ZKM Karlsruhe
Kunst, Technik und Welterklärung

Das ZKM bei Nacht
Das ZKM bei Nacht | © ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Foto (Ausschnitt): Uli Deck

Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe bringt Kunst und Wissenschaft, Philosophie, Wirtschaft und Technologie näher zusammen. Die Ansprüche sind hoch: Man will analysieren und darstellen, was die Welt des 21. Jahrhunderts ausmacht – die treibenden Kräfte ebenso wie die Probleme und Hoffnungen.

Forschungsstätte, Ausstellungsforum, Diskussionsplattform, Museum, Medientheater – die Aktivitäten des ZKM in Karlsruhe umfassen die unterschiedlichsten Gebiete. ZKM ist die Abkürzung eines langen Namens, der ursprünglich ein Arbeitsbegriff war: Zentrum für Kunst und Medientechnologie. Das sollte nach dem Willen der Initiatoren Anfang der 1980er-Jahre ein Ort werden, an dem die Kreativität der Künstler mit den aktuellen Entwicklungen der Informationstechnologie zusammentrifft.

Inzwischen ist daraus eine weltweit renommierte Institution erwachsen. Internationale Kontakte und Kooperationen gehören zum Alltagsgeschäft. Nicht nur das: Wiederholt hat das ZKM bei aktuellen Fragen eine Vorreiterrolle übernommen – in jüngster Zeit etwa mit der Ausstellung Global Activism. Sie entstand unter dem Eindruck der Rebellionen in Arabien und der Proteste auf dem Taksim-Platz in Istanbul und widmete sich künstlerischen Ausdrucksformen, die politisch inspiriert sind.

Konvivialität statt Konkurrenz

„Das ZKM bietet die Chance, das Philosophische und das Künstlerische, das Wissenschaftliche und das Wirtschaftliche auf neue Weise zu verknüpfen“, sagt Peter Weibel, seit 1999 Vorstand der Einrichtung. Philosophie, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft sind für ihn „die klassischen Felder der Welterklärung und der Weltveränderung“. Auch die Technologie zählt er hinzu. Entscheidend ist für ihn dabei, dass es zu einem wechselseitigen Austausch kommt. Weibel: „An die Stelle der Konkurrenz tritt die Konvivialität“.

Für das Programm des ZKM heißt das: Installationen bildender Künstler stehen neben Fachsymposien, Forschungsprojekte neben musikalischen Grenzgängen. Große Themenausstellungen setzen sich mit der Rolle der Medien, mit dem Körper in der modernen Welt oder dem Auto im Spiegel der Kunst auseinander, während etwa am ZKM-Institut für Bildmedien daran gearbeitet wird, interaktive hochaufgelöste digitale Inhalte einem Publikum im öffentlichen Raum zugänglich zu machen.

Produktionsstätte für digitale Kunst

Das Institut für Bildmedien ist seit seiner Gründung 1991 vor allem durch die Entwicklung von interaktiven Schnittstellen und Panorama-Screen-Technologien zu einer international führenden Produktionsstätte im Bereich der digitalen Kunst geworden. Das Spektrum reicht von digitalen Video- und 3D-Animationen bis zu Softwaresystemen zur Echtzeit-Generierung natürlicher und architektonischer Umgebungen. Forschung wird zudem am zwei Jahre älteren Institut für Musik und Akustik betrieben. Dort widmet man sich unter anderem der Erkundung und Produktion elektronischer und elektroakustischer Musik, digitaler Klangsynthese, aber auch der Sound Art und den Anwendungen interaktiver Ton-Technologien für Konzertbühnen und Musiktheater. Der von dem Institut entwickelte Klangdom, bei dem Komponisten mittels der sogenannten Zirkonium-Software bis zu hundert Lautsprecher konfigurieren können, findet weltweite Verbreitung und Anerkennung.

Globale Perspektive

Eine der Neuerungen im Bereich IT ist die Online-Ausstellungsplattform ArtOnYourScreen (AOYS). Sie  ist interdisziplinär angelegt und soll physische Räume mit dem virtuellen Raum des Internets verknüpfen. Zum Auftakt gab es eine One-way Interaction Sculpture (OIS) des Künstlerduos //////////fur////, die eine direkte Verbindung zwischen dem ZKM und dem Goethe-Institut Montréal herstellte. In beiden Häusern, in Karlsruhe und in Kanada, war eine Glühlampe installiert, die sich via Internet einschalten – aber nur an Ort und Stelle ausschalten ließ.

Das transatlantische Künstlerprojekt ist nur ein kleines Beispiel für die starke internationale Ausrichtung des ZKM. Der Universitätsverlag MIT Press Cambridge, Massachusetts ist Partner bei wissenschaftlichen Publikationen. Mit den Ländern Asiens, insbesondere mit China herrscht reger Austausch, der sich nicht zuletzt in Ausstellungen wie Thermocline of Art – New Asian Waves oder The Global Contemporary – Kunstwelten nach 1989 niederschlug. Jüngstes Großprojekt: die Globale, eine 300-Tage-Veranstaltung zum 300-jährigen Bestehen von Karlsruhe 2015.

Die Globale ist eine Reverenz an den Stadtgeburtstag. Der Name könnte aber auch über dem ZKM als Ganzem stehen, zumal die Perspektive der Organisatoren über das Datum 1715/2015 hinausreicht. Unter anderem, so heißt es in einer Mitteilung, „sollen die kulturellen Effekte der Globalisierung, die wechselseitigen Beeinflussungen und Infragestellungen von verschiedenen Kulturkonzeptionen dargestellt werden.“ Damit ist auch der Anspruch des Hauses formuliert: das, was die Welt des 21. Jahrhunderts ausmacht, zu analysieren und darzustellen – die treibenden Kräfte ebenso wie die Probleme und Hoffnungen. Und zwar möglichst umfassend. Dass diese Intentionen auch beim Publikum ankommen, zeigt die Bemerkung einer Besucherin: „Wenn Shakespeare den Karlsruhern nicht zuvorgekommen wäre, könnte das ZKM ‚Globe‘ heißen.“

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