Als vielleicht einziger entsandter Mitarbeiter in der Geschichte des Goethe-Instituts Buenos Aires hatte ich das Privileg, zu verschiedenen Zeiten am Institut arbeiten zu dürfen: Von 1985-1990 als Referent für Spracharbeit, und von 2005-2010 als Institutsleiter. Dadurch bekam ich zwei Phasen der Institutsgeschichte aus ganz unterschiedlicher Perspektive mit.
Als ich im August 1985 mit meiner Familie in Argentinien ankam, war das Land in Aufbruchsstimmung. Das Militärregime war knapp zwei Jahre davor durch einen demokratisch gewählten Präsidenten abgelöst worden. Die Inhalte der Programmarbeit wurden dadurch in hohem Maße bestimmt, zumal das Institut auch in der Diktatur ein Ort freier Meinungsäußerung geblieben war. Aber auch die Spracharbeit profitierte von dem Stimmungswandel: Die Kurse am Goethe-Institut Buenos Aires hatten weltweit die zweitmeisten Einschreibungen, und auch die drei übrigen Goethe-Institute Argentiniens (damals: Córdoba, Mendoza, San Juan) sowie die zahlreichen deutsch-argentinischen Kulturgesellschaften im Landesinneren erlebten einen wahren Boom. Zudem war es gelungen, an den staatlichen technischen Oberschulen (CONET) Deutsch als Wahlfach einzuführen – an über 100 staatlichen Schulen wurde damals landesweit Deutsch unterrichtet.
1990 verließ ich Buenos Aires in Richtung Brasilien, kehrte aber 2005, von Chile kommend, als Institutsleiter in die Stadt zurück. Inzwischen hatte das Institut seine Position in jeder Hinsicht konsolidiert – nicht zuletzt dank seiner hervorragenden Mitarbeiter*innen. In der Programmarbeit zählte es zu den Einrichtungen, die das Kulturleben der Stadt entscheidend mitprägten, sei es in der bildenden Kunst, in der – vor allem zeitgenössischen – Musik, im Film (herausragende Arbeit des Filmarchivs!), im Theater (Zyklus europäischer Dramatik) und bei den Wortveranstaltungen. In zahlreichen Fällen kam es zu enger Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern, insbesondere Frankreich, Spanien, Österreich und der Schweiz. In diese Zeit fiel auch die Gründung der argentinischen Arbeitsgruppe von EUNIC.
Nach meinem Ausscheiden aus dem Berufsleben (2010) konnte ich die Kulturszene weiter beobachten und dabei mit Befriedigung feststellen, wie das Institut seinen Weg konsequent verfolgte.
Das Goethe-institut Buenos Aires war, ist und bleibt einer der wichtigsten Akteure im Kulturleben der Stadt und ganz Argentiniens. Toitoitoi auch für die kommenden Jahrzehnte, Goethe-Institut Buenos Aires!