Buchkritik #12
Charlott liest "Nicht die Ersten"
Diskriminierungserfahrungen (können) isolieren. Dass man jedoch nicht allein ist, zeigt Tarek Shukrallahs Sammelband Nicht die Ersten – Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland, den Charlott in ihrem neuen Beitrag für #Vorzeichen rezensiert.
In meiner vorigen Besprechung im Rahmen der Literaturreihe #Vorzeichen über das Buch
Gedichte einer schönen Frau habe ich mir Gedanken über den Fokus auf die (vermeintlich) Ersten (bspw. Schwarze publizierte Autor*innen) gemacht – und ganz passenderweise las ich dann einen neuen Sammelband herausgegeben von Tarek Shukrallah mit dem Titel Nicht die Ersten – Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland.
Direkt in der Einleitung verweist Shukrallah darauf, dass es nicht darum geht sich als „erste“, die sich zum Beispiel aktivistisch organisiert haben oder queere Kämpfe dokumentiert haben, zu positionieren: „Dieses Projekt ist nicht der erste Versuch, Kämpfe von queeren Schwarzen Menschen und People of Color, von migrantischen Queers, zu erinnern. Es ist, im Gegenteil, allein dadurch möglich geworden, dass viele Menschen zuvor Geschichte(n) gemacht, Spuren hinterlassen und von ihren Kämpfen erzählt haben. Gleichwohl sich nachfolgende Generationen in mancher Hinsicht „ins gemachte Nest“ ihrer Ahn*innen, Vorkämpfer*innen, Elders, Vorbilder und Mitstreiter*innen setzen konnten, dachten auch sie immer wieder, dass sie die Ersten seien, die manche Auseinandersetzung führen, Räume erstreiten, Ausdrucksformen kreieren und Bündnisse schmieden. Die Gewalt, aus der Ausbeutung und Diskriminierung entsteht, vereinzelt.“
Dieser wichtige Sammelband zentriert die Zeitzeug*innenberichte, die auf den vielfältigen Aktivismus von den 1980ern bis heute zurückblicken. Jeder einzelne Text gibt Einblick in spezifische Erlebnisse und Perspektiven. Es geht unter anderem um die Entstehungsgeschichte von GLADT oder der Partyreihe Gayhane, Erlebnisse mit mehrheitlich weißen LGBT-Organisationen, Freund*innenschaften und Küchentisch-Gespräche. Aber in dem Sammelband geht es auch darum, wie aktivistische Geschichte erinnert und weitergetragen wird oder werden kann – und darum, wie queere Archive, in denen die Geschichte von BIPoC zur Fußnote wird, gewaltvoll wirken.
Nicht die Ersten ist eine Intervention in solche Archive. Es ist aber auch ein ganz eigenes Werk voller wertvollen Materialien, Gedankenanregungen und Reflektionen. Ich werde immer wieder zu diesem Buch zurückkehren.
Direkt in der Einleitung verweist Shukrallah darauf, dass es nicht darum geht sich als „erste“, die sich zum Beispiel aktivistisch organisiert haben oder queere Kämpfe dokumentiert haben, zu positionieren: „Dieses Projekt ist nicht der erste Versuch, Kämpfe von queeren Schwarzen Menschen und People of Color, von migrantischen Queers, zu erinnern. Es ist, im Gegenteil, allein dadurch möglich geworden, dass viele Menschen zuvor Geschichte(n) gemacht, Spuren hinterlassen und von ihren Kämpfen erzählt haben. Gleichwohl sich nachfolgende Generationen in mancher Hinsicht „ins gemachte Nest“ ihrer Ahn*innen, Vorkämpfer*innen, Elders, Vorbilder und Mitstreiter*innen setzen konnten, dachten auch sie immer wieder, dass sie die Ersten seien, die manche Auseinandersetzung führen, Räume erstreiten, Ausdrucksformen kreieren und Bündnisse schmieden. Die Gewalt, aus der Ausbeutung und Diskriminierung entsteht, vereinzelt.“
Dieser wichtige Sammelband zentriert die Zeitzeug*innenberichte, die auf den vielfältigen Aktivismus von den 1980ern bis heute zurückblicken. Jeder einzelne Text gibt Einblick in spezifische Erlebnisse und Perspektiven. Es geht unter anderem um die Entstehungsgeschichte von GLADT oder der Partyreihe Gayhane, Erlebnisse mit mehrheitlich weißen LGBT-Organisationen, Freund*innenschaften und Küchentisch-Gespräche. Aber in dem Sammelband geht es auch darum, wie aktivistische Geschichte erinnert und weitergetragen wird oder werden kann – und darum, wie queere Archive, in denen die Geschichte von BIPoC zur Fußnote wird, gewaltvoll wirken.
Nicht die Ersten ist eine Intervention in solche Archive. Es ist aber auch ein ganz eigenes Werk voller wertvollen Materialien, Gedankenanregungen und Reflektionen. Ich werde immer wieder zu diesem Buch zurückkehren.
© Charlott Schönwetter