Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war ist ein zutiefst bewegender und gleichzeitig unglaublich humorvoller Film über das Erwachsenwerden unter eher ungewöhnlichen Umständen. Josse, der jüngste Sohn des Direktors einer der größten psychiatrischen Kliniken Deutschlands, verbringt seine Kindheit und Jugend auf dem Gelände der psychiatrischen Klinik, wo sich auch das Haus der Familie befindet. Josse betrachtet die Patient:innen seines Vaters als Familie. Diese werden von nicht-professionellen neurodiversen Schauspieler:innen gespielt und stellen die Normativität in Frage. Dieser Coming-of-Age-Film feiert das Leben in all seiner Absurdität und Vergänglichkeit. Er basiert auf dem autobiografischen Bestseller des preisgekrönten Joachim Meyerhoff, deutscher Schauspieler, Regisseur und Autor.
Katharina Pethkes Dokumentarfilmdebüt Reproduktion ist ein persönliches Werk, da es sich mit drei Generationen von Frauen in ihrer Familie befasst. Katharina Pethke ist selbst Künstlerin. Sie wird Professorin an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter studiert haben. Wurden ihre Ambitionen als Künstlerinnen durch die Mutterschaft unterdrückt? Können Kunst und Mutterschaft nebeneinander bestehen? Dieser Film wirft Fragen zu Feminismus, Karriere und Mutterschaft auf.
Elaha ist eine junge deutsch-kurdische Frau. Sie steht kurz vor der Heirat mit einem zutiefst konservativen kurdischen Mann und versucht, kulturelle Identität und weibliche Sexualität unter einen Hut zu bringen. Sie befindet sich am Scheideweg zwischen ihrer bedingungslosen Liebe zu ihrer Familie und ihrem Wunsch nach einem unabhängigen Leben. Regisseurin Milena Aboyan weigert sich, einfache Antworten zu geben, während wir Elaha beim Ausloten ihrer Möglichkeiten beobachten. Sowohl Bayan Layla, die Elaha spielt, als auch Milena Aboyan, die bei dem Film Regie führte, haben für Elaha Preise gewonnen.
In Liebe, Eure Hilde ist der neueste Film des preisgekrönten Regisseurs Andreas Dresen und sein fünfter Beitrag im Wettbewerb der Berlinale. Das bewegende Drama basiert auf dem Leben der realen Mitglieder der Anti-Nazi-Gruppe Rote Kapelle, Hilde und Hans Coppi. Obwohl der Film vor fast 80 Jahren spielt, sind die Themen, die er behandelt, nach wie vor dringlich und aktuell. Dresens preisgekrönte Werke wurden bereits bei früheren Ausgaben der Berlinale Selection gezeigt, 2023 war es der Film Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush und 2019 war es Gundermann. Unser Sommerkino 2022 war seiner Arbeit als Regisseur gewidmet, wo wir eine Auswahl seiner Filme aus den letzten zwanzig Jahren gezeigt haben.
Im Dokumentarfilm Das leere Grab folgen Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay tansanischen Familien, die versuchen, die sterblichen Überreste ihrer Vorfahren, die von deutschen Kolonialherren getötet wurden, aus westlichen Archiven zurückzuholen. Die Rückgabe von Artefakten, die gewaltsam aus ehemaligen Kolonien entwendet wurden, ist nicht mehr so selten wie in der Vergangenheit. Der Dokumentarfilm zielt darauf ab, die Arbeit der noch lebenden Angehörigen von denjenigen, deren Überreste geraubt und nach Deutschland gebracht wurden, hervorzuheben, im Gegensatz zu Wissenschaftler:innen und Museumsarchivar:innen, die aufgrund ihrer Herkunft und der verfügbaren Mittel eher sichtbar sind. Es ist ein Film „zwischen historischem Trauma und historischer Verantwortung“, wie die Regisseur:innen sagen.
Die Berlinale Selection 2025 endet mit dem Film Ivo der vielversprechenden Regisseurin Eva Trobisch, der sich mit dem Tabuthema Tod beschäftigt. Ivo ist Palliativpflegerin, ein körperlich und seelisch aufreibender Beruf. Der Tod ist ein normaler Teil von Ivos Arbeit. Sie kümmert sich um Solveigh, mit der sie befreundet war, bevor sie ihre Palliativpflegerin wurde, was die Dynamik zwischen den beiden verkompliziert. Es entwickelt sich eine heikle Dreiecksbeziehung zwischen Solveigh, ihrem Partner Franz und Ivo. In diesem entwaffnend ehrlichen Film arbeitet Trobisch zusammen mit Schauspieler:innen und echten Fachleuten und erforscht die letzte Phase des Lebens, ohne zu behaupten, dass sie irgendwelche Antworten hat. Eva Trobisch wurde von Variety zu einer der „Directors to Watch 2024“ ernannt und gewann auf der Berlinale 2024 den Heiner-Carow-Preis, einen Preis der DEFA für den besten deutschen Nachwuchsregisseur.
Während sich Cineasten aus aller Welt im winterlichen Berlin zur Berlinale 2025 versammeln, werden wir in Limassol und Nikosia Filme aus den Jahren 2023 und 2024 sehen, die das Goethe-Institut Zypern für sein Programm Berlinale Selection 2025 ausgewählt hat.