Das Projekt „Verbunden“  Gewebte Geschichten von Krieg und Warten

Projekt Verbunden Foto: © Anna Semeniuk

Frauen, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen von der Front warten oder sie dort verloren haben, werden von der Gesellschaft leicht übersehen. Oft wird ihr langanhaltender Schmerz nicht ernst genommen. Um die Menschen unterstützen, die diese schmerzliche Last tragen, und ihren Geschichten Gehör zu verschaffen, haben zwei Tetjanas aus Uschhorod das Projekt Verbunden (Пов’язані) gegründet. In gewebten, gestickten und geflochtenen Stoffstücken erzählen Frauen aus verschiedenen Teilen der Ukraine und aus dem Ausland ihre eigenen Erfahrungen mit dem Warten und ihre Geschichten über den Krieg. Aus einzelnen Geschichten wird anschließend eine große Leinwand zusammengenäht, bunt und vielfältig, aber durch dieselben Gefühle verbunden. Und durch denselben Schmerz.

Es ist warm und gemütlich in dem kleinen Kreativraum in Uschhorod. Hier treffen sich Menschen, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen aus dem Krieg warten. Es gibt viel Licht hier und ein Gefühl der Bereitschaft, jede Geschichte entgegenzunehmen. Gleich beim Eintreten sieht man das Schild „Hier musst du dich nicht zurückhalten“, und das ist zum Weinen. Denn es wirkt wie ein Knopf, der einen dazu bringt, alles loszulassen, was man schon so lange in sich trägt.

Die Gründerinnen des Projekts Verbunden betrachten die Aufschrift in ihrer Werkstatt: „Hier musst du dich nicht zurückhalten“. Die Gründerinnen des Projekts Verbunden betrachten die Aufschrift in ihrer Werkstatt: „Hier musst du dich nicht zurückhalten“. | Foto: © Anna Semeniuk Die Psychologin Tetjana Matwijtschuk und die Weberin Tetjana Allachwerdijewa kannten sich bereits von früher, als sie sich eines Tages zufällig in einem Café in Uschhorod trafen. Die Geschichten, die sie austauschten, waren ähnlich. Tetjana Matwijtschuk ist Ehefrau eines Soldaten, und Tetjana Allachwerdijewa hat ihren Geliebten im Krieg verloren. Beiden ist der Zustand der Erwartung und des ständigen Stresses gut bekannt: Tausende von Kilometern von der Front entfernt zu sein, aber den Krieg jede Sekunde mitzuerleben, weil dort die liebsten, die engsten Menschen sind.

„Als wir uns trafen, um dieses Projekt zu besprechen, war eines der Worte, die uns in den Sinn kamen, ‚verbunden‘. Denn uns verbindet die Tatsache, dass wir auf unsere Verwandten und Freunde, die im Krieg kämpfen, warten oder gewartet haben. Wir beschlossen, das Bedürfnis nach Unterstützung und Verständnis mit Handarbeit zu kombinieren. Damit will ich nicht sagen, dass Handarbeit einen vom Zustand des Wartens befreit, doch im Allgemeinen gibt sie einem immer Ruhe und das angenehme Gefühl, etwas getan oder etwas Neues gelernt zu haben“, sagt die Weberin Tetjana Allachwerdijewa.

Unmittelbar nach dem Beginn des großen Krieges hatte sie Erfahrungen mit Menschen gemacht, die unter großem Stress standen. In der Freiwilligenkantine für Binnenvertriebene in Uschhorod webte Tetjana in den ersten Wochen des großen Krieges mit Menschen, die aus dem Kriegsgebiet evakuiert worden waren, einen gemeinsamen Stoff. Vor allem waren es Kinder aus Charkiw, Lysytschansk, Dnipro und Stanytsia Luhanska, die daran bastelten. Die Handarbeit half ihnen, sich von den Schrecken des Krieges abzulenken und auf eine außergewöhnliche Art und Weise die Geschichte und all die Emotionen, die in der Luft schwebten, zu erfassen.

