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Interview
Johannes Patsalides

Lieber Johannes, du warst der erste Deutschlehrer in Zypern überhaupt. Du hast 25 Jahre Deutschunterricht an der Hotelfachschule gegeben, an mehreren Privatschulen unterrichtet, bist selber Fremdenführer und hast fünfzig Jahre lang im Goethe-Institut unterrichtet. Generationen von Deutschschülern des Goethe-Instituts erinnern sich an dich, du hast Eltern und später ihre Kinder unterrichtet. Auch viele Jahre über deine Pensionierung hinaus hast du Menschen die deutsche Sprache gelernt und warst in den Jugendkursen ein sehr beliebter und geschätzter Lehrer. Was macht einen guten Deutschlehrer aus?

Ein guter Lehrer, dabei meine ich auch eine gute Lehrerin, muss vom ersten Tag an ein Freund mit den Schüler*innen werden, ihnen sein Ziel klar machen, dass sie mitmachen sollen, wenn sie die Sprache gut lernen wollen und ihnen auch erklären, wie interessant und wichtig die Deutsche Sprache für ihre Zukunft ist. Von Anfang an soll er/sie die Schüler*innen, nach jeder Antwort mit „bravo, gut, prima, sehr gut“, loben. Das ermutigt sie sehr! Mein Motto war „Keine Wörter keine Sprache“ (no words no language). Ich erstellte, daher, ca. 300 wichtige Sätze und Ausdrücke des täglichen Lebens (sie sind in meinem Buch „STRAHL“) wie z.B. „Herzlich willkommen, nehmen Sie bitte Platz“, und gab sie den Schüler*innen mit der Bitte jedes Mal 5 bis 10 Sätze auswendig zu lernen und ich prüfte sie jedes Mal am Anfang des Unterrichts. Das machte ihnen einen enormen Spaß und es lief parallel zu den Grammatikübungen und Texten des Lehrbuchs.

In den 80er Jahren hast du für die Deutschschüler*innen Reisen nach Deutschland organisiert. Wie liefen diese Reisen ab. Gibt es besonders schöne Erinnerungen?

Die Reisen mit den Deutschschüler*innen nach Deutschland waren sehr interessant. Das Programm war sehr reich. In unserem Plan war, unter anderen, der Besuch von Museen, Burgen und Palästen sowie das Kennenlernen des täglichen Lebens der Deutschen, wie z.B. die Benutzung der Straßenbahn, der U-Bahn, der Züge und die Schüler hatten auch die Möglichkeit, beim Einkaufen, ihre deutschen Sprachkenntnisse zu praktizieren. Ich stand dabei ohne zu sprechen, hörte zu und freute mich sehr, wie sie sich verständigen konnten. Eine besonders schöne Erinnerung war einmal die Situation, als meine zwanzig Schüler*innen, in der U–Bahn, nach ihrer Fahrkarte gefragt wurden und sie sagten dem Kontrolleur „unser Lehrer hat die Karten. Das ist der dicke Herr dort hinten“. Und nachdem ich ihm die Gruppenkarte gezeigt hatte, rief er ganz laut zu seinen Kollegen in der U-Bahn  „Hallo… Schülergruppe aus Zypern alles klar……„ Und alle Fahrgäste schauten neugierig um herum, die Schüler*innen aus Zypern zu sehen! Sehr negativ war, dass wir damals keine Mobiltelefone hatten und ich musste, deshalb, strenge Anweisungen über Abfahrtszeit und Treffpunkt der Gruppe geben.

Ich kenne niemanden in Zypern dessen Erfahrungen mit Deutschunterricht weiter zurückreichen als deine. Wie sah Deutschunterricht vor vierzig Jahren aus?

Vor vierzig oder fünfzig Jahren war in Zypern die Nachfrage für Deutsch sehr gering. Der Unterricht fand hauptsächlich in den Abendschulen statt. Manchmal ließ ich einige Verwandt*innen von mir registrieren, damit sich eine Deutschklasse bildet. Die meisten Schüler*innen waren Geschäftsleute, die mit deutschen Firmen arbeiteten und sehr schwer lernten. Das Schwergewicht war auf Hotel, Restaurant, Reisen, Taxis usw. und das alles aus eigenen Notizen und Dialogen. Nur das brauchten sie zu wissen, wenn sie mal nach Deutschland fuhren. Interessenten für das Studium in Deutschland gab es kaum. Damals gab es keine Klimaanlage in den Klassen und im Winter nahm ich immer meinen kleinen Heizlüfter mit in den Unterricht, damit die Schüler*innen nicht wegbleiben!

Seit 60 Jahren gibt es das Goethe-Institut auf Zypern. Welche Momente sind dir besonders im Gedächtnis geblieben und an welche erinnerst du dich besonders gerne?

Ich war am Goethe-Institut in den letzten fünfzig Jahren. In allen diesen Jahren hatte ich das Glück, immer auserwählte, gute, verständnisvolle und nette Kollegen und Kolleginnen zu haben. Ich denke immer gerne an sie. Sehr gerne denke ich auch an die jährlichen, sehr gut organisierten Lehrerseminare, die von verschiedenen Expert*innen der deutschen Sprache gehalten wurden. Daran nahmen viele Kollegen und Kolleginnen aus ganz Zypern teil und wir hatten die Gelegenheit, uns über viele Ausbildungsthemen zu informieren und dabei gute Freundschaften zu bilden. Sehr schön und interessant waren auch unsere Abschlußfeier, wo fast alle Schüler*innen und Lehrer*innen an den verschiedenen Spielen teilnahmen, bevor wir bei Würstchen und Getränken landeten. Sehr gern denke ich auch an die Weihnachtsfeste am Goethe-Institut, wo ich jahrelang den Weihnachtsmann gespielt habe und den Kindern Bonbons und Geschenke verteilte. In den letzten Jahren habe ich von meinen Kollegen und Kolleginnen und auch von meinen Schülern große Liebe und Wertschätzung erlebt. Schade, dass durch die Pandemie und das Alter alles plötzlich zu Ende gegangen ist.

Was wünschst du dem Goethe-Institut für die Zukunft?

Das Goethe-Institut tut, mit seinen guten Leitern und Leiterinnen und seinem tüchtigen Personal, ein wirklich sehr gutes Werk für beide Bevölkerungsgruppen. Ich wünsche von Herzen, dass es noch viele Jahre existiert, so daß es allen Menschen auf Zypern die deutsche Sprache und Kultur weitevermitteln kann.

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