© Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2021
Dass sich ein angesehener Professor für Politikwissenschaft während einer für moderne Welt einzigartigen Pandemie entschließt, ein Buch über offene Grenzen zu schreiben, erscheint logisch. Er hat ja mehr Zeit als sonst, er unterrichtet online und reisen kann er auch nicht. Zwischen den meisten europäischen Staaten sind die alten Grenzbalken wieder zu, um einen neuen Virus zu stoppen, es gibt sogar Regionen, wo Ausgangsverbote verhängt werden.
Doch Dr. Volker M. Heins, Mitglied der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und Professor für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt auf politischer Theorie und Migrationsstudien, schreibt das Buch nicht aus Sehnsucht nach der verlorenen Freiheit. Er glaubt, dass sich in dieser Lage die Europäer wieder besser in die Rolle von Millionen Migranten in dieser Welt hineinversetzen könnten. Denn – das macht schon der Titel deutlich – der Autor setzt sich in der Tat für offene Grenzen für alle ein. Für alle? Für wirklich alle! Damit überschreitet der Professor für manchen potenziellen Leser oder Leserin die Grenze – des Zumutbaren.
Es wäre aber ein Verlust, die Einladung von Volker Heins zur gemeinsamen Reise durch sein Buch abzulehnen. Es ist ein leserfreundlicher Text, der gut strukturiert und vor allem fundiert viele Argumente für sein Anliegen bietet. Natürlich sind offene Grenzen für alle noch immer eine Utopie, aber diese Utopie ist – so der Autor – notwendig (wie es auch im Untertitel steht) und für das Überleben der Menschheit und eines demokratischen Zusammenlebens unverzichtbar.
Vielleicht wird es Volker Heins nicht gelingen, mit allen Argumenten zu trumpfen, obwohl er sie auf zutiefst human(istisch)en Gründen aufbaut. Aber das Buch bietet genügend Denkanstöße, um es in diesen hysterischen Zeiten – mit oder schon wieder ohne Virus – genießen zu können. Zu Hause oder erneut auf Reisen.
Hoffmann und Campe Verlag