Tetjana Allachwerdijewa, Webermeisterin, Mitgründerin des Projekts Verbunden Tetjana Allachwerdijewa, Webermeisterin, Mitgründerin des Projekts Verbunden | Foto: © Anna Semeniuk „Ich warte selbst und unterstütze die Menschen, die ebenfalls diese Erfahrung durchleben. Alles begann mit meiner Suche nach Unterstützung, nach meinen Menschen. Denn als ich anfing zu warten, gab es in meinem Umfeld niemanden, der so etwas erlebt hatte. Keine Ahnung, wie das möglich war, wenn man bedenkt, wie viele Menschen derzeit im Krieg kämpfen, aber ich war mit meiner Erwartung allein, in einer gewissen Isolation. Ich begab mich auf die Suche nach einem sicheren Kreis von Menschen, mit denen ich darüber reden könnte, was ich durchmachte, was ich fühlte“, sagt Tetjana Matwijtschuk, Ehefrau eines Soldaten und Psychologin. Die beiden Tetjanas entschieden sich, gemeinsam etwas für diejenigen zu tun, die ebenso wie sie warten und gewartet haben.

Tetjana Matwijtschuk, Psychologin, Mitgründerin des Projekts Verbunden Tetjana Matwijtschuk, Psychologin, Mitgründerin des Projekts Verbunden | Foto: © Anna Semeniuk „Wenn man bemerkt, nicht allein zu sein, und dass es viele Menschen gibt, die so sind wie man selbst, gibt das einem schon ein Gefühl von Erleichterung. Einmal traf ich Tanja in der Stadt. Sie wartete auch auf ihren Geliebten aus dem Krieg, und wir begannen darüber zu reden. Ich erzählte ihr, was ich bei mir selbst und bei den anderen wartenden Frauen beobachtete. Dann begann auch Tanja zu erzählen: ‚Ach, bei mir ist das auch so‘ und ‚Ich weiß ganz genau, wovon du sprichst‘. Und irgendwann sagte sie: ‚Machen wir doch etwas für die anderen Wartenden.‘ So entstand das Projekt Verbunden. Jetzt sammeln wir die Stoffstücke und Geschichten all derer, die warten. Von allen, die Unterstützung brauchen, von allen, die ihre Erfahrungen teilen wollen“, sagt Tetjana Matwijtschuk.

„Verbunden“ handelt von Geschichten und Kriegsgefühlen

Ein Stoffstück für die gemeinsame Leinwand der „Verbundenen“ kann man entweder in einem Weberei-Workshop in Uschhorod oder einfach zu Hause anfertigen und dann nach Uschhorod schicken. Die Gründerinnen setzen den Teilnehmenden keine Grenzen in Bezug auf Farben, Techniken, Muster oder Bilder, nur die Größe des Stücks sollte 10 mal 10 Zentimeter betragen. Bislang sind bereits etwa 30 Stücke fertiggestellt worden. Ursprünglich wollten die Frauen die zusammengesetzte Leinwand bei einer Benefizauktion verkaufen, aber jetzt haben sie ihre Meinung geändert. Sie glauben, dass diese Wartegeschichten allen gehören sollten, die sie geteilt haben, und so wird das Projekt fortgesetzt, solange der Krieg andauert. Die aus den Fragmenten individueller Geschichten gemachte Leinwand wird als Erinnerung an diese Erfahrungen durch die Ukraine reisen.

Ein Teil der in Handarbeit umgesetzten Geschichten aus verschiedenen Teilen der Ukraine, die in die Leinwand für das Projekt Verbunden eingefügt werden Ein Teil der in Handarbeit umgesetzten Geschichten aus verschiedenen Teilen der Ukraine, die in die Leinwand für das Projekt Verbunden eingefügt werden | Foto: © Anna Semeniuk „Auf den Workshops kann man sehr gut sehen, wie die Menschen zusammenhalten und wie sie sich einander öffnen. Wir machen zwei bis drei Stunden lang etwas zusammen, reden, lachen, dürfen auch traurig sein. Die Menschen reden gerne mit jemandem, der ähnliche Erfahrungen, Gefühle oder Sorgen hat“, sagt Tetjana Allachwerdijewa. Die Stoffstücke werden von Teilnehmenden aus verschiedenen Teilen der Ukraine eingesandt, und die Initiatorinnen hoffen, dass sich auch ins Ausland vertriebene ukrainische Frauen dem Projekt anschließen werden. Bevor man mit der Arbeit an dem Stück beginnt, wird man gebeten, einen Fragebogen auszufüllen und die eigene Geschichte des Wartens zu erzählen mit der Angabe, ob eine Veröffentlichung möglich wäre. Die meisten sind bereit, ihre Erfahrungen zu teilen, nur wenige Fragebögen sind anonym.

