Buchkritik #3
Charlott liest "Angry Cripples"

Im Vordergrund das Buchcover von „Angry Cripples”, dahinter drei Cover anderer Bücher zum Thema Ableismus. Cover © Leykam Verlag, Cover © edition assemblage, Design von Charlott Schönwetter.

Charlott hat für #Vorzeichen die Anthologie Angry Cripples: Stimmen Behinderter Menschen Gegen Ableismus gelesen. Es gibt viele gute Gründe, warum behinderte Menschen wütend sind und immer noch viel zu oft werden sie und ihre Anliegen nicht wahrgenommen.

Zu sehen ist das Portrait einer jungen weißen Frau, die eine Sonnenbrille und Kopfhörer trägt. Im Hintergrund sind Bäume und ein Weg zu erkennen. Oben rechts in der Ecke ist ein halbtransparentes Hashtag-Zeichen und darüber in weiß das Wort Vorzeichen zu sehen. Unten rechts in der Ecke befindet sich das Logo des Goethe-Instituts.  © Charlott Schönwetter „Leise beginnen wir keine Revolution, leisen gewinnen wir keinen Protest,“ schreiben Alina Buschmann und Luisa L’Audace im Prolog zum Buch Angry Cripples: Stimmen Behinderter Menschen Gegen Ableismus. Auch der Titel verdeutlicht direkt: Es gibt viele gute Gründe, warum behinderte Menschen wütend sind und immer noch viel zu oft werden sie und ihre Anliegen nicht wahrgenommen.

Die Autor*innen und Künstler*innen der Anthologie leben mit unterschiedlichen Behinderungen (sowie anderen Marginalisierungserfahrungen). Es entsteht ein komplexes Bild von gelebten Realitäten behinderter Menschen - ergänzt durch Zitate weiterer Personen im Mittelteil, der suggeriert: Hier kann immer nur ein Ausschnitt abgebildet werden. In dem Buch geht es im Konkreten um Pränataldiagnostik aus Perspektive einer Person mit Down-Syndrom, um internalisierten Ableismus, die Klimabewegung, die Rolle als behinderte Influencerin oder auch um die spezifische Einsamkeit als behinderte Person und Mutter eines ebenfalls behinderten Kinds.
 

Im Vordergrund das Buchcover von „Angry Cripples”, dahinter drei Cover anderer Bücher zum Thema Ableismus. Cover © Leykam Verlag, Cover © edition assemblage, Design von Charlott Schönwetter.

Formal werden die Inhalte auf eine vielfältige Art und Weise angeboten, von geschriebenen Essays über Interviews hin zu visueller Kunst. Das macht das Buch nicht nur abwechslungsreich zu lesen, sondern bietet auch Autor*innen wie Lesenden verschiedene Zugänge. Behinderte Autor*innen sind Vorreiter*innen, wenn es darum geht über zugängliche(re) Bücher nachzudenken. Ich denke hierbei auch an andere Beispiele: Zu Hannah Wahls Radikale Inklusion gibt es eine Zusammenfassung in Leichter Sprache. Zum Sammelband beHindert & verRückt (herausgegeben von Eliah Lüthi) gibt es Audiodateien und Videos mit Gebärdentexten. Mika Mursteins I’m A Queer Feminist Cyborg, That’s Okay achtet besonders auf Typographie und ein größeres Schriftbild. So findet der Sammelband Angry Cripples gemeinsam mit diesen anderen Büchern interessante Ansätze eines vielfältigen Lesens, die über den (im Kern ableistischen) Online-Diskurs von „Hörbücher sind kein echtes Lesen“ hinausgehen.