Ihre Freundschaft ist eine Sternstunde des deutschen Geistes: Friedrich Schiller bringt seine Dramen mit Goethes Hilfe auf die Bühne. Johann Wolfgang von Goethe erlebt durch Schiller in Weimar seine zweite Jugend. Dennoch ist ihre gemeinsame Geschichte nicht frei von Konflikten: etwa Schillers Neid auf den bewunderten Goethe oder Goethes Angst vor dem Aufstieg Schillers. Trotz aller Gegensätze lernte Schiller in der Freundschaft, "dass es dem Vortrefflichen gegenüber keine Freiheit gibt als die Liebe". Und jeder der beiden sagte vom anderen: er sei ihm der wichtigste Mensch gewesen. Rüdiger Safranskis Buch ist die spannend erzählte Biographie dieser für die Dichtung in Deutschland so wichtigen Begegnung.
Karl Schlögel ist als Chronist der osteuropäischen Länder und ihrer Rückkehr nach Europa berühmt geworden. Nach Jahrzehnten der Teilung hat sich der Kontinent neu formiert: Alte Zentren in Osteuropa sind wieder zum Leben erwacht. In Bussen oder Billigfliegern bewegen sich die Europäer über viel befahrene Routen frei über alle Landesgrenzen hinweg, tauschen Waren aus und Wissen. Gleichzeitig müssen sie traumatische Ereignisse wie die Finanz- und Schuldenkrise nun gemeinsam durchleben. Schlögel befasst sich in seinen Reden und Essays nicht mit den "großen Männern", sondern erzählt auch die Geschichte jener unbekannten Menschen, ohne die dieses neue Europa nicht zustande gekommen wäre.
Mit Romanen wie "Unterm Rad", "Demian" und "Der Steppenwolf" hat Hermann Hesse Generationen von Lesern in seinen Bann gezogen. Weltweit wird heute kein deutscher Autor des 20. Jahrhunderts mehr gelesen als er. Dabei verlief das Leben des "Glasperlenspielers" bei weitem nicht so beschaulich, wie es im Rückblick scheint. Schon als junger Mann empfand er es als Befreiung, der Enge seines pietistischen Elternhauses zu entfliehen und seiner Berufung zum Dichter zu folgen. Und ob Asket, Buddhist oder ruheloser Nomade - Hesse hat sich immer wieder neu erfunden. Am Ende blieb er doch nur einem treu: sich selbst. Anlässlich des 50. Todestages schreibt Heimo Schwilk, renommierter Journalist und wie Hesse Schüler des Seminars Maulbronn, die Biografie des rebellischen Dichters, Nobelpreisträgers und Malers Hermann Hesse.
Technischer Fortschritt verlangt Verantwortung. Bei der Energieerzeugung, in der Medizin- und Militärtechnik, der Neurotechnik oder in der Raumfahrt Ethikfragen stellen sich in vielen Bereichen, in denen eine rasante technische Entwicklung stattfindet. Ist diese richtig und gut? Um das entscheiden zu können, müssen Chancen und Risiken, Gefahren und Sicherheit, Fortschritt und Verantwortung bedacht und beurteilt werden. Das Handbuch präsentiert die verschiedenen Technikfelder, klärt die zentralen Begriffe und stellt die ethisch-philosophischen Grundlagen der Technikethik vor.
Ein hartnäckiger Meinungsstreit der letzten Jahrzehnte dreht sich um die Frage, welchen Ursprungs die Idee der Menschenrechte ist. Verdanken wir sie unserem christlich-jüdischen Erbe oder ist sie eine Erfindung der Aufklärung? Weder das eine noch das andere, behauptet der Sozialtheoretiker Hans Joas und erzählt in seinem Buch eine ganz andere Geschichte der Menschenrechte. Im Stile einer "historischen Soziologie" fördert er dabei eine überraschende dritte Sicht der Dinge zutage: Der Glaube an die universale Menschenwürde ist das Ergebnis eines Prozesses der Sakralisierung, in dessen Verlauf jedes einzelne menschliche Wesen mehr und mehr als heilig angesehen wurde.
Diesen Prozess zeichnet Joas in exemplarischen Studien etwa über die Abschaffung der Sklaverei sowie anhand der Genese paradigmatischer "Erklärungen der Menschenrechte" nach und analysiert ihn als eine komplexe kulturelle Transformation: Erfahrungen von Gut und Böse mussten vor dem Hintergrund unterschiedlicher Werttraditionen diskursiv artikuliert, in Rechten kodifiziert und in Praktiken gelebt werden. Die Menschenrechte, so zeigt sich, sind eben nicht das Ergebnis eines bloßen Konsenses über ein universalistisches Prinzip, sondern entstammen einem langen kulturübergreifenden Gespräch über Werte.
Sie beginnt bei den Masken der Steinzeit und endet bei den Gesichtern, die die modernen Massenmedien produzieren. In Theatermasken und der Mimik des Schauspielers, im europäischen Porträt und in der Fotografie, im Film und in der Gegenwartskunst entdeckt Belting die vielfältigen Versuche, sich des Gesichts zu bemächtigen, und deren permanentes Scheitern am Leben des Gesichts und des Selbst. Dieses Leben ist undarstellbar, bleibt gegen alle Normen und Klischees resistent und drängt doch immer wieder ins Bild. Selbst die Porträtkunst der europäischen Neuzeit hat am Ende oft nur Masken produziert. Und auch der Film, der das menschliche Gesicht in unvergleichlicher Intimität vorführte, scheiterte an seinem Anspruch, den Menschen zum ersten Mal wirklich ins Bild zu bringen.
