Elektro-Experiment Das Knistern
Zwei Schuljungen beschäftigen sich mit einem Elektro-Experimentierkasten. Eine der Anleitungen enthält einen Warnhinweis. Was werden sie tun?
Ich bin bei meinem Schulfreund Marc, wir spielen zusammen. Marc und ich gehen in dieselbe Klasse. Ich erinnere mich nicht mehr exakt an das Jahr, es muss 1979 oder 1980 gewesen sein, da waren wir in der vierten oder fünften Klasse. Mit Marc zu spielen, ist immer abenteuerlich. Wir gründen Geheimorganisationen, entwickeln Geheimschriften und Codewörter. Einmal versuchen wir sogar, aus Kirschkernen Gift herzustellen, weil Marc irgendwo aufgeschnappt hat, dass Kirschkerne Blausäure enthalten.Marc besitzt einen alten Elektro-Experimentierkasten, der wahrscheinlich ursprünglich seinem Vater gehört hat. Aus Drähten, Widerständen, Transistoren und allerlei weiteren Bauteilen kann man verschiedene Dinge bauen: eine Türklingel zum Beispiel, verschiedene Licht-Schaltungen oder ein Morsegerät. Ein beigelegtes Heft enthält genaue Anleitungen, Grafiken, Beschreibungen und Erklärungen. Wir haben bereits zuvor mit dem Experimentierkasten gespielt. An diesem Tag sind Marcs Eltern beide nicht zuhause und wir haben etwas Besonderes vor.
Eine der Anleitungen in dem Heft beschreibt, wie man einen Radiosender baut. Diese Anleitung enthält einen Warnhinweis: In Deutschland ist es nicht erlaubt, ohne Lizenz einen Radiosender zu betreiben. Natürlich besitzen wir keine Lizenz. – Wir bauen den Sender. Wir stecken die benötigten Bauteile zusammen, und es ist anspruchsvoller als die Experimente, die wir bereits ausprobiert haben. Irgendwann sind wir sicher, dass wir alles richtig zusammengebaut haben. Die Batterien sind eingelegt, der Stromkreis ist geschlossen.
In der Küche steht ein Radio, wir schalten es ein. Marc geht ins Wohnzimmer und spricht ins Mikrofon unseres Senders, während ich am Radio in der Küche den Drehknopf zum Einstellen der Frequenzen drehe. Ich höre Rauschen, Knistern, Knacken, Pfeifen, ab und zu einen regulären Sender. Doch von Marc, der sich drüben im Wohnzimmer inzwischen Schimpfwörter ausdenkt und ins Mikrofon spricht, höre ich durch das Radio nichts – ich höre seine Stimme nur über den Flur.
Ich drehe noch einmal durch das gesamte Frequenzsprektrum, diesmal viel langsamer. Chrchrchrpft. – Was war das? Ich drehe ganz vorsichtig zurück. Chchchchchk-k-k-k. Klingt das Rauschen und Knistern hier nicht anders als in den anderen Frequenzbereichen? Passt es nicht zum Sprechrhythmus von Marc, den ich immer noch über den Flur Schimpfwörter aufsagen höre? Ich höre ganz genau hin: Chchchchchp-p-p-t – – – Ffffffckkkk.