Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, ist einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Er studierte, nach einem längeren Aufenthalt als Journalist in Istanbul, Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Seit 1996 arbeitet er als freier Autor, seit 2000 schreibt er Theaterstücke für große Häuser wie das Deutsche Schauspielhaus Zürich, das Deutsche Theater Berlin, das Schauspielhaus Bochum, das Schauspielhaus Hamburg und das Burgtheater Wien. 2016 wurde sein Romandebüt An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (erschienen im S. Fischer Verlag) für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Roland Schimmelpfennig lebt in Berlin und Havanna.
Der Wolf ist ein Berliner
Roland Schimmelpfennig: An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Übers. Tomáš Dimter, Plus, Prag, 2019, 224 S.
Wer nicht über den langen Titel An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts erschrickt und auf dem Einband des Buches, das 2019 vom Verlag Plus herausgegeben wurde, auch noch den Namen des Verfassers Roland Schimmelpfennig liest, wird sich vielleicht auch an Titel wie Die arabische Nacht, Der goldene Drache oder Schwarzwasser erinnern. Dies sind jedoch Titel von Theaterstücken, der wahrscheinlich erfolgreichsten, die aus dem reichen Dramenschaffen des Autors, das an die vier Dutzend Titel zählt, auch auf tschechischen Bühnen in Szene gesetzt wurden. Der angesehene und derzeit meistgespielte deutsche Dramatiker Roland Schimmelpfennig, dessen Theaterstücke weltweit aufgeführt werden (einschließlich beispielsweise in China und Chile), stellte sich 2016, an der Schwelle zu seinem fünfzigsten Geburtstag, an dem man Bilanz zieht, auch als Prosadebütant vor. Sein recht schmales Erstlingswerk, ein Roman, mit dem erzählenden Namen, einem Zitat aus dem Einleitungssatz des Romans, wurde vonseiten der deutschen Literaturkritik zwar jedoch etwas kontrovers aufgenommen (doch gleichzeitig beispielsweise auch Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse), es wäre jedoch schade, es zu übergehen und sich um ein bemerkenswertes Leseerlebnis zu bringen.
Die tschechische Verlegerannotation stellt das Buch als modernes Märchen aus dem heutigen Berlin aus der Feder dieses bekannten deutschen Dramatikers vor. Und geht man an das Buch heran, indem man ein (post)modernes Märchen erwartet, wird man nicht enttäuscht: gleich der Titelsatz ist offensichtlich diesem Genre entnommen, gleich auf der ersten Seite taucht ein Wolf auf, und der Schluss bietet ein Happyend in Form einer Nachricht über einen Gesuchten, der für tot gehalten wurde. Das Märchen in der Interpretation des bekannten deutschen Dramatikers, der als Vertreter der sog. Aftercool-Dramatik bezeichnet wird, ist auch nicht arm an funkelnden Bildern, die an einen magischen Realismus erinnern und einige Szenen ins Extrem treiben. Die Atmosphäre des Textes, wie sie der Titel bereits suggeriert, also Kälte und Angst, unterstreichen ein lakonischer Erzählstil und eine geschlossene Komposition, die einzelne Erzählminiaturen aneinanderreiht und die in kleinen Stücken dosiert werden, so wie Mosaiksteinchen. Es handelt sich um eine spannende Lektüre, die durch die natürlich dahinfließende Übersetzung fasziniert.
Nach Berlin kommt ein Wolf, er hat den zugefrorenen Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland überquert und wurde innerhalb von zwei oder drei Wochen von mehreren Menschen in der Landschaft Brandenburgs gesehen oder es wurden seine Spuren gefunden. Der Bericht von einem Wolf ruft bei einem Angst, bei einem anderen berufliche Ambitionen und bei wieder einem anderen animalische Triebe hervor. Auch der junge Pole Tomasz ist auf dem Weg nach Deutschland zur Arbeit und zu seiner Freundin, er sieht den Wolf auf der überfrorenen Autobahn vor Berlin als Erster. Nach Berlin führen auch die Schritte eines Mädchens und eines Jungen, die eines Morgens nicht in den Bus eingestiegen und zur Schule gefahren sind – sie sind von zu Hause weggelaufen. Das eisige Januarwetter und das Betongrau der Großstadt widerspiegeln die Gefühlskälte und Hoffnungslosigkeit der Protagonisten. Nicht alle sind gefühlsmäßig ausgezehrt und „abgeschnitten“, herausgelöst aus ihren normalen familiären Beziehungen, denn gerade diejenigen, die sich am nächsten sind, tun einander oft am meisten weh.