„Die meisten Menschen sind bereit, sich anzuvertrauen. Und das bestätigt die Annahme, dass es für Menschen wichtig ist, gehört zu werden. Sie wollen, dass jemand ihre Geschichten kennt. Es geht ihnen um Anerkennung im besten Sinne des Wortes, wenn die Dinge beim Namen genannt werden und wenn ich der Welt sagen kann: ‚Ich bin da. Das, was ich durchmache, ist wichtig. Höre mich, sehe mich, gib mir Raum‘. Und bei diesen Stoffstücken geht es auch darum, dass es für alles genug Raum gibt. Wir möchten, dass eine Person, die sich mit ihren Erfahrungen in ihrer engeren Umgebung fehl am Platze fühlt, diese mit Hilfe des Projekts Verbunden zumindest aus der Ferne mitteilen könnte. Sodass sie zumindest hier mit ihren Emotionen, die so schwierig und komplex sind, zusammen sein kann. Damit es einen Raum dafür gibt“, sagt die Psychologin.

Die beiden Tetjanas kramen liebevoll in den gestickten, gewebten, gehäkelten und geflochtenen Stücken und erzählen von den Städten, aus denen sie geschickt wurden. „Dieses hier ist aus Odessa, diese beiden aus Kyjiw von den Müttern in unseren Selbsthilfegruppen. Diese sind aus Uschhorod, von einer Frau, die auf ihren Bruder wartet, sie haben eine ganz besondere Verbindung. Dieses ist aus der Region Ternopil, und dieses aus Tokmakiwka“, erzählen sie. Die Teilnehmenden bilden auf ihren Stücken ganz unterschiedliche Dinge ab. Oft sind eine Flagge und ein Wappen zu sehen oder Blumen, die für diese Menschen eine gewisse Bedeutung haben. Es gibt auch Stücke, die Tarnnetzen ähneln. Diese wurden von einer Soldatenmutter angefertigt, die sich seit fast zwei Jahren ehrenamtlich engagiert und verschiedene Kleidung in Second-Hand-Läden kauft, um sie in Bänder einer bestimmten Farbe zu schneiden und daraus Tarnnetze zu flechten.

Tetjana Allachwerdijewa bei der Arbeit in ihrem Kreativraum in Uschhorod Tetjana Allachwerdijewa bei der Arbeit in ihrem Kreativraum in Uschhorod | Foto: © Anna Semeniuk Die Frauen betonen: Die Geschichten zu allen Stoffstücken sind sehr bewegend, sie haben Gemeinsamkeiten, aber jede ist einzigartig. „Wenn es um ein Paar geht, wird meistens über das Kennenlernen erzählt. Wenn es Mutter und Sohn sind, spürt man dort eine tiefe Wärme und Dankbarkeit, Respekt und Stolz auf den Sohn. Es gibt herzzerreißende Geschichten über gefallene Soldaten oder Menschen, die während des Krieges spurlos verschwunden sind. Sie ohne Tränen zu lesen ist unmöglich. Mit Erlaubnis der Teilnehmenden teilen wir diese Geschichten auf der Projektseite. Für jedes Stück wird seine eigene Geschichte miterzählt. Ich glaube, dass das wichtig ist. Gerade wenn eine Person gehört werden möchte, bemühen wir uns, ihrer Stimme die Möglichkeit zu geben, durch dieses Projekt zu erklingen“, erklärt Tetjana Matwijtschuk.

Die Schmerzerfüllten sehen und hören

Menschen, die auf ihre im Krieg kämpfenden Liebsten warten, sind für die Gesellschaft oft unsichtbar. Heute gebe es jedoch mehr Verständnis für dieses Warten, sagt die Psychologin. „Selbst im alltäglichen Leben finden vermehrt Gespräche über die psychische Gesundheit statt, und das wird nicht mehr als Zeichen von Schwäche betrachtet, wie es zuvor stereotypisch wahrgenommen wurde. Alles geht in Richtung Akzeptanz, dass für sich selbst sorgen in Ordnung ist, dass das nicht peinlich ist, sondern notwendig. Und immer mehr Menschen suchen dafür Unterstützung, da sie es alleine nicht schaffen. Während der Krieg früher ‚irgendwo da draußen‘ stattfand, ist er jetzt allgegenwärtig“, sagt Tetjana Matwijtschuk.

