Kosmoperzeptionen* des Waldes

Wälder sind durchaus nicht Wildnis, sondern haben eine seit Jahrtausenden mit menschlichen Akteuren verwobene Geschichte. In Form von Begegnungsresidenzen kreieren Indigene* Künstler*innen der Nord- und Südhalbkugel im Dialog zwischen tropischen Regenwäldern und borealen Wäldern Kunstwerke, um diese 2025 im Rahmen der COP30 und der Amazonas-Biennale in Belem do Pará zu präsentieren.

*Analog zur Großschreibung der Selbstbezeichnung Schwarz, wird in diesem Projekt Indigen stets groß geschrieben.

Zeichnung s/w Wald - Rio Iratapuru, Amapá © Edu Simões

Über das Projekt

Die Geschichte des Waldes ist seit Jahrtausenden mit menschlichen Akteuren verwoben. Das Projekt "Kosmoperzeptionen des Waldes" geht von bestehenden Initiativen auf Indigenen und traditionellen Territorien in Südamerika und Europa aus, die sich für die Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren einsetzen und sich dabei auf die Lebensweise der Waldvölker stützen. Aus ihrer Perspektive ist der Wald mehr als ein "Biom" oder eine Reihe von "Ressourcen", er ist ein materieller und symbolischer Ort, der Denkweisen und die Schaffung von Welten ermöglicht. Dieser Wald verfügt über Geschichte, Technologie und Wissen mit dem Potenzial, Prozesse umzukehren, die heute das Leben auf dem Planeten bedrohen.

Im Rahmen von Residenzen werden Indigene und Künstler*innen aus traditionellen Gemeinschaften der nördlichen und südlichen Hemisphäre gemeinsam mit Wissenschaftler*innen Erzählungen und Evidenzen für den Dialog zwischen tropischen und borealen Wäldern schaffen. Die entstehenden Kunstwerke werden 2025 anlässlich der COP30 und der Amazonas Biennale in Belém do Pará präsentiert, und sollen den Zusammenhang zwischen dem Widerstand der Waldvölker und dem Erhalt der Biome verdeutlichen. Eines der Ziele ist es, die Umweltgeschichte der Wälder zu kartieren, indem wissenschaftliche Forschungen über Biodiversität und Klimawandel mit Indigenen Kosmoperzeptionen kombiniert werden.
Mit dem Begriff "Kosmoperzeptionen" folgen wir der afrikanischen Philosophin Oyèrónkẹ́ Oyěwùmí, die das Konzept schuf, um zwischen einer westlichen kulturellen Logik der "Kosmovision", die das Visuelle privilegiert, und kulturellen Systemen zu unterscheiden, die alle Sinne integrieren oder andere wie das Gehör hervorheben. Das Konzept der Kosmoperzeptionen scheint uns ein umfassenderer Weg, um sich in diesem Projekt der Geschichte der Wälder zu nähern.
Künstlerische Dialoge mit dem Wald

Die Residenzen, die sich an Indigene und traditionelle Gemeinschaften und deren Akteur*innen richtet, wird vom Goethe-Institut Rio de Janeiro koordiniert und stützt sich auf die Zusammenarbeit und partizipative Entscheidungsfindung von Partnern in Brasilien, Kolumbien, Finnland und Deutschland.

Die Aufenthalte finden hauptsächlich in Indigenen Gebieten statt und werden von der gastgebenden Gemeinschaft ausgetragen, die das Thema und die Methode festlegt und auswählt, wer eingeladen wird. Auf diese Weise werden Themen, die normalerweise separat diskutiert werden, wie Klimagerechtigkeit, Chancengleichheit und die Zukunft der nächsten Generationen neben Themen wie Provenienzforschung in Kunstsammlungen, Re-Wilding, regenerative Ökonomien und koloniale Kontinuitäten behandelt. Im Lichte der verschiedenen Kosmoperzeptionen entsteht ein komplexes Bild des Waldes, das in der Lage ist, die Menschen für seinen Schutz und gegenseitigen Nutzen zu sensibilisieren. 

Ziel

Eines der Ziele ist es, die Umweltgeschichte der Wälder zu kartieren, indem wissenschaftliche Forschungen über Biodiversität und Klimawandel mit Indigenen Kosmoperzeptionen kombiniert werden. Durch das Mapping des Indigenen Widerstands gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut werden politische Entscheidungsträger*innen erreicht.

Zeitraum

2024 – 2025

Zielgruppe

Das Projekt adressiert die Gemeinschaften vor Ort, insbesondere Indigene Kollektive, die ausgehend von dem Dialog ihres Körper-Territoriums mit wissenschaftlicher Forschung zum Klimawandel an künstlerischen Prozessen arbeiten werden.

Ablauf

Im ersten Projektjahr finden fünf Residenzen mit lokalen Gastgebenden und jeweils zwei bis drei Gästen statt, die gemeinsam die folgenden Themen erforschen
  • Amazonasmündung in Nordbrasilien, Insel Marajó, in der Keramikwerkstatt Mangue Marajó: verlorene Objekt, Rematriierung und Wiederherstellung der Identität, Archäologie und natürliche Rohstoffe.
  • Atlantischer Regenwald in Südostbrasilien, Escola Viva/Lebendige Schule im Guarani-Dorf Rio Silveira: Indigener Wissenstransfer, ökologische Bildung und regenerative Wirtschaft, wissenschaftliche Kommunikation.
  • Amazonas-Regenwald in Kolumbien, La Chorrera und Bogotá: Indigene Architektur, Bau einer Maloca, Gemeinschaft zwischen städtischem Raum und traditionellen Territorien, Mobilität Indigener Völker und Zusammenarbeit im Amazonasgebiet.
  • Gáregasnjárga in Sápmi bzw. Karigasniemi in Finnland, borealer Wald, Kunstresidenz in Sápmi: Zeiten für Heilung und Rewilding, Matriarchate, Praktiken der Kunst- und Musikproduktion, Indigener Dialog zwischen Nord und Süd.
  • München in Deutschland, Museum "Fünf Kontinente", Kuratorenresindez: künstlerische und dekoloniale Perspektive auf die ethnografische, zoologische und botanische Sammlung von Martius und Spix, Indigene Katalogisierung.
Im Jahr 2025, dem zweiten Jahr des Projekts, werden die Forschungsergebnisse und die künstlerische Produktion im Rahmen der COP30 und der Amazonasbiennale präsentiert.

Weitere Informationen

Dem Verlauf des Projekts und den thematischen Diskussionen kann man auf dem Instagram-Profil des Goethe-Instituts Rio de Janeiro und im Dossier "Kosmoperzeptionen des Waldes" im Humboldt-Magazin (in Kürze) folgen.
 

Teilnehmende Kurator*innen, Expert*innen und Künstler*innen

  • AE
    Anita Ekman
  • CT
    Cristine Takuã

    Escola Viva

  • CP
    Carlos Papá

    Escola Viva

  • CA
    Cilene Andrade

    Ateliê Arte Mangue Marajó

  • RG
    Ronaldo Guedes

    Ateliê Arte Mangue Marajó

  • SM
    Sunna Maaret

    Gáregasnjárga

  • FS
    Freg Stokes

    Max-Planck-Institut für Geoanthropologie

  • AU
    Aimema Uai

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