Theaterfestival BITEF: Am Rande der Zukunft

Bitef 2021 © Bitef

Mo, 13.09.2021 –
Sa, 25.09.2021

Im Rahmen des diesjährigen Theaterfestivals BITEF werden zwei Stücke mit der Unterstützung vom Goethe-Institut Belgrad vorgestellt:
 
Henrik Ibsen
Ein Volksfeind

Regie: Thomas Ostermeier
Produktion: Schaubühne, Berlin, Deutschland

19. September, 20:00 Uhr
Nationaltheater in Belgrad, Große Bühne
Dauer 150 Min. (keine Pause)
 
Bearbeitung: Florian Borchmeyer
Regie: Thomas Ostermeier
Bühne: Jan Pappelbaum
Kostüme: Nina Wetzel
Musik: Malte Beckenbach, Daniel Freitag
Dramaturgie: Florian Borchmeyer
Licht: Erich Schneider
Darsteller: Christoph Gawenda, Konrad Singer, Genija Rykova, Renato Schuch / Andreas Schröders, David Ruland, Moritz Gottwald, Thomas Bading
 
Fotografie: Arno Declair

Über die Aufführung:
Dr. Stockmann entdeckt, dass die Trink- und Heilwasserquellen von krankheitserregenden Mikroorganismen durchsetzt sind. Dies wurde durch industrielles Abwasser verursacht. Stockmann beschließt, diesen Befund in der Zeitung veröffentlichen und fordert die Stadtverwaltung auf, die Wasserleitungen umzulegen. Einflussreiche Bürger und Journalisten der Lokalzeitung sichern ihm Unterstützung zu. Sein Bruder Peter, der Stadtrat des Ortes, hält ihm jedoch schwere Bedenken entgegen: Das Verbreiten der Neuigkeit bedrohe die wirtschaftliche Prosperität der Stadt. Plötzlich beginnt der ursprünglich zugesicherte Rückhalt zu schwinden. Die Entscheidungsträger säen Zweifel an seinem Vorhaben und versuchen, die Nachricht vom kontaminierten Wasser zu vertuschen. Stockmann besteht auf Aufklärung und will das Problem öffentlich kundtun. Für ihn ist das Problem des verschmutzten Heilwassers lediglich Teil eines weitaus größeren Problems; Seine Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes. Ibsens Drama bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Aufklärung und Fanatismus. Welche Chance hat die Wahrheit in einer durchökonomisierten Gesellschaft?

 
 
Future Fortune
Konzept, künstlerische Leitung, Choreographie: Dragana Bulut
Produktion: Dragana Bulut, Berlin, Deutschland
 
21. und 22. September, 18:00 und 21:00 Uhr
Bitef Theater

Dauer: 70 Min. (keine Pause)
 
Mitarbeiter und Darsteller: Dani Brown / Caroline Neill Alexander (Zweitbesetzung), Dragana Bulut, Joseph Wegmann
Dramaturgie: Ana Vujanović, Maja Zimmermann
Technische Leitung und Lichtdesign: Joseph Wegmann
Musik und Sounddesign: Raphaela Andrade Cordova
Sound-Recherche: Tian Rotteveel
Beratung für Bühnen- und Lichtdesign: Jonas Maria Droste
Künstlerischer Mitarbeiter: Kareth Schaffer
Roboterprogrammierung: ShowBotiXX (Thorben Seeland, Matthias Hoffman), Heinrich Mellmann
Technische Unterstützung: Heinrich Mellmann, Matthias Hofmann
Öffentlichkeitsarbeit: AugustinPR
Foto- und Videodokumentation: Marta Popivoda
Produktionsleitung: Joseph Wegmann, Francesca Spisto
Produktionsassistenz: Tamara Antonijević
Tournee-Produktion: Veronika Wagner
 
Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer Berlin, PACT Zollverein (Essen).
Förderung von Gastspielen: NATIONALES PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Gefördert durch: Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, by the NATIONALES PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz
Unterstützt von: Bitef Theater Belgrad, Station Service for contemporary dance Belgrade
In Kooperation mit: ShowBotiXX (Rainer E. Becker und Matthias Hoffman), Lehrstuhl für Adaptive Systeme Institut für Informatik, Humboldt-Universität zu Berlin
 
Fotografie: Marta Popivoda, Dorothea Tuch
 
Über die Aufführung:
Wie wird unsere Zukunft aussehen, die genau jetzt, in dieser Gegenwart, beginnt? In einer Zeit anhaltender Ungewissheit widmet sich Dragana Bulut der Frage, welche Strategien Menschen nutzen, um in die eigene Zukunft zu schauen und sie zu gestalten. Begleitet von einem semi-humanoiden Roboter erkundet Bulut das Spannungsverhältnis zwischen Determinismus, freiem Willen und Entscheidungsprozessen. Ein Bezugspunkt ist das einflussreiche, doch nahezu vergessene Theaterstück R.U.R. von Karel Čapek, auf das der Begriff „Roboter“ zurückgeht. Durch den Einsatz von Mitteln der Science-Fiction reist die Performance durch die Zeitlichkeit ihrer eigenen Produktion innerhalb des zeitgenössischen Kunstmarktes. Ist die Zukunft bereits durch die Gegenwart vorherbestimmt? Und falls ja, wie kann man sie denken, entwerfen und gestalten?

