ihnen kollaborieren wollte. Auch der Vater des Jungen wurde verhaftet und drei Tage lang in einem Untersuchungsgefängnis festgehalten. Nach einer Woche konnte die Familie das Land verlassen und nahm nur das Nötigste mit. Sie entschieden sich für Litauen, weil sie dort Verwandte hatten. Maksyms Großmutter mütterlicherseits ist Litauerin.

Maksym wurde durch Zufall in die Internationale Ukrainische Schule aufgenommen. Er gibt zu, dass er sich an das Leben ohne Meer gewöhnt hat, aber er vermisst die Ukraine trotzdem. „In Litauen ist alles neu. Neue Freunde, eine neue Schule. Es ist sicherer, hier zu leben, aber mich zieht es trotzdem nach Hause“, sagt er. Ob Kateryna und Maksym in die Ukraine zurückkehren werden, ist noch ungewiss, denn ihre Schulausbildung ermöglicht es ihnen, sowohl in der Ukraine als auch an europäischen Universitäten zu studieren. Die ukrainische Schule in Litauen ist eine Oase der Heimat für ukrainische Kinder. Viele vermissen ihre Freunde und ihre Heimat. Trotzdem bleiben sie in der Fremde und lernen weiter.

Die Lehrer*innen verstehen es, die Seelen der Kinder zu heilen

„Ich sage meinen Schüler*innen: Egal, was ihr in Zukunft macht, ihr werdet sicher keine Minderwertigkeitskomplexe haben“, sagt die Schuldirektorin Olena Vnukovska. Sie erzählt, dass sie das Lehrerkollegium aus ukrainischen Geflüchteten zusammenstellte, um den Menschen Arbeit zu geben. „Viele von ihnen kommen aus den besetzten Gebieten, manche sind in den letzten Jahren zweimal umgezogen. Die Arbeit ist für sie zu einem Hoffnungsschimmer geworden“, betont sie. Geschichten vom Leben unter russischer Besatzung haben auch die Lehrer*innen.

Olha Polovynnyk aus der Region Cherson ist seit fast vier Jahrzehnten im Bildungswesen tätig und hat in ihrer Gemeinde, in der sie 22 Jahre lang als Schulleiterin tätig war, viele Generationen ukrainischer Schüler*innen ausgebildet. Sie hat eine große Familie mit neun Kindern – zwei eigene und sieben Pflegekinder. Nach Beginn des großen Krieges blieben der 17-jährige Maksym und der 14-jährige Jaroslaw, die adoptiert worden waren, bei ihr.
 
Olha Polovynnyk, Grundschullehrerin an der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius, stammt aus der Region Cherson.

Olha Polovynnyk, Grundschullehrerin an der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius, stammt aus der Region Cherson. | Foto: © Iryna Synelnyk


Olha erinnert sich an die ersten Monate des Krieges als eine Zeit, in der die Menschen ihr wahres Gesicht zeigten. Einerseits war man sich einig, sich gegenseitig zu helfen und die Schüler*innen zu unterstützen. Auf der anderen Seite kooperierte ein Teil ihres Lehrerkollegiums mit der russischen Besatzungsmacht und dem eingesetzten Direktor. Auch sie wurde vorgeladen. „Dieser ‚Beamte‘ und meine ehemalige Kollegin, die sich zur Mitarbeit bereit erklärt hatte, saßen im Büro. Sie versuchten, mich zur Kollaboration zu überreden. Sie redeten sanft auf mich ein – ‚wir setzen Sie nicht unter Druck‘, ‚denken Sie darüber nach‘... Ich lehnte ab und verwies auf meinen Gesundheitszustand. Aber sie gaben mir Zeit bis Montag. An dem Tag, an dem das neue Treffen stattfinden sollte, fuhren wir früh morgens los“, erinnert sich Olha. Fast sofort wurden russische Soldaten in ihrem Haus einquartiert, und nicht einmal ihr Bruder durfte sich um das Vieh kümmern. Sie sind immer noch dort.

