Ausstellung Seeking Tong Hu (Linking Lake) – Ausstellung von Li Dan

Seeking ToSeeking Tong Hu (Linking Lake) – Ausstellung von Li Dan ng Hu (Linking Lake) – Ausstellung von Li Dan „Seeking Tong Hu (Linking Lake)“, 2024, Ein-Kanal-Video, 21̛ 26, © Li Dan

Fr, 16.08.2024 –
So, 22.09.2024

12:00 – 18:00 Uhr

Goethe-Institut China

Ausstellung

Eröffnung mit Einführung: 16.08.2024, 19:00
Künstlerin: Li Dan
Dauer der Ausstellung: 16.08.2024 - 22.09.2024, Dienstag – Sonntag, 12:00 – 18:00, Montag geschlossen
Ort: Goethe-Institut China
Adresse: Originality Square, 798 Art District, Jiuxianqiao Road No. 2, Chaoyang District, Beijing
Eintritt frei

Mit dem CAREC-Preis (Cultural & Artistic Responses to the Environmental Crisis) unterstützt das Goethe-Institut in Kooperation mit dem niederländische Prince Claus Fund jedes Jahr zwölf Künstler*innen und Kulturschaffende. 2024 ist die chinesische Künstlerin Li Dan eine der Preisträger*innen. Am 16. August 2024 präsentiert das Goethe-Institut China Li Dans neuestes Projekt „Seeking Tong Hu (Linking Lake)“ und lädt die Künstlerin ein, über ihre Arbeit zu sprechen. Das Werk erkundet in Video und Bild die Beziehungen zwischen Menschen, Wüste und Wasser, die Wahrnehmung von Raum und Ökologie sowie die Grenzen zwischen dem Virtuellen und dem Realen.

Die Menschen stellen sich Wüsten gemeinhin als „unberührt“ und „leer“ vor, dabei sind sie heute gewissermaßen zu einer Kulisse für Signale und Geräusche geworden. In diesem „Grenzraum“, in dem Kommunikation früher nur unter erschwerten Bedingungen möglich war, haben mittlerweile satellitengestützte Ortungssysteme die Beziehungen zwischen Menschen, Herden und der Wüste neu geordnet und verändern somit die Wahrnehmung der lokalen Ökologie. Mit dieser Thematik hat sich die Künstlerin bereits in ihrem Projekt „More wind, noise and I“ auseinandergesetzt.

Mit „Seeking Tong Hu (Linking Lake)“ knüpft Li Dan an dieses Thema an. In der Wüste Gobi existiert unter den Hirten ein geheimes und nur mündlich überliefertes Positionsbestimmungssystem, bei dem einige Sanddünen als Seen bezeichnet werden. An ihrer Stelle mögen sich einmal tatsächlich Gewässer befunden haben, die durch die Wüstenbildung ausgetrocknet sind. Vielleicht existierte das Wasser aber auch nur in der Vorstellung. Besonders faszinierend erscheint die Geschichte vom „Tong Hu“, dem „verbindenden See“. Die mongolischen Hirten glauben an die Existenz eines riesigen unterirdischen Sees, der etliche Orte miteinander verbindet und den sie den „Linking Lake“ nennen. Der Beweis dafür entstammt einer Legende, in der der Kupfertopf eines Lamas an einer Stelle verloren ging und an einem anderen, dutzende Kilometer entfernten Ort wiedergefunden wurde. Aus diesem Grund ist es für die Hirten besonders empörend, wenn Unternehmen aus angrenzenden Städten ihre Abwässer in dieses Gebiet leiten (die als Müllkippe missbrauchte Wüste wird so buchstäblich „verwüstet“). In der heutigen Welt hat der Topos der Konnektivität einen besonderen Reiz. Li Dan stellt sich „Tong Hu“ als einen Ort vor, an dem es zu einer Art des räumlichen Übertritts kommt. Der von ihr produzierte Kurzfilm lehnt sich formal an das populäre Horror-Online-Spiel „Backrooms: Found Footage“ an, bei dem kurzzeitige Signalstörungen das „Glitchen“ in einen anderen Raum und somit die Flucht ermöglichen können.

In „Seeking Tong Hu (Linking Lake)“ geht es um die ständig verschwimmenden Grenzen zwischen dem Virtuellen und dem Realen. In der erwähnten Legende des „verbindenden Sees“ hat die Wirklichkeit bereits eine virtuelle Dimension. Der Dialog zwischen einer mongolischen Frauenstimme und dem „Ich“ mag dafür ein Anhaltspunkt sein. Das Projekt umfasst auch andere kurze Videos und Bilder: Störmomente bei der Satellitenortung, Hinweise auf plötzliche Übergänge oder Satellitenbilder voller „Artefakte“ und „Glitch-Effekte“ dienen als digitale Fußnoten zur Legende des „Linking Lake“.

Im Anschluss an die Eröffnung wird die Künstlerin über ihre Untersuchungen und Arbeiten berichten, die in den letzten zwei Jahren im Gobi-Becken und in der Wüste entstanden sind. Wie vermittelt sich die Wahrnehmung von Raum und Ökologie über die Technologie? Welche besonderen Energiezustände übertragen sich über Geräusche, wenn Erfahrungen von Orientierungslosigkeit, Poesie und heiligem Mysterium in den Hintergrund treten und das Wichtigste, das in der Luft und im Raum liegt, die Satellitensignale sind?


Über die Künstlerin

Li Dan arbeitet mit Video, 3D-Simulationen, Sound, interaktiven Websites/Videospielen und Installationen. In ihren Projekten verbindet sie die Erkundung von Räumen mit Medienreflexion. Die Künstlerin interessiert sich für die Räume zwischen Existenz und Nichtexistenz, für Räume, die unerreichbar scheinen, jedoch Spuren hinterlassen. Anhand solcher Räume untersucht sie in ihren Projekten die Veränderungen geografischer Vorstellungen, die Exotik des Orientalismus und die Struktur des Blicks.

(Text: Li Dan, deutsche Übersetzung: Julia Buddeberg)
 

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