 


Weitere deutsche (Ko-)Produktionen im Rahmen des diesjährigen BITEF-Festivals:
 
Farm fatale
Konzept, Set-Design und Regie: Philippe Quesne
Produktion: Vivarium Studio, Paris, Frankreich, und Münchner Kammerspiele, München, Deutschland
 
Dauer: 90 Min. (keine Pause)
 
Mit: Léo Gobin, Damian Rebgetz oder Nuno Lucas (abwechselnd), Julia Riedler oder Michèle Gurtner (abwechselnd), Gaëtan Vourc'h, Raphael Clamer oder Sebastien Jacobs (abwechselnd)
Künstlerische Mitarbeit – Bühne: Nicole Marianna Wytyczak
Mitarbeit – Kostüm: Nora Stocker
Masken: Brigitte Frank
Licht: Fabien Bossard
Sound: Theo Ernandorena
Dramaturgie: Martin Valdés-Stauber
Dramaturgie-Mitarbeiter: Camille Louis
Tournee-Produktion: Vivarium Studio
Produktion und Gestaltung:  Münchner Kammerspiele – München
Koproduktion: Nanterre-Amandiers, nationales Drama-Zentrum
 
Fotografie: Martin Argyroglo
 
Wort der Kuratoren:
Wir freuen uns besonders, auf diesem Bitef ein Werk eines der führenden Regisseure der mittleren Generation in Frankreich und weltweit, Philippe Quesne, mit einer Performance zu präsentieren, die in einer Koproduktion zwischen seiner Pariser Truppe und den berühmten Münchner Kammerspielen entstanden ist. In einer spezifischen und für ihn typischen visuellen Herangehensweise und Ironie entwickelt Quesne eine surreale Vision einer „Öko-Revolution“, die von arbeitslosen Vogelscheuchen losgetreten wird: Sie haben ihre Arbeitsplätze aus verschiedenen Gründen verloren, von denen einer auch der Schlag ist, der Kleinbauern von großen Konzernen versetzt wird. Das Ende ist offen, denn es bleibt die Frage, ob diese Performance eine authentische Einladung zu einer „Öko-Revolution“ oder ein Kommentar ihrer Aussichtslosigkeit ist.

 
 
Konferenz der Abwesenden
Konzept, Text, Regie: Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel
Produktion: Rimini Protokoll, Berlin, Deutschland
 
23. September um 20:00 Uhr, 24. September um 15:00 und 20:00 Uhr
Nationaltheater in Belgrad, Bühne „Raša Plaović“

Dauer 120 Min. (keine Pause)
 
Video- und Lichtdesign: Marc Jungreithmeier
Sounddesign: Daniel Dorsch
Recherche / Dramaturgie: Imanuel Schipper, Lüder Pit Wilcke
Stimme: Nadja Stübiger
Mit den Soufflierstimmen von: Henriette Hölzel, David Kosel, Hans-Werner Leupelt und Karina Plachetka
Mitarbeit politisch-kulturelle Bildung: Dr. Werner Friedrichs
Produktionsleitung: Epona Hamdan
Dramaturgie Assistenz: Sebastian Klauke
Regie Assistenz: Lisa Homburger and Maximilian Pellert
Bühnenbildassistenz: Maksim Chernykh
Bühnenmitarbeit: Federico Schwindt
 
Produktion: Rimini Apparat
In Koproduktion mit: Staatsschauspiel Dresden, Ruhrfestspiele Recklinghausen, HAU Hebbel am Ufer (Berlin) and Goethe-Institut.
Die Konzeption wurde gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung
 
Fotografie: Sebastian Hoppe

Über die Aufführung:
Im Angesicht einer weltumspannenden Krise geht es um weltweite Zusammenarbeit. Diesmal müssen wir uns allerdings mit einer lokal ausgetragenen Krise auseinandersetzen – zum Wohlergehen der Welt bei einer Konferenz, zu der man weder mit dem Flugzeug noch mit dem Zug anreisen muss. Eine Aufführung, zu der die geladenen Expert*innen und Redner*innen nicht physisch auftreten, sondern von Menschen vor Ort vertreten werden, die ihr Skript erst zu Beginn ihres Vortrags erhalten. In der Konferenz der Abwesenden beobachtet das Publikum Menschen aus der eigenen Stadt dabei, wie sie die Identität eines abwesenden Konferenzgastes übernehmen.
Ganz ohne CO2-Ausstoß, aber auch ohne schlechte Skype- oder Zoom-Verbindung, dafür aber mit allen szenischen Mitteln des Theaters, werden die Beiträge und widersprechenden Thesen zu den Folgen von Globalisierung in den Theaterraum vermittelt – und darin ausgetragen.
Der Vorteil, nicht dort zu sein – überhaupt: nicht überall sein zu müssen – wird zum gemeinsamen Spiel, das jeden Abend neu erlebbar wird. Im Zentrum dieses Spiels stehen Menschen, die zu Träger*innen von Ideen werden und sich sowohl Biografien von Expert*innen als auch deren Gedanken spielerisch aneignen. So wird die Abwesenheit zu einem Mehrwert, weil sie Raum schafft für neue Einschreibungen und ungeahnte Perspektiven. Ghostwriter und Redenschreiber*innen, Ko-Autoren*innen und Regisseur*innen zugleich, machen Rimini Protokoll in Konferenz der Abwesenden die dokumentarische Ko-Autorenschaft zu einer Fern-Inszenierung.

 

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