Olhas Familie verließ die Besatzungszone unter Beschuss. Die Frau sagt, sie hätten unterwegs gebetet, am Leben zu bleiben. Olha ging zu ihrer Tochter nach Litauen. Da sie es gewohnt war, ihr ganzes Leben lang zu arbeiten, hat sie sich dort sofort um Arbeit bemüht und war bereit, alles zu tun, um ihre Kinder zu unterstützen. Das Sozialamt erzählte ihr von der Internationalen Ukrainischen Schule. Zunächst wollte sie ihre Söhne an der ukrainischen Schule anmelden. Doch bei einem Treffen mit der Schulleiterin fragte sie nach einer Stelle für sich selbst.

Heute unterrichtet Frau Olha die 4. Klasse mit 37 Schülern. Viele ukrainische Kinder, so die Lehrerin, seien durch den Krieg traumatisiert – durch die Erfahrungen mit Granaten und Luftangriffen, aber auch durch die Vertreibung und das Leben fern der Heimat. Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen kümmern sich um die Kinder. „Aber ich weiß auch, wie ich die Seele der Kinder heilen kann. Ich behandle die Kinder so, wie ich selbst behandelt werden möchte“, sagt Olha Polovynnyk. Sie betont auch, dass die Schule die Unterstützung der ukrainischen Eltern genießt. Sie sind immer offen für eine Zusammenarbeit. Sie organisieren Feste für die Kinder, Geburtstagsfeiern mit symbolischen Geschenken, denn Kinder brauchen positive Gefühle in ihrer Kindheit. Die ukrainische Pädagogin träumt davon, nach Hause zurückzukehren, dass der Feind die Ukraine verlässt und alle, die für die Freiheit kämpfen, überleben.

Petro Pyrohov, Grundschullehrer, hat seinen eigenen Zugang zu Kindern. Er kam 2015 nach Litauen, um an der Kunstakademie in Vilnius ein Masterstudium zu absolvieren. Von Beruf ist er Bildhauer, aber er unterrichtet auch Litauisch für Erwachsene und Kinder.
 
Petro Pyrohov, Grundschullehrer an der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius

Petro Pyrohov, Grundschullehrer an der Internationalen Ukrainischen Schule in Vilnius | Foto: © privat


Nach seinem Magisterabschluss arbeitete Petro für einige Zeit in Nichtregierungsorganisationen, die die ukrainische Kultur in Litauen und Europa fördern. Die Organisation Ukrainian House, die er mitbegründete, bereitete eine Antikriegsdemonstration für den 24. Februar 2022 vor. Und genau an diesem Tag kam es zur groß angelegten Invasion. „Statt der erwarteten 300 Teilnehmer*innen gingen 20.000 Menschen in Vilnius auf die Straße“, sagt der Ukrainer. Er stellt fest, dass die Litauer*innen die Gefahr einer russischen Invasion realistisch einschätzten, während die Ukrainer*innen dies größtenteils nicht für möglich hielten.

Er kam zur Internationalen Ukrainischen Schule, nachdem er sich auf eine Stellenanzeige als Sprachlehrer beworben hatte. Jetzt unterrichtet er Litauisch in der Grundschule und einige Fächer wie Mathematik und „Ich erforsche die Welt“ auf Litauisch. Letztes Jahr hatte er über 100 Erstklässler*innen. „Wenn sie mich auf der Straße sehen, kommen sie auf mich zu und grüßen mich auf Litauisch. Und das ist schön“, sagt der Lehrer. Er ist ein Verfechter des natürlichen Sprachlernprozesses, bei dem die Kinder, in die Sprachumgebung eintauchen, zuerst zu sprechen beginnen und erst dann die Grammatik lernen und ihren Wortschatz erweitern. Deshalb konzentriert sich der Lehrer auf die Konversation. „Es ist wichtig, dass die Kinder die Sprache lieben und keine Abneigung gegen sie haben, damit sie das Interesse am Lernen behalten“, sagt Petro. Deshalb geht er mit seinen Schülern*innen ins Kino und schaut sich Zeichentrickfilme in litauischer Sprache an. „Lernen ist ein kreativer Prozess, eine Synergie zwischen Schülern und Lehrern. Schließlich soll die Schule den Kindern Spaß machen. Ich liebe mein Fach und möchte dies mit den Schülern teilen“, betont der Lehrer. Grundsätzlich ist er der Meinung, dass die Internationale Ukrainische Schule ein sehr richtiges und erfolgreiches Projekt ist, das es ukrainischen Kindern ermöglicht, sich ohne Stress in die litauische Gesellschaft zu integrieren und gleichzeitig ihre Identität zu bewahren.

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