Die Gruppe 47 ist zu einem Markenzeichen geworden. Jeder nimmt Bezug auf diese von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Schriftstellervereinigung. Jeder hat eine Vorstellung von ihrer Wirkung. Helmut Böttiger legt nun den ersten umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institution vor, die unseren Literaturbetrieb erfunden und die politische Öffentlichkeit Nachkriegsdeutschlands mitgeprägt hat. Bei näherer Betrachtung wird aber klar: Vieles von dem, was man zu wissen glaubt, verkehrt sich ins Gegenteil. Durch die Auswertung vieler bisher unbekannter Dokumente und Gespräche mit Zeitzeugen entsteht ein lebendiges Bild der Frühgeschichte der BRD: von den Schwierigkeiten, die Prägungen durch den Nationalsozialismus abzustreifen, bis zu einem neuen, prekären Wechselspiel zwischen Literatur, Markt und Mediengesellschaft, das bis heute anhält.
International renommierte Historiker, Soziologen, Philosophen und Religionswissenschaftler beschäftigen sich mit dem Entstehen und dem Wandel von Werten sowie mit der religiösen und kulturellen Tradition Europas. Beiträge von Michael Borgholte, Shmuel N. Eisenstadt, Kurt Flasch, Wolfgang Huber, Hans Joas, Reinhart Koselleck, Gudrun Krämer, Christian Meier, Mark Mazower, Christoph Menke, Orlando Patterson, Wolfgang Reinhard, Dieter Senghaas, Wolfgang Schluchter, Helmut Thome und Peter Wagner.
Mit 40 Abbildungen und 6 Karten. Das atomare Wettrüsten und der Wettlauf ins All, der Krieg der Geheimdienste und Stellvertreterkriege in der Dritten Welt, die Angst vor Kommunisten hier und die Jagd auf bourgeoise Elemente da: Der Kalte Krieg wurde weltweit und auf allen Ebenen geführt: Politiker, Künstler, Intellektuelle, religiöse Führer, ja die gesamte Bevölkerung in Ost und West standen im Bann der ideologischen Auseinandersetzung. Bernd Stöver beschreibt in dieser histoire totale erstmals umfassend den Dauerkonflikt, der mit dem Zerfall der Sowjetunion endete, aber trotzdem, so das Fazit, keine Sieger kennt.
Nachdem sich allmählich die Archive öffnen und wir immer mehr auch über die Arbeit der Geheimdienste wissen, ist ein neuer Blick auf die politisch-militärische Entwicklung möglich. Das Buch zeichnet den wissenschaftlich-technologischen Wettlauf nach, der zu spektakulären Höhepunkten in der Raumfahrt führte. Es geht dem Wettstreit der Wirtschaftssysteme nach, dem Krieg um die Rohstoffe und dem propagandistischen Kampf um die Köpfe der Menschen. Dabei richtet sich der Blick immer auch auf die "Dritte Welt", die zwischen kapitalistischem und kommunistischem Block zerrieben wurde. Dass wir bis heute an den Folgen zu tragen haben und erst allmählich aus dem Albtraum eines totalen Kriegs der Welten erwachen, zeigt das Schlusskapitel
Der 'Knigge' ist auch heute noch ein hochinteressanter Meilenstein über die praktische Kunst des Umgangs mit Menschen. Erschienen 1788 – im gleichen Jahr wie Kants 'Kritik der praktischen Vernunft' – befasst sich Knigge mit der Durchsetzung von Moral und gibt überzeugende und vor allem praktikable Antworten auf die Fragen menschlichen Zusammenlebens. 'Die Kunst des Umgangs mit Menschen besteht darin, sich bemerken, geltend und geachtet zu machen, ohne beneidet zu werden.' Adolph Freiherr Knigge
Herfried Münkler schreibt über die Deutschen und ihre Geschichte im Spiegel ihrer Mythen. Dabei erweckt er alte Sagen - etwa um die Nibelungen - zu neuem Leben, besichtigt schicksalhafte Orte wie Weimar, Nürnberg oder den Rhein und lässt historische Persönlichkeiten wie Hermann den Cherusker, Friedrich den Großen oder den Papst auftreten - selbst die D-Mark fehlt nicht in diesem Reigen. In einer großen historischen Analyse zeigt Münkler, wie Mythen unsere nationale Identität geformt haben und welch motivierende und mobilisierende Kraft ihnen eignet - im Positiven wie im Negativen. Denn in der deutschen Geschichte gingen Mythos und Politik stets Hand in Hand. So dienten die Schlacht im Teutoburger Wald oder der Drachentöter Siegfried der inneren Militarisierung der Deutschen, und das "Unternehmen Barbarossa" führte sie direkt in den Untergang. Nach 1945 erblühte die Bundesrepublik im Mythos vom "Wirtschaftswunder", die DDR richtete sich am "antifaschistischen Widerstand" auf. Heute dagegen ist Deutschland ein mythenarmes Land - ist das ein Fluch oder ein Segen?