Forum
Forum „Art/History Sideways“

Tungus single channel, Wang Tuo, 4K video (color, sound), 2021
Tungus single channel, © Wang Tuo, 4K video (color, sound), 2021

Forum

Goethe-Institut China

Zeit: 01.09.2024, 14:00 – 16:00
Gastsprecher*innen: Koichiro Osaka & Wang Tuo, Kathleen Ditzig & Wei Ran,
Moderation: Su Wei, You Mi
Sprache: Chinesisch, Englisch mit konsekutiver Übersetzung
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, No. 2 Jiuxianqiao Road, Chaoyang District, Beijing
Eintritt frei

Wie lässt sich die Rolle der Kunst im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft und Ideologie erkunden? Wie verständigen sich nicht-westliche Länder, wenn der westliche Blickpunkt wegfällt? Gibt es eine Kraft in der Kunstgeschichte, die erwacht und hegemoniale Strukturen infrage stellt?

Am 1. September 2024 veranstaltet das Goethe-Institut China das Forum „Art/History Sideways“ in seinem Kulturraum in 798. Das Forum wird die Geschichte des Kalten Krieges reflektieren und die Verbindungen zwischen verschiedenen Regionen Asiens und Lateinamerikas untersuchen. Der Forscher und Kurator Koichiro Osaka wird im Gespräch mit dem Künstler Wang Tuo die komplexen historischen Beziehungen zwischen den ostasiatischen Ländern anhand von Kulturpolitik und künstlerischen Praktiken beleuchten. Anschließend richten die Forscherin und Kuratorin Kathleen Ditzig sowie der Forscher Wei Ran ihren Fokus auf die Beziehungen zwischen Südostasien, Lateinamerika und China. Durch die historische Analyse versuchen sie, die unkonventionellen Positionen von Kulturschaffenden sichtbar zu machen. Das Forum wird von den Kurator*innen Su Wei und You Mi geleitet und moderiert.

Dieses Forum ist Teil des Forschungsprojekts „Watch on a Promontory: Internal and External Artistic Exchanges in East, Southeast, and South Asia in the 1950s-1980s“, das von Kurator und Kunsthistoriker Su Wei und You Mi, Professorin am documenta Institut der Universität Kassel, initiiert wurde. Unter der Federführung des Goethe-Instituts China arbeiten dabei Goethe-Institute in Kolkata, Hanoi, Jakarta/Bandung, Kyoto, Manila, Mumbai und Seoul zusammen. Das documenta Institut wird 2025 zum Abschluss des Projekts eine Konferenz in Kassel veranstalten und eine Publikation erstellen.

Das Projekt „Watch on a Promontory“ nimmt die Bandung-Konferenz von 1955 als Ausgangspunkt, die als ein bedeutender Endpunkt der europäischen Kolonialzeit und als Beginn einer interregionalen Zusammenarbeit außerhalb des Westens gilt. Ziel des Projekts ist es, neue Ansätze in der Kunstgeschichte zu erforschen, die durch die Bandung-Konferenz noch nicht abgedeckt wurden, die Beziehung zwischen künstlerischer Praxis und Kulturpolitik zu untersuchen und zu beleuchten, wie sich verschiedene Regionen während des Kalten Krieges im interregionalen Austausch differenziert haben. Dazu werden neueste Forschungsergebnisse von Wissenschaftler*innen aus Ost-, Südost- und Südasien präsentiert. Das Projekt zielt darauf ab, die multikulturelle Zusammenarbeit innerhalb Asiens sowie zwischen Deutschland und Asien zu stärken.

Der erste Abschnitt des Projekts fand vom 16. bis 20. Mai 2024 in Bandung, Indonesien, erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem dortigen Goethe-Institut statt. Als nächste Station folgt Peking mit einem öffentlichen Forum am 1. September. Davor, am 30. und 31. August, organisiert das Goethe-Institut China zusammen mit dem Tsinghua Institute for Advanced Studies in Humanities and Social Sciences (TIAS) einen Workshop, bei dem Wissenschaftler*innen aus verschiedenen asiatischen Städten ihre Forschungsergebnisse präsentieren. Die Teilnehmer*innen werden die chinesische Kunstforschung im asiatischen Kontext neu beleuchten und Chinas zunehmende Isolation reflektieren. Danach geht das Projekt nach Hanoi und Mumbai weiter und endet 2025 in Kassel, Deutschland.


