Film
Glück

Wer in diesem Film pures Glück erwartet, liegt falsch. Und doch macht es ein bisschen glücklich, diesen Film zu schauen.
 

Von Flavia Dittrich

Sascha (Katharina Behrens), 42, arbeitet schon länger als Sexarbeiterin in einem Berliner Bordell, als die queere 25-jährige Italienerin Maria (Adam Hoya) dazustößt. Die beiden sehr unterschiedlichen Frauen nähern sich vorsichtig aneinander an, verlieben sich ineinander und erleben gemeinsame Momente des Glücks.

Ihre alltägliche Arbeit als Sexarbeiterinnen wird unaufgeregt und mit ungewöhnlicher Authentizität dargestellt. Man sieht die beiden, wie sie mit ihren Kolleginnen in vertrauter Atmosphäre rauchen, Witze machen und Gedichte schreiben, während sie auf den nächsten Klienten warten. Man sieht sie auch beim Sex mit ihren Klienten, einer Arbeit, die ganz mechanisch und professionell abläuft. Diese Szenen stehen im starken Kontrast zu den Momenten der Intimität und Zärtlichkeit zwischen Maria und Sascha.

das glück zulassen können

Ihre Arbeit als Prostituierte verkompliziert ihre Beziehung, denn manchmal fällt ihnen die Trennung zwischen ihrer Arbeit und dem Zulassen echter Intimität schwer. Während Sascha unter der Verurteilung der Außenwelt für ihre Arbeit leidet, prallt diese an Maria ab. Während Sascha außerdem einen Sohn hat, der mit seinem Vater außerhalb von Berlin lebt, lebt Maria ein völlig ungebundenes Leben. Das gemeinsame Glück droht an der Unterschiedlichkeit der beiden zu zerbrechen. Überlebt die Liebe in einer Umgebung, wo man für sie bezahlt?

Die Regisseurin Henrika Kull schafft es ein dokumentarisches Porträt der Umgebung eines Bordells und einen intimen Einblick in den Alltag von Sexarbeiterinnen zu kreieren, fernab von aufgeheizten Debatten um Prostitution. In erster Linie ist es jedoch ein mitreißender Liebesfilm über zwei Frauen, die nicht (mehr) an Liebe und Glück glauben und um die Chance auf tiefe Verbundenheit ringen. Eine Liebesgeschichte, die beglückend ist anzuschauen.

Der Film Glück wurde mit Unterstützung des Goethe-Instituts im Jahre 2021 auf dem Festival Mezipatra gezeigt. Nun kommt er seit Februar 2022 in die tschechischen Kinos.