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Weihnachten in Deutschland
Ungewöhnliche Weihnachtstraditionen aus Bayern und Sachsen

Nussknacker
Nussknacker | © franky242, Colourbox

Wenn es um Weihnachtsbräuche geht, fallen wohl vielen Menschen in Deutschland und Tschechien Plätzchen, Weihnachtsmärkte und Christbäume ein. Doch gibt es in beiden Ländern auch noch viele andere Traditionen, die die Zeit um Weihnachten zu einer ganz besonderen im Jahr machen. In Bayern und Sachsen ähneln viele Bräuche denen in Tschechien, doch manche sind auch völlig einzigartig.

Von Anna Weber

ein vorläufer des Adventskranz: der bayerische „Paradeiser“

Dieser Weihnachtsbrauch lässt sich in Altbayern und Österreich über 400 Jahre zurückverfolgen und ist damit älter als der Adventskranz oder der Christbaum. Der Paradeiser besteht aus sechs gleich langen Holzstäben, deren Enden man in vier rote Äpfel steckt, sodass sich eine Pyramide ergibt. Manchmal kommt in die Äpfel dann je noch eine Kerze. Die Bezeichnung Paradeiser leitet sich ab vom „Adam-und-Eva-Tag“ am 24. Dezember, dem jetzigen Heiligabend. Denn das Paradeiserl war ursprünglich ein Symbol für den Sündenfall im Paradies – daher die Äpfel. Die Dreiecks-Form symbolisiert die christliche Dreieinigkeit, die die Menschen von diesem Sündenfall befreit. In vielen bayerischen Bauernstuben findet sich dieser schlichte und erschwingliche Adventsschmuck auf einem Teller mit Plätzchen, Nüssen und Trockenobst.

Das christbaumloben

Im Allgäu, in Franken und in der Oberpfalz ist mit dem Christbaum seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein schöner geselliger Brauch verbunden. Beim „Christbaumloben“ oder „Christbaumschauen“ besucht man spontan Nachbarn, Freunde und Bekannte, um deren Baumschmuck zu bewundern. Im Gegenzug erhält man von diesen einen Schnaps – oder auch mehrere. Diese Tradition ist vermutlich deshalb entstanden, weil es in den betreffenden Regionen aufgrund der harten Arbeit in der Landwirtschaft oft nur im Winter Zeit für soziale Kontakte gab. Umso schöner, dass das Christbaumschauen seit vielen Jahrzehnten die Menschen zusammenbringt!

die bayerischen rauhnächte

Die Zeit zwischen dem 1. Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) und dem Dreikönigstag (6. Januar) – die „Zeit zwischen den Jahren“ – hat traditionell in Bayern große mythologische Bedeutung. Es sind die Wochen der „Rauhnächte“, in denen sich viele übernatürliche Erscheinungen zutragen. Im Alpenraum glaubten viele Menschen, dass in diesen Nächten die Tiere der Bauern sprechen können und die Zukunft vorhersagen. Als Mensch darf man diesen Prophezeiungen aber nicht zuhören, sonst stirbt man. Ein wichtiges Ritual zum Vertreiben böser Geister ist das „Ausräuchern“ der Wohnräume am Dreikönigstag: man zieht dabei mit einer Pfanne voll glühenden Kohlen und Weihrauch durch die Räume und leitet so das neue Jahr ein.

SÜSSE WEIHNACHTEN AUS SACHSEN

Wenn man über Weihnachten und Sachsen spricht, ist es fast Pflicht, den legendären Dresdner Stollen zu erwähnen. Im Vergleich zu der mittlerweile auch in Tschechien beliebten „vánočka“ sind die Dresdner Stollen in der Regel härter, trockener und viel süßer – gegessen werden sie auch nicht in großen Mengen, sondern eher stückweise verkostet.

Die Geschichte des Stollens aus Sachsen reicht weit ins Mittelalter zurück, wobei es 1615 sogar zum sogenannten „Stollenkrieg“ zwischen Bäckern aus Meißen und Siebenlehn kam. Weniger später – 1648 – erhielten aber die Dresdner Bäcker das Monopol auf das Gebäck, dessen Form ursprünglich an das in Windeln gepackte Christkind erinnern sollte. Auch heute noch ist der Dresdner Stollen gesetzlich geschützt: seit 2010 dürfen ihn laut EU-Recht nur etwa 130 Bäckereien und Konditoreien aus dem Raum Dresden nach ihrem traditionellem Rezept backen.
  • Erzgebirgische Schwibbogen auf DDR-Briefmarken © Gemeinfrei
    Erzgebirgische Schwibbogen auf DDR-Briefmarken
  • Dresdner Eierschecke © CC0 by Brücke Osteuropa
    Dresdner Eierschecke
  • Weihnachtsstollen © Colourbox
    Weihnachtsstollen
  • Dresden im Winter © Getty Images
    Dresden im Winter
  • Weihnachtspyramide in Sachsen © Colourbox
    Weihnachtspyramide in Sachsen

VOLKSKUNST AUS DEM ERZGEBIRGE

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass das Erzgebirge, welches seinen Namen auf der sächsischen Seite vom Reichtum der vor Ort gefundenen Erze ableitet, auf der tschechischen Seite „Krušné Hory“, d.h.  „Mühseliges-Gebirge“ heißt? Die bergmännische Vergangenheit des Erzgebirges war allerdings mühselig, wie bis heute noch ein Symbol zeigt, welches man während der Adventszeit in beinahe jedem sächsischen Fenster findet. Der bekannte Erzgebirgische Schwibbogen erinnert uns an die Zeiten, in denen die Bergmänner im Winter wegen der langen Schichten und kurzen Tage fast keine Gelegenheit hatten, die Sonne am Himmel zu sehen; das Licht der auf den Schwibbogen gestellten Kerzen sollte ihnen die Tage und Nächte zumindest ein bisschen heller machen. Auch die große Weihnachtstradition der Räuchermännchen kommt aus dem Erzgebirge. Die Volkskunst, Tradition und Marketing dieser hölzernen Figuren, in denen die Räucherkerzen platziert werden, sind nicht nur ein Erkennungsmerkmal für die Adventszeit im Erzgebirge, sondern für ebendiese in ganz Deutschland. Die Räuchermännchen, Nussknacker und Holzpyramiden lassen sich an Weihnachten von München bis Hamburg finden.

Die Herrnhuter Sterne aus der Lausitz

Die Herrnhuter Sterne kennen Sie bestimmt – aber vielleicht nicht unter diesem Namen. In Deutschland wie in Tschechien sind die bunten Papiersterne ein fester Bestandteil des jährlichen Weihnachtsschmucks, doch nur wenige wissen, dass sie ursprünglich auf die aus Mähren kommende Herrnhuter Brüdergemeinde zurückgehen. Schon im 19. Jahrhundert verbreiteten sich die Sterne von dem Stammsitz der Herrnhuter in der Lausitz aus im deutschsprachigen Gebiet. Zusammen mit anderen klassischen Weihnachts-Dekorationen wie Nussknacker, Schwibbögen, Räuchermänner und Flügelpyramiden wurde den Herrnhuter Sternen 2019 als Teil des reichen Brauchtums des Erzgebirges sogar der Titel Weltkulturerbe verliehen.
Herrnhuter Sterne Herrnhuter Sterne | © HERRNHUTER

 

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