Die Gäste

Kathleen Ditzig ist eine Kunsthistorikerin und Kuratorin mit Sitz in Singapur. Sie hat zahlreiche Artikel über die globale Kultur-, Finanz- und Geopolitikgeschichte verfasst, wobei sie stets die Perspektive der modernen und zeitgenössischen Kunst Südostasiens einnimmt. 2023 wurde sie an der Nanyang Technological University mit einer Dissertation über „Exhibiting Southeast Asia in the Cultural Cold War: Geopolitics of Regional Art Exhibitions (1940s-1980s)“ promoviert. Ihren Masterabschluss erlangte sie 2015 am Center for Curatorial Studies des Bard College. Als Kuratorin der National Gallery Singapore widmet sie sich der Erforschung der Kunstgeschichte von Technologien aus einer südostasiatischen Perspektive und arbeitet an Projekten im Bereich fortschrittlicher Technologien.

Koichiro Osaka ist Kurator, Autor und Gründungsdirektor von ASAKUSA sowie der 0-eA Society for Curatorial Studies. Zu seinen jüngsten Projekten zählen unter anderem „The Imperial Ghost in the Neoliberal Machine (Figuring the CIA)“ bei e-flux in New York (2019) und „Curse Mantra: How to Kill Factory Owners“ im Rahmen der Para Site International Art Residency in Hongkong (2019). Osaka ist zudem außerordentlicher Assistenzprofessor an der Kyoto University of the Arts.

Su Wei ist ein in Peking ansässiger Autor, Kunsthistoriker und Kurator. Von 2017 bis 2020 war er Senior-Kurator am Beijing Inside-Out Museum und von 2021 bis 2024 Forscher am Kunstmuseum der Tsinghua-Universität. In den letzten Jahren konzentriert sich seine Arbeit auf die Neubewertung und radikale Neugestaltung der Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst und untersucht deren Legitimität und Brüche im globalen Kontext. Er hat Texte in internationalen Kunstzeitschriften veröffentlicht und an Symposien an renommierten Institutionen wie Tate Modern teilgenommen. Zu seinen kuratorischen Projekten zählen „No Reference: Hong Kong's Video and Media Art Practices since 1986“ (Videotage, Hongkong, 2016) und „Community of Feeling: Emotional Patterns in Art in Post-1949 China“ (Beijing Inside-Out Art Museum, 2019).

Wang Tuo untersucht durch Film, Performance, Malerei und Zeichnung die moderne chinesische und ostasiatische Geschichte. Seine Werke werden international in Sammlungen und Kunstmuseen ausgestellt. Wang Tuo war von 2015 bis 2017 Artist- in-Residence am Queens Museum in New York und gewann den China Top Shorts Award und den Outstanding Art Exploration Award beim Beijing International Short Film Festival 2018. Er war Preisträger des Three Shadows Photography Award 2018 und des Youth Contemporary Art Wuzhen Award 2019. Ferner erhielt er ein Forschungsstipendium bei KADIST San Francisco im Rahmen des OCAT x KADIST Media Artist Prize 2020. Im Jahr 2023 gewann Wang Tuo den Sigg Prize und 2024 den K21 Global Art Award.

Wei Ran ist Professor am Institute of Foreign Literature der Chinese Academy of Social Sciences. Seine aktuelle Forschung untersucht den interkulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und China während des Kalten Krieges sowie hispanische Literaturen in Asien. Er hat Walter D. Mignolos „The Darker Side of the Renaissance: Literacy, Territoriality, & Colonization“ und Gabriel García Márquez’ „Chronik eines angekündigten Todes“ ins Chinesische übersetzt. 2016 war Wei Ran Gastwissenschaftler beim Lateinamerikanischen Rat für Sozialwissenschaften (CLACSO) in Argentinien und 2010-2011 an der Duke University. Am Harvard-Yenching Institute leitete er von 2023 bis 2024 ein Projekt zu hispanisch-philippinischer Literatur zwischen spanischer Kolonisation und US-Besatzung.

You Mi ist Professorin für Kunst und Ökonomien am documenta Institut an der Universität Kassel. Zuvor war sie von 2014 bis 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kunst- und Medienwissenschaften an der Akademie der Künste der Welt, Köln tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in neuem und historischem Materialismus, Philosophie der Performance sowie der Geschichte, politischen Theorie und Philosophie Eurasiens. Sie partizipierte an Ausstellungen und Programmen unter anderem im Asian Culture Center in Gwangju, Südkorea, beim Ulaanbaatar International Media Art Festival, Mongolei (2016), im Zarya CCA in Wladiwostok, Russland (2018). Ihre jüngsten Ausstellungen befassen sich mit sozialen Technologien und „umsetzbaren Spekulationen“, wie „Sci-(no)-Fi“ an der Akademie der Künste der Welt, Köln (2019) und „Lonely Vectors“ im Singapore Art Museum (2022). Sie war auch eine der Kurator*innen der 13. Shanghai Biennale (2020-2021).

Details

Goethe-Institut China

Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road 2, Chaoyang District

Sprache: Chinesisch, Englisch mit konsekutiver Übersetzung
Preis: Eintritt frei