Gleichzeitig gibt es immer noch viele Menschen, die dieses Warten abwerten, die es nicht nachvollziehen können oder sich nicht einmal bemühen, diejenigen zu verstehen, die auf ihre Angehörigen warten. Oft hören die Wartenden beleidigende Worte, die sowohl dem Zustand der Person als auch ihren Beziehungen zu ihrer Umgebung erheblichen Schaden zufügen können. „Bei abwertenden Sätzen wie ‚Wieso ist er überhaupt dorthin gegangen?‘ oder ‚Wie konntest du ihn denn hingehen lassen?‘ explodiert eine wartende Person einfach. Manche sagen auch so etwas wie ‚Gut, dass mein Partner jetzt zu Hause ist und nicht gegangen ist‘. Das sollte man in Anwesenheit einer Person, die auf die Rückkehr eines geliebten Menschen aus dem Krieg wartet, lieber nie sagen. Ich verstehe das manchmal nicht: Wenn man solche Gedanken hat, warum sie auch noch laut aussprechen?“

Die wichtigste Unterstützung für eine wartende Person ist, nicht aus ihrem Leben zu verschwinden. „Es ist schwierig, über ein universelles Rezept zu sprechen. Vielleicht besteht es darin, einfach am Leben der Person teilzunehmen, bei ihr zu bleiben. Wenn ich von meiner eigenen Erfahrung spreche, sind Menschen, die ich als nahestehend empfunden habe, einfach verschwunden. Sie leben ihr eigenes Leben und sind längst auf die Schienen der Vorkriegszeit zurückgesprungen, das war’s dann für sie. Es gibt keine Berührungspunkte, wir leben in verschiedenen Welten. Wenn man jemanden wirklich unterstützen möchte, sollte man einfach mal Interesse zeigen: ‚Wie geht es dir?‘, ‚Was würdest du gerne tun?‘, ‚Lass uns einen Kaffee trinken gehen?‘ oder ‚Lass uns ein Wochenende planen.‘ Denn eine wartende Person sitzt nicht einfach nur zu Hause und wartet. Oft handelt es sich um Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, einen Job haben und ständig mit den Gedanken woanders sind. Jeder Mensch hat seine eigenen Wege, sich von Einsamkeit und ständigem Stress abzulenken. Daher ist es wichtig, das Erleben einer solchen Person durch Präsenz und Hilfsbereitschaft zu teilen. Zuzuhören, zu unterstützen und die Möglichkeit zu geben, Gefühle in einer vertrauten Nähe auszudrücken“, sagt Tetjana Matwijtschuk.

Aus Scham verschlossen

Wie die Psychologin anmerkt, können Menschen, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen aus dem Krieg warten, neben den auf das Warten bezogenen Ängsten auch Schmerz und Verwirrung empfinden. Diese entstehen aufgrund des Mangels an Unterstützung und der Tatsache, dass Freunde und Bekannte sich distanzieren. „Menschen ziehen sich oft aufgrund von Scham- oder Schuldgefühlen zurück, weil sie jetzt mit einer ganz anderen Erfahrung leben, weil sie auf niemanden warten, da ihr Ehepartner jetzt zu Hause ist oder ihre Angehörigen und Bekannten alle am Leben und gesund sind. Das kann dazu führen, dass Menschen sich abschotten, weil sie unfähig sind, sich von Schuld und Scham zu lösen. Was hier helfen kann, ist einfach über sich selbst und seine Gefühle zu sprechen. Direkt zu sagen: ‚Weißt du, ich schäme mich so sehr, dass mein Ehepartner gerade nicht im Krieg ist, während deiner dort ist‘ oder ‚Ich fühle mich so schuldig, dass sich mein Leben grundlegend nicht verändert hat, während deines in ein Davor und Danach aufgeteilt ist‘. Einfach zu sprechen. Zwei verletzliche Menschen werden sich immer verstehen, wenn sie versuchen, eine gemeinsame Sprache zu finden und einander zu treffen. Wenn du deine Schutzmauern fallen lässt und dich so zeigst, wie du bist, und die andere Person dasselbe tut, dann ist eine solche Begegnung und echte Nähe möglich“, erklärt die Psychologin Tetjana.
  Bisher hätten sie keine männlichen Teilnehmer, sagen die beiden Projektgründerinnen. Die Psychologin Tetjana fügt hinzu, dass es auch in Unterstützungsgruppen für diejenigen, die auf ihre Angehörigen warten, kaum Männer gebe. Ihr Warten auf die Rückkehr der Nächsten von der Front ist aber nicht weniger schmerzhaft, ihr Problem bleibt dabei jedoch für die Gesellschaft noch unsichtbarer. Auch hier seinen Grund Scham- und Schuldgefühle der Grund. „Ich denke, die Scham äußert sich in Gedanken wie ‚Ich bin ein Mann, aber ich kämpfe nicht, sondern warte‘. Das entmutigt den Menschen, sich zu öffnen, er isoliert sich, kommt nicht aus sich heraus, spricht nicht über seine Bedürfnisse oder Erfahrungen, während sie eindeutig existieren, und zwar im großen Ausmaß. Möglicherweise sind sie noch schwieriger zu ertragen, denn man hat nicht nur mit dem Warten, sondern auch mit diesem Schuldgefühl zu tun. Diese Männer schränken sich selbst ein, begrenzen sich. Ich habe keine solche Männer in meiner Praxis, aber ich weiß, dass es sie gibt. Ihre Unsichtbarkeit in der Gesellschaft ist noch heftiger als die der wartenden Frauen“, sagt Tetjana Matwijtschuk.