Das junge polnische Paar ist wegen der Arbeit nach Berlin gegangen, sie putzt, und er arbeitet auf dem Bau, ihr Leben verläuft stereotyp, und das Mädchen betrügt den Jungen bei der ersten zufälligen Gelegenheit. Das andere Paar deutscher Teenager aus einem Dorf in der Nähe von Berlin flieht aus einer nicht funktionierenden Familie, der Vater des Jungen ist ein unverbesserlicher Alkoholiker, die Mutter des Mädchens eine erfolglose Künstlerin, die ihre Tochter von klein auf schlägt. Nach Berlin nehmen sie ein gefundenes Gewehr eines Jägers mit, der in einer eiskalten Nacht im Wald auf einem Hochstand gestorben ist, und dieses fließt dann auch in die Geschichte weiterer Gestalten ein, unter anderem von Jacky und Charly, die im Roman als Outsider auftreten, die in Berlin – Prenzlauer Berg eine Abendverkaufsstelle betreiben und um das Überleben nicht nur ihres Verkaufsstandes, sondern auch ihrer Beziehung kämpfen.
Der Wolf greift nicht aktiv in die Geschichte ein, er wird immer nur von jemandem gesehen und verschwindet, doch es ist ein Mysterium, das im Roman die einzelnen Geschichten verbindet, Schicksale, die sonst gar nichts gemeinsam haben. Spätestens in dem Moment, in dem der Satz „Der Wolf ist ein Berliner“ erklingt, sollte man in die Interpretation des Romans auch den Wolf als Metapher einfließen lassen: der tatsächliche Wolf ist der Mensch, die Wildnis die Großstadt mit all ihren Fallen wie Alkohol, gewaltsamer Sex, Waffen und Einsamkeit, obwohl andere Menschen allgegenwärtig sind.
Genauso wie in Schimmelpfennigs Theaterstücken bildet auch hier das Leitmotiv das nicht enden wollende existenzielle Ringen des Menschen, der mit der gesellschaftlichen Situation konfrontiert wird, die sich für ihn nicht gerade positiv entwickelt. Der Mensch ist im Umfeld sozialer Kälte desorientiert, er sucht, ohne zu wissen was, er sucht, um nicht aufzugeben. Obwohl Schimmelpfennig in seinem Debütroman apolitisch bleibt, diagnostiziert er sehr genau den Zustand unserer postmodernen Gesellschaft.
© Jitka Nešporová
Die Autorin ist Germanistin, Journalistin und Übersetzerin aus dem Deutschen.
Die Buchbesprechung ist in Zusammenhang mit dem digitalen Literaturmagazin iLiteratura entstanden.
Roland Schimmelpfennig: An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Übers. Tomáš Dimter, Plus, Prag, 2019, 224 S.
Wer nicht über den langen Titel An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts erschrickt und auf dem Einband des Buches, das 2019 vom Verlag Plus herausgegeben wurde, auch noch den Namen des Verfassers Roland Schimmelpfennig liest, wird sich vielleicht auch an Titel wie Die arabische Nacht, Der goldene Drache oder Schwarzwasser erinnern. Dies sind jedoch Titel von Theaterstücken, der wahrscheinlich erfolgreichsten, die aus dem reichen Dramenschaffen des Autors, das an die vier Dutzend Titel zählt, auch auf tschechischen Bühnen in Szene gesetzt wurden. Der angesehene und derzeit meistgespielte deutsche Dramatiker Roland Schimmelpfennig, dessen Theaterstücke weltweit aufgeführt werden (einschließlich beispielsweise in China und Chile), stellte sich 2016, an der Schwelle zu seinem fünfzigsten Geburtstag, an dem man Bilanz zieht, auch als Prosadebütant vor. Sein recht schmales Erstlingswerk, ein Roman, mit dem erzählenden Namen, einem Zitat aus dem Einleitungssatz des Romans, wurde vonseiten der deutschen Literaturkritik zwar jedoch etwas kontrovers aufgenommen (doch gleichzeitig beispielsweise auch Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse), es wäre jedoch schade, es zu übergehen und sich um ein bemerkenswertes Leseerlebnis zu bringen.
