Markenzeichen Triple Cork 1440
Zwölf neue Wettbewerbe werden bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi ausgetragen. Damenskispringen oder Snowboard-Parallelslalom klingen für Wintersportfans vertraut. Andere Disziplinen hingegen lösen zunächst meist eher Schulterzucken aus. Wenn etwa beim Eröffnungswettbewerb von Back Flips, Mute Grabs und Truckdriver die Rede ist, dann wird im Slopestyle um Medaillen gekämpft.
Luca Tribondeau fährt rückwärts über eine Schanze und springt in die Höhe. Er macht einen Salto, dreht sich mehrmals um die eigene Achse und landet. Ohne Sturz. Er hat soeben einen Switch Misty 1440 gestanden. Luca ist Slopestyler.
„Slopestyle ist ein sehr populärer Sport, mit jungen, spektakulären Athleten. Es bringt noch mehr Jugendlichkeit in unser schon jetzt spannendes Programm der Olympischen Winterspiele“, sagte IOC-Präsident Jaques Rogge, als diese Disziplinen 2011 die Aufnahmebedingungen erfüllt haben und „olympisch“ wurden. Das ändert jedoch nichts daran, dass Slopestyle noch relativ unbekannt ist. Nur wenige wissen, dass dieser Sport existiert. Und noch weniger wissen, was man als Slopestyler überhaupt macht.
Slopestyle galt lange Zeit als Extremsportart und wird offiziell in die Kategorie der Ski-Freestyle-Wettbewerbe eingeordnet. Die Piste der Slopestyler ist der sogenannte Parcours, der mit einem Skatepark beziehungsweise einer Skaterampe verglichen werden kann. Die Athleten müssen mit den Skiern oder dem Snowboard die unterschiedlichen Schanzen (Kicker), Boxen und Geländer (Rails) befahren und möglichst spezielle Tricks und Sprünge zeigen. Es wird nämlich vor allem darauf geachtet, welche Elemente der Athlet einbaut und wie schwierig seine Tricks sind. Wichtig ist zudem noch der Style, also wie diese Tricks ausgeführt werden. Eine Jury vergibt insgesamt bis zu 100 Punkte für die Höhe, Weite, Schwierigkeit, die Variation und den Style.
Von den X-Games zu Olympia
Luca Tribondeau beherrscht diesen Sport perfekt. Der 17-Jährige ist seit fünf Jahren Slopestyler und kämpft in Sotschi für Österreich um Medaillen. In seiner Kindheit war er Ski-Rennläufer. Da er immer alles seinem Bruder nachgemacht hat, habe er mit Freeskiing begonnen, erzählt er. „Mir gefällt die Freiheit in diesem Sport und natürlich das Springen, das Fliegen wie ein Vogel.“
Mit seinen jungen Jahren zählt der Kärntner bereits zur Weltspitze. Auf der größten und wichtigsten Extremsportveranstaltungden, den X-Games, belegte er im Januar in Aspen / Colorado den vierten Platz. Mit seiner Spezialität, dem Triple Cork 1440, hat der junge Slopestyler schon oft für Aufsehen gesorgt: Der Sprung ist sehr selten, nur wenige Athleten beherrschen den dreifach Salto mit vier Schrauben. Die Schwierigkeit des Tricks drückt auch die Zahl in seinem Namen aus: vier vollständige Drehungen, also 4 mal 360 Grad, insgesamt 1440 Grad.
Luca geht noch zur Schule. Für das Projekt Olympia ließ er sich freistellen. Auch seine Freizeit steht ganz im Zeichen des Sports. Luca absolviert etwa 200 Skitage pro Jahr. Wenn er nicht gerade auf Schnee trainiert, übt er auf dem Trampolin oder auf der Wasserschanze. Für körperlich hundertprozentig fitte Sportler ist die Verletzungsgefahr nicht größer als beim herkömmlichen Skifahren, auch wenn so mancher Trick ziemlich waghalsig wirkt.
Vor seinen ersten Olympischen Spielen gibt sich Luca Tribondeau gelassen: „Ich hoffe, ich werde die Spiele genießen können. Ich habe keine großen Erwartungen, sondern lasse alles auf mich zukommen.“ Und falls er seinen Triple Cork 1440 auspackt, kommt vielleicht sogar eine Medaille auf ihn zu.
Das Slopestyle-Wörterbuch
backflip | Rückwärtssalto |
cork, misty | Varianten des seitlichen Flips |
double | ein Trickelement wird doppelt ausgeführt |
double mute | wie mute grab, zusätzlich kommt die linke Hand an die gleiche Stelle wie die rechte Hand |
double saftety grab | rechte Hand wird unter die Bindung des rechten Skis gegeben, gleichzeitig kommt linke Hand unter die Bindung des linken Skis |
frontflip | Vorwärtssalto |
grab | der Athlet greift während des Sprunges an seine Ski |
slide, grind | der Athlet rutscht seitlich oder mit Drehungen über Hindernisse |
mute grab | Ski vor der Bindung überkreuzen, etwa linker Ski über den rechten Ski, rechte Hand greift zum linken Ski kurz vor der Bindung |
nose | das vordere Ende des Skis |
nose grab | Ski wird am vorderen Teil, sprich vor der Bindung, gegriffen |
octo grab | Ski überkreuzen, linken Ski mit der rechten Hand vor der Bindung greifen und mit der linken Hand hinter der Bindung |
rail | auf der Strecke installierte Metallschienen |
safety grab | rechte Hand greift auf Höhe der Bindung unter den rechten Ski |
switch | rückwärts angefahrener Sprung |
switch misty 1440 | rückwärts angefahrener Salto mit vier Drehungen |
tail | das hintere Ende des Skis |
tail grab | der Griff erfolgt am hinteren Teil des Skis, also hinter der Bindung |
truckdriver | beide Ski vor der Bindung angreifen, die Füße sