Was bedeutet das Konzept Commons in der Kunst? Das Projekt mit dem Titel „GgV / Gesellschaft in gemeinsamer Verantwortung“ fing mit der Phase „Vorstellungen über eine Institution der Zukunft“ an, indem die Teilnehmenden das künstlerische Schaffen durch unterschiedliche Übungen erkundeten, und wurde bei den Veranstaltungen in Zrenjanin, Bor und Belgrad vorgestellt.
Über das Projekt
Das Projekt Commons befasst sich mit den Fragen wie: Was bedeutet das Konzept Commons in der Kunst? Wie sehen die Commoning-Prozesse in der Kunst aus? In einer Gruppe junger Künstler*innen wird das Konzept zum Thema Commons in der Kunst und die Institution der Zukunft entwickelt und dabei steht der künstlerische Prozess im Mittelpunkt.
Ziel
Das Projekt zielt darauf ab, künstlerische und gesellschaftliche Prozesse zu hinterfragen. Mit der Publikation, die eine Dokumentation des künstlerischen Forschungsprozesses, der künstlerischen Praxis der Gruppe und den daraus entstandenen Arbeiten sowie die möglichen Antworten und Lösungen (oder auch neue Fragen und Konzeptionen) darstellt, bietet das Projekt Inspiration für ähnliche Prozesse und Themen im öffentlichen Diskurs.
Commons: Gesellschaft in gemeinsamer Verantwortung / GgV
Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.
Joseph Beuys
Ich möchte erklären, warum ich glaube, dass es jetzt notwendig ist, eine neue Art von Kunst zu etablieren, die in der Lage ist, die Probleme der ganzen Gesellschaft, eines jeden Lebewesens zu veranschaulichen - und wie diese neue Disziplin - die ich soziale Skulptur nenne - die Zukunft der Menschheit umsetzen kann. Sie könnte eine Garantie für die Evolution der Erde als Planet sein, Bedingungen auch für andere Bewohner des Planeten schaffen, und Sie können es mit Ihrem eigenen Denken steuern.
Joseph Beuys
Ausgehend von Joseph Beuys’ Diktum „Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität - die einzige revolutionäre Kraft ist die Kunst.“ sowie seinen Konzepten der sozialen Plastik und sozialen Skulptur haben wir uns die Frage gestellt: Was bedeutet das Konzept Commons in der Kunst? Wie sehen die Commoning-Prozesse in der Kunst aus? Ist das überhaupt möglich? Kann die Kunst eine vitale Kraft im Prozess des Commoning werden und zukunftsweisend agieren? Ob sich die künstlerische Praxis dadurch verändert, und wenn ja, wie? Ob und wie sich der Prozess des Commoning through Art in einer politisch turbulenten Gesellschaft wie Serbien wiederspiegeln kann? Und vice versa – wie spiegelt sich der turbulente politische Alltag auf den Commoming-Prozess in einer Gruppe von Künstlern? Können die Werte, die mit einem solchen Prozess verbunden sind - Selbstorganisation, Nachhaltigkeit, Solidarität, Kollektivität, Demokratie – innerhalb einer Institution wie dem Goethe-Institut frei überprüft, entwickelt und weiter gepflegt werden? Welche Rolle in dem Prozess des Commoning spielt eine Institution? Sind freie Prozesse der Selbstorganisation innerhalb einer Institution überhaupt möglich? Wie sieht eine ideale Institution (in der solche Prozesse möglich sind) überhaupt aus? Ist das die Institution der Zukunft?
Basierend auf unseren früheren Erfahrungen (3BGD, Goethe-/City-Guerilla und Urban Incubator) wissen wir, dass eine Annäherung an mögliche Antworten auf all diese wichtigen Fragen nur in einem längeren und offenen Prozess möglich ist. Und durch unsere Bereitschaft, uns als Institution auf das Experiment einzulassen.
Das Projekt mit dem provokativen Titel „GgV / Gesellschaft in gemeinsamer Verantwortung. Commoning through Art“ ist angelegt auf fünf Jahre. Die Dauer des Projekts steht in direkter Verbindung mit dem Begriff „Fünfjahresplan“ aus der Zeit des (nicht nur) jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus. Zu jener Zeit wurde auf der staatlichen Ebene ein gigantisches Sozialexperiment unternommen, um sich dem Ideal der Selbstorganisation und des gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Eigentums anzunähern.
Auf Vorschlag der jungen Belgrader Kuratorin Katarina Kostandinović steht im Fokus der ersten Phase des Projekts die Institution der Zukunft. Zusammen mit ihr wurde für die erste Phase des Projekts eine Gruppe junger Künstler*innen zusammengestellt, die gemeinsam das Konzept zum Thema Commons und die Institution der Zukunft entwickelt. Der künstlerische Prozess wird dabei im Mittelpunkt stehen und permanent dokumentiert. Die Kunst wird als Mittel eines aktiven Commoning-Prozesses verstanden. Die Ergebnisse entstehen während des Prozesses und können verschiedene künstlerische Formen verkörpern. Der künstlerische Forschungsprozess wird durch öffentliche Debatten und Gespräche mit den Expert*innen verschiedener Bereiche begleitet.