Die tschechische Verlegerannotation stellt das Buch als modernes Märchen aus dem heutigen Berlin aus der Feder dieses bekannten deutschen Dramatikers vor. Und geht man an das Buch heran, indem man ein (post)modernes Märchen erwartet, wird man nicht enttäuscht: gleich der Titelsatz ist offensichtlich diesem Genre entnommen, gleich auf der ersten Seite taucht ein Wolf auf, und der Schluss bietet ein Happyend in Form einer Nachricht über einen Gesuchten, der für tot gehalten wurde. Das Märchen in der Interpretation des bekannten deutschen Dramatikers, der als Vertreter der sog. Aftercool-Dramatik bezeichnet wird, ist auch nicht arm an funkelnden Bildern, die an einen magischen Realismus erinnern und einige Szenen ins Extrem treiben. Die Atmosphäre des Textes, wie sie der Titel bereits suggeriert, also Kälte und Angst, unterstreichen ein lakonischer Erzählstil und eine geschlossene Komposition, die einzelne Erzählminiaturen aneinanderreiht und die in kleinen Stücken dosiert werden, so wie Mosaiksteinchen. Es handelt sich um eine spannende Lektüre, die durch die natürlich dahinfließende Übersetzung fasziniert.
Nach Berlin kommt ein Wolf, er hat den zugefrorenen Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland überquert und wurde innerhalb von zwei oder drei Wochen von mehreren Menschen in der Landschaft Brandenburgs gesehen oder es wurden seine Spuren gefunden. Der Bericht von einem Wolf ruft bei einem Angst, bei einem anderen berufliche Ambitionen und bei wieder einem anderen animalische Triebe hervor. Auch der junge Pole Tomasz ist auf dem Weg nach Deutschland zur Arbeit und zu seiner Freundin, er sieht den Wolf auf der überfrorenen Autobahn vor Berlin als Erster. Nach Berlin führen auch die Schritte eines Mädchens und eines Jungen, die eines Morgens nicht in den Bus eingestiegen und zur Schule gefahren sind – sie sind von zu Hause weggelaufen. Das eisige Januarwetter und das Betongrau der Großstadt widerspiegeln die Gefühlskälte und Hoffnungslosigkeit der Protagonisten. Nicht alle sind gefühlsmäßig ausgezehrt und „abgeschnitten“, herausgelöst aus ihren normalen familiären Beziehungen, denn gerade diejenigen, die sich am nächsten sind, tun einander oft am meisten weh.
Das junge polnische Paar ist wegen der Arbeit nach Berlin gegangen, sie putzt, und er arbeitet auf dem Bau, ihr Leben verläuft stereotyp, und das Mädchen betrügt den Jungen bei der ersten zufälligen Gelegenheit. Das andere Paar deutscher Teenager aus einem Dorf in der Nähe von Berlin flieht aus einer nicht funktionierenden Familie, der Vater des Jungen ist ein unverbesserlicher Alkoholiker, die Mutter des Mädchens eine erfolglose Künstlerin, die ihre Tochter von klein auf schlägt. Nach Berlin nehmen sie ein gefundenes Gewehr eines Jägers mit, der in einer eiskalten Nacht im Wald auf einem Hochstand gestorben ist, und dieses fließt dann auch in die Geschichte weiterer Gestalten ein, unter anderem von Jacky und Charly, die im Roman als Outsider auftreten, die in Berlin – Prenzlauer Berg eine Abendverkaufsstelle betreiben und um das Überleben nicht nur ihres Verkaufsstandes, sondern auch ihrer Beziehung kämpfen.
Der Wolf greift nicht aktiv in die Geschichte ein, er wird immer nur von jemandem gesehen und verschwindet, doch es ist ein Mysterium, das im Roman die einzelnen Geschichten verbindet, Schicksale, die sonst gar nichts gemeinsam haben. Spätestens in dem Moment, in dem der Satz „Der Wolf ist ein Berliner“ erklingt, sollte man in die Interpretation des Romans auch den Wolf als Metapher einfließen lassen: der tatsächliche Wolf ist der Mensch, die Wildnis die Großstadt mit all ihren Fallen wie Alkohol, gewaltsamer Sex, Waffen und Einsamkeit, obwohl andere Menschen allgegenwärtig sind.
Genauso wie in Schimmelpfennigs Theaterstücken bildet auch hier das Leitmotiv das nicht enden wollende existenzielle Ringen des Menschen, der mit der gesellschaftlichen Situation konfrontiert wird, die sich für ihn nicht gerade positiv entwickelt. Der Mensch ist im Umfeld sozialer Kälte desorientiert, er sucht, ohne zu wissen was, er sucht, um nicht aufzugeben. Obwohl Schimmelpfennig in seinem Debütroman apolitisch bleibt, diagnostiziert er sehr genau den Zustand unserer postmodernen Gesellschaft.