Die Stoffstücke und Geschichten werden gesammelt, solange der Krieg andauert

Zunächst war das Projekt Verbunden nicht langfristig angelegt. Doch im Laufe der Arbeit haben die beiden Tetjanas erfahren, wie viele Menschen nicht nur den Wunsch, sondern auch das Bedürfnis haben, ihre Geschichte der Welt zu erzählen. Deshalb wird die Geschichtenleinwand größer werden, solange der Krieg andauert. Die Geschichten der Ukrainer*innen werden zu einem Ganzen verwoben. „Wir erwägen sogar, auch nach dem Sieg noch weiterzumachen. Damit hätten Menschen, die ihre Geschichte teilen und gehört werden möchten, weiterhin die Möglichkeit, dies durch ein Fragment Stoff zu tun. Das würde wie ein Manifest und eine Erinnerung dienen, dass Menschen, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen warten, leiden, Bedürfnisse haben und dass sie schlicht existieren. Das ist auch eine äußerst wichtige Botschaft für die Gesellschaft: Wir brauchen Unterstützung, wir wollen wahrgenommen und mit unseren Namen genannt werden“, sagen die beiden Frauen.

Tetjana Matwijtschuk, Ehefrau eines Soldaten Tetjana Matwijtschuk, Ehefrau eines Soldaten | Foto: © Anna Semeniuk Auch die Gründerinnen verweben ihre Geschichten über den Krieg, die schwierig, schmerzhaft, voller Emotionen und komplex sind, die erzählt werden müssen und nicht vergessen werden dürfen. Die beiden Tetjanas planen nicht nur, Stücke aus Stoff mit Geschichten aus allen Teilen der Ukraine und aus dem Ausland zu sammeln, sondern auch regelmäßige Treffen mit Menschen zu organisieren, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen aus dem Krieg warten, und gemeinsam mit ihnen weitere Teile aus Stoff herstellen –in einem sicheren Raum, umgeben von Menschen, die verstehen, unterstützen und bereit sind zuzuhören. So soll jede*r, der oder dem der Krieg Schmerzen bereitet, die Möglichkeit haben, ein Geschichtsstück zu gestalten und es in die Welt zu entlassen.

Perspectives_Logo Die Veröffentlichung dieses Artikels ist Teil von PERSPECTIVES – dem neuen Label für unabhängigen, konstruktiven, multiperspektivischen Journalismus. JÁDU setzt dieses von der EU co-finanzierte Projekt mit sechs weiteren Redaktionen aus Mittelosteuropa unter Federführung des Goethe-Instituts um. >>> Mehr über PERSPECTIVES

Das könnte auch von Interesse sein

Failed to retrieve recommended articles. Please try again.

Empfehlungen der Redaktion

Failed to retrieve articles. Please try again.

Meistgelesen

Failed to retrieve articles. Please try again.