Buchkritik #8
Yeama liest "Der längste Schlaf"

In ihrer neuesten Rezension für #Vorzeichen teilt Yeama ihr Leseerlebnis von Melanie Raabes Thriller Der längste Schlaf mit euch und fragt: Was ist, wenn die Trennschärfe zwischen Traum und Realität nicht mehr gegeben ist?

Zu sehen ist das Portrait einer jungen Schwarzen Frau, die vor einer Hecke mit grünen Blättern und rosa Blüten steht. Oben links in der Ecke ist ein halbtransparentes Hashtag-Zeichen und darüber in weiß das Wort Vorzeichen zu sehen. Unten rechts in der Ecke befindet sich das Logo des Goethe-Instituts. © Josiane A.-H.
Träume sind Poesie, nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau. Sie müssen es auch nicht. Doch was ist, wenn die Trennschärfe zwischen Traum und Realität nicht mehr gegeben ist und uns damit den Schlaf raubt? Melanie Raabes Roman Der längste Schlaf breitet uns auf 352 Seiten die Welt der Schlafwissenschaftlerin Mara Lux aus, die aus Deutschland kommt, aber in London lebt. Sie befasst sich als Forscherin mit dem Schlaf, wie keine andere auf ihrem Gebiet und kämpft paradoxerweise selbst mit akuter Schlaflosigkeit. Mit dieser werden wir als Lesende von Beginn an konfrontiert und lernen Seite für Seite, welche Bewandtnis es damit auf sich hat.

In Deutschland ist Mara kaum, ihre Eltern sind früh gestorben, deshalb ist sie nicht wenig überrascht, als sie eines Tages eine Nachricht von einem Notar aus Frankfurt erhält: Jemand möchte ihr anonym ein großes, altes Herrenhaus in der deutschen Provinz vermachen, Mara glaubt an eine Verwechslung – und reist dennoch, neugierig geworden, in die ihr fremde Kleinstadt, um sich das Ganze anzusehen. Erstaunt muss sie feststellen, dass sie durch ihre Träume mit diesem Ort auf seltsame Weise verbunden ist.
 

Roter Hintergrund mit dem Buchcover von Melanie Raabes "Der längste Schlaf " in der Mitte und dem Zitat "Volltrunkener Schlaf ist traumloser Schlaf" darüber. Buchcover © Btb, visual by Yeama Bangali

Das Hin- und Herspringen zwischen Rahmen- und Binnenerzählungen, Rückblenden und Dialogen, die sonderbare Dinge verhandeln, fasziniert mich sofort - lässt mich jedoch manchmal beim Lesen taumeln. Schnell nimmt der Text mich durch die zugängliche Sprache und das Tempo der Handlung mit. Immer wieder tauchen surreale Momente auf, die kenntlich machen, wie sich die Hauptmotive des Schlafs und Traums formal in den Text einschreiben. Es ist vor allem der Spannungsbogen dieses Thrillers, der mich packt und sich auf eine erfrischende Weise folgenden Fragen widmet: Was ist Schlaf? Was steckt hinter Schlaflosigkeit? Und was hat es mit dem Träumen auf sich? Fragen, die mich als Lesende an der ein oder anderen Stelle grübelnd zurücklassen, da sich noch mehr dahinter verbirgt.

Der längste Schlaf erscheint am 18.09.2024 bei Btb.