© Jitka Nešporová
Die Autorin ist Germanistin, Journalistin und Übersetzerin aus dem Deutschen.
Die Buchbesprechung ist in Zusammenhang mit dem digitalen Literaturmagazin iLiteratura entstanden.
Auswahl der Stücke:
Zahlreiche Hörspiele
Roman:
An einem klaren eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21.Jahrhunderts. S.Fischer Verlage 2016 Tschechisch: Jednoho mrazivého jasného dne v lednu na počátku 21.století. Übersetzt von Tomáš Dimter. Plus, 2019
- Die ewige Maria. UA Theater Oberhausen 1996. Tschechisch: Věčná Marie. Übersetzt von Martina Černá, 1996
- Die arabische Nacht. UA Staatstheater Stuttgart 2001. Tschechisch: Arabská noc. Übersetzt von Josef Balvín, 2001
- Push Up 1-3. UA Schaubühne am Lehniner Platz (Berlin) 2001. Tschechisch: Push Up. Übersetzt von Radka Denemarková, 2001
- Vorher/Nachher. UA Deutches Schauspielhaus Hamburg 2002. Tschechisch: Předtím, potom. Übersetzt von Petr Štědroň, 2002
- Alice im Wunderland, UA Schauspiel Hannover 2003.
- Die Frau von früher. UA Burgtheater (Akademietheater) Wien 2004. Tschechisch: Žena z dřívějška. Übersetzt von Josef Balvín, 2004
- Das Reich der Tiere. UA Deutsches Theater Berlin 2007. Tschechisch: Říše zvířat. Übersetzt von Radka Denemarková, 2007
- Calypso. UA Schauspielhaus Hamburg 2008. Tschechisch: Calypso. Übersetzt von Tereza Czesany Dvořáková, 2008
- Idomeneus. UA Bayerisches Staatsschauspiel München 2008. Tschechisch: Idomeneus. Übersetzt von Tomáš Dimter, 2020
- Der Goldene Drache. UA Wiener Akademietheater 2009. Tschechisch: Zlatý drak. Übersetzt von Petr Štědroň, 2018
- Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes, UA Deutsches Theater Berlin 2010.
- Das fliegende Kind. UA Burgtheater Wien 2012. Tschechisch: Létající dítě. Übersetzt von Petr Štědroň, 2014
- Das schwarze Wasser. UA Nationaltheater Mannheim 2015. Tschechisch: Černá voda. Übersetzt von Jana Slouková, 2014
- Das große Feuer. UA Nationaltheater Mannheim 2017.
- Odyssee. UA Staatsschauspiel Dresden 2018.
Zahlreiche Hörspiele
Roman:
An einem klaren eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21.Jahrhunderts. S.Fischer Verlage 2016 Tschechisch: Jednoho mrazivého jasného dne v lednu na počátku 21.století. Übersetzt von Tomáš Dimter. Plus, 2019
Tomáš Dimter studierte Philosophie in Prag und Berlin sowie Germanistik in Salzburg und Hamburg. Er widmet sich vorwiegend Literaturübersetzungen aus der deutschen Sprache, seiner akademischen Tätigkeit und der Publizierung von Texten über Literatur. Tomáš Dimter hat aus dem Deutschen 60 Bücher übersetzt, insbesondere zeitgenössische deutsche Belletristik, populärwissenschaftliche Bücher und Texte über die Natur. Er ist Mitglied einiger Fachkommissionen und in der Jury von Übersetzungspreisen. Seine Übersetzungen wurden zweimal für den Magnesia Litera-Preis nominiert und wurden mit der Auszeichnung des Übersetzerverbandes ausgezeichnet.
Deutschsprachige Literatur in tschechischer Übersetzung
Deutschsprachige Literatur in tschechischer Übersetzung
Hoffentlich sind schon bessere Zeiten in Sicht
Der Übersetzer Tomáš Dimter spricht mit Roland Schimmelpfennig über das Schreiben von Theaterstücken und Romanen
TD: Woher kommt der Drang Prosa zu schreiben?
RSCH: Ich wollte schon lange Prosa schreiben, bevor ich den ersten Roman dann wirklich begonnen habe. Ich habe das lange überlegt… Daß ich diesen Schritt dann endlich getan habe, lag daran, daß ich in einer anderen Form von Menschen und Situationen erzählen wollte, als es mir auf der Bühne vorstellbar schien.
