Schriftsteller
Byung Chul Han
Der renommierte südkoreanisch-deutsche Schriftsteller Byung-Chul Han hat zwei Jahrzehnte lang immer wieder die Exzesse der zeitgenössischen kapitalistischen Gesellschaft und die extreme Isolation, in die sie uns geführt hat, aufs Korn genommen.
Von Jhon Mesa
„Eines Tages spürte ich eine tiefe Sehnsucht, ja ein akutes Bedürfnis, der Erde näher zu sein.“ So beginnt das Buch Lob der Erde. Eine Reise in den Garten des renommierten südkoreanisch-deutschen Schriftstellers Byung-Chul Han. Woher kommt dieses dringende Bedürfnis? Warum ist es notwendig, der Erde nahezukommen, ihr zu huldigen, sie zu respektieren? Vielleicht, weil wir uns von ihr, die unser Boden und unser Zuhause ist, getrennt haben? Han hat zwei Jahrzehnte lang und mit etwa zwanzig kurzen Büchern immer wieder die Exzesse der zeitgenössischen kapitalistischen Gesellschaft und die extreme Isolation, in die sie uns geführt hat, aufs Korn genommen. Seine Schriften zeigen unerbittlich und ohne Theoreme die Hyperkonnektivität und den Überfluss an Informationen in einer Gesellschaft, die müde, transparent und unmittelbar ist, und in der Privatsphäre und Individualität, also das Leben selbst, nicht mehr möglich ist.
© Goethe-Institut
Woher kommt dieses dringende Bedürfnis? Warum ist es notwendig, der Erde nahe zu kommen, ihr zuzusingen, sie zu respektieren? Vielleicht, weil wir uns von ihr, die unser Boden und unser Zuhause ist, getrennt haben?
Han selbst – 1959 in Südkorea geboren und zum Studium der Philosophie nach Deutschland eingewandert – ist ein paradoxes Beispiel für Überfluss. Seine Texte erscheinen einer nach dem anderen, sein Blick und seine Worte halten nicht inne, und er geht schnell vom Zen-Buddhismus über zu Informationstechnologien, Gewalt, Psychopathie und Macht. Es sind transatlantische Verlagserfolge, die in Rekordzeit für Millionen von Leser*innen in aller Welt aus dem Deutschen übersetzt werden.
Byung-Chul Han hat auch bis zu einem gewissen Grad die Rolle des Intellektuellen zurückgewonnen, der zur Gegenwart spricht, der keine umfassenden Abhandlungen benötigt, um die gegenwärtige Komplexität zu verdeutlichen, und der ständig in den Zeitungen als Stimme veröffentlicht wird, um gehört zu werden. Vielleicht ist er wegen seines Pessimismus kritisiert worden, und nicht umsonst kann die Vorstellung, sich selbst nicht wiederzufinden, sich in der Zeit der Aufführung zu abstrahieren, fern vom Eros, von der Schönheit, von der Muße im arkadischen griechischen Sinn, hoffnungslos sein. Aber vielleicht gibt es in Wirklichkeit einen Ruf nach Hoffnung, nach einem Schweigen des Wesens inmitten des zeitgenössischen Lärms, einen Ruf nach Ruhe, einen Lobgesang an die Erde.
Seine Texte erscheinen einer nach dem anderen, sein Blick und seine Worte halten nicht inne, und er geht schnell vom Zen-Buddhismus über zu Informationstechnologien, Gewalt, Psychopathie und Macht.
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