Am Ende des Projekts entsteht eine Publikation, die eine Dokumentation des künstlerischen Forschungsprozesses, der künstlerischen Praxis der Gruppe und den daraus entstandenen Arbeiten sowie die möglichen Antworten und Lösungen (oder auch neue Fragen und Konzeptionen) beinhaltet. Diese Publikation soll als Inspiration für ähnliche Prozesse und Themen im öffentlichen Diskurs verstanden werden.
Zorica Milisavljević
Teilnehmer*innen
Pavle Banović will das ihm unsagbar Erscheinende aussprechen, das Stachelige umarmen, die Authentizität jedweder Lebenserfahrung entdecken und aufspüren, auf welche Weise dies von den vorherrschenden Schreckenssystemen abweicht. In seiner Freizeit lackiert er sich die Fingernägel gerne in diese oder jene Farbe, fährt ans Meer, relaxt, genießt das Leben …
Bogdan Đukanović ist Träger des schwarzen Karategürtels. Während seiner sportlichen Erfolge beschloss er, die Welt der Kunst zu betreten. Ihn interessieren die Reflexe des Alltags in der Gesellschaft.
Aleksandra Saša Jeremić wurde vor allem von ihrer Kindheit in den bosnischen Bergen geprägt. Sie beschäftigt sich mit Fragen des Individuellen und des Kollektiven sowie mit dem Spannungsverhältnis zwischen Politik und Poetik.
Katarina Jovanović – Allfa, erworbener akademischer Grad: Master der bildenden Künste - Bildhauerin. Neben den Erfahrungen der unsichtbaren Kugel gilt ihr Interesse auch der Performance, dem Diskurs, den Möglichkeiten des Paradigmenwandels und wie sich Situationen in ihr Gegenteil verkehren lassen. Zurzeit geht erforscht sie das Thema des materiellen Überlebens der Künstlerin persönlich, unter den gegebenen Umständen.
Katarina Kostandinović stammt aus einer Hexenfamilie. Sie interessiert sich für Prozesse, für Untersuchungen der Flexibilität von Komfortzonen, für Unsicherheiten, Macht- und Autoritätsaustausch.
Zorica Milisavljević ist bei ihrer Arbeit innerhalb der Institution auf den Prozess, auf die Beteiligung, die Selbstorganisation, das Experiment, die Transdisziplinarität und den gemeinsamen kreativen Raum fokussiert. In ihrer Freizeit erforscht sie die Poesie des Alltags, den Zufall, die Vergänglichkeit und die kollaborative Entstehung von Lyrik in Interaktion mit der Künstlichen Intelligenz.
Jelena Nikolić beobachtet, nähert sich, vergrößert, wiederholt. Sie interessiert sich für einfache Dinge. Von klein auf wollte sie Malerin und Schwimmerin werden.
Slavica Obradović ist in der Division des Matriarchats aufgewachsen. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der materiellen und virtuellen Skulptur bzw. mit Vorstellungen spezifischer Fragmentierungsprozesse, Hybridisierung und Zusammenwachsen. Dabei wird die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und von Gefühlszuständen, der Nähe vs. Verwundbarkeit des vernachlässigten Körpers hinterfragt.
Ihre Arbeiten gehen oftmals aus der Verknüpfung mythologischer Geschichten und Märchen mit dem derzeit aktuellen gesellschaftlichen Augenblick hervor. Hierbei geht sie Erwartungen nach, die wir in der Realität in Bezug auf die konstruierte Wirklichkeit fiktiver Narrative erzeugen.
Sara Pantović hatte ein Leben lang den Wunsch, verschiedene Momente in ihrem eigenen Leben und dem Leben derer, die ihr nahe stehen, festzuhalten. Heute ist ihr Fokus immer noch derselbe, denn sie nähert sich fremden Menschen und sammelt deren Erfahrungen mit dem Leben auf diesem Planeten. Sie beschäftigt sich mit Fotografie und Film. Außerdem schreibt sie gerne.
Selman Trtovac ist ein Mensch, der auf der Suche nach der Wahrheit in der Kunst ist und diese als etwas Neues, Aufregendes empfindet, das untrennbar vom Alltag ist. Vater eines großartigen Jungen, dem er hilft, seinen Weg zu finden.
Vanja Žunić hält sich für eine Vermittlerin der Situationen. Sie erzählt ungern Geschichten nach und zieht es vor zu denken, dass alles irgendetwas bedeuten kann. Die Weltrettung war noch niemals so leicht gewesen.
Impressum
Commons: Gesellschaft in gemeinsamer Verantwortung / GgV
Projektleiter:
Christoph Veldhues, Goethe-Institut Serbien
Konzept und Projektmanagement:
Zorica Milisavljević, Goethe-Institut Serbien
Dr. Selman Trtovac, Goethe-Institut Serbien
Vorstellungen über eine Institution der Zukunft (2020-2024)
Kuratorin:
Katarina Kostandinović
Mitglieder des Künstlerkollektivs:
Pavle Banović, Bogdan Đukanović, Aleksandra Saša Jeremić, Katarina Jovanović - Alfa, Katarina Kostandinović, Zorica Milisavljević, Jelena Nikolić, Slavica Obradović, Sara Pantović, Selman Trtovac, Vanja Žunić
Mitglieder des Künstlerkollektivs bis 2022:
Bogdan Čontoš, Luka Ličina, Nemanja Milenković