TD: Müssen Sie sich beim Schreiben des Romans bewusst zum „nicht-theatralischen“ Schreiben zwingen?
RSCH: Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Wenn ich Prosa schreibe, ist das Theater ganz „vergessen“.
TD: Wie viele Fassungen entstehen müssen, bis Sie mit dem Text endlich zufrieden sind?
RSCH: Kurz gesagt: Nicht wenige. Wobei aber jede dieser Fassungen auf der nächsten aufbaut.
TD: Gibt es irgendwelche bewusste thematische Verbindungen zwischen Ihren Romanen und Theaterstücken?
RSCH: Jeder Stoff sucht sich sich eigene Form. Manche Erzählweisen gehören für mich auf das Theater, andere, wie bei „Die Sprache des Regens“, meinem zweiten Roman, kann ich mir nur als Prosa-Text vorstellen. Für mich existieren Theater und Prosa nebeneinander, ich suche da keine Verbindung. Ob es trotzdem Verbindungen gibt, kann ich selbst schwer beurteilen.
TD: Denken Sie beim Schreiben eines Romans an dessen Inszenierung?
RSCH: Für das Theater: nein. Was nicht heisst, daß das nicht möglich wäre. Als Film: vielleicht.
TD: Lesen Sie oft und gern Romane?
RSCH: Nicht jeden Tag. Und auch nicht immer gerne. Aber Romane haben einen großen Vorteil gegenüber dem Theater: sie können ein Fenster zu einer anderen Vorstellungswelt öffnen, egal wo man ist. Dafür braucht es keine Bühne, keine Scheinwerfer, keine Eintrittskarte.
TD: Sind Sie ein Theaterbesucher?
RSCH: Wenn das nur möglich wäre! Ich liebe es, im Theater zu sitzen. Mir ist durch die Corona-Krise nichts schmerzlicher klar geworden.
Der Übersetzer Tomáš Dimter spricht mit Roland Schimmelpfennig über das Schreiben von Theaterstücken und Romanen
TD: Woher kommt der Drang Prosa zu schreiben?
RSCH: Ich wollte schon lange Prosa schreiben, bevor ich den ersten Roman dann wirklich begonnen habe. Ich habe das lange überlegt… Daß ich diesen Schritt dann endlich getan habe, lag daran, daß ich in einer anderen Form von Menschen und Situationen erzählen wollte, als es mir auf der Bühne vorstellbar schien.
TD: Müssen Sie sich beim Schreiben des Romans bewusst zum „nicht-theatralischen“ Schreiben zwingen?
RSCH: Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Wenn ich Prosa schreibe, ist das Theater ganz „vergessen“.
TD: Wie viele Fassungen entstehen müssen, bis Sie mit dem Text endlich zufrieden sind?
RSCH: Kurz gesagt: Nicht wenige. Wobei aber jede dieser Fassungen auf der nächsten aufbaut.
TD: Gibt es irgendwelche bewusste thematische Verbindungen zwischen Ihren Romanen und Theaterstücken?
RSCH: Jeder Stoff sucht sich sich eigene Form. Manche Erzählweisen gehören für mich auf das Theater, andere, wie bei „Die Sprache des Regens“, meinem zweiten Roman, kann ich mir nur als Prosa-Text vorstellen. Für mich existieren Theater und Prosa nebeneinander, ich suche da keine Verbindung. Ob es trotzdem Verbindungen gibt, kann ich selbst schwer beurteilen.
TD: Denken Sie beim Schreiben eines Romans an dessen Inszenierung?
RSCH: Für das Theater: nein. Was nicht heisst, daß das nicht möglich wäre. Als Film: vielleicht.
TD: Lesen Sie oft und gern Romane?
RSCH: Nicht jeden Tag. Und auch nicht immer gerne. Aber Romane haben einen großen Vorteil gegenüber dem Theater: sie können ein Fenster zu einer anderen Vorstellungswelt öffnen, egal wo man ist. Dafür braucht es keine Bühne, keine Scheinwerfer, keine Eintrittskarte.
TD: Sind Sie ein Theaterbesucher?
RSCH: Wenn das nur möglich wäre! Ich liebe es, im Theater zu sitzen. Mir ist durch die Corona-Krise nichts schmerzlicher klar geworden.
Jan Hofman liest aus der tschechischen Übersetzung des Romans von Roland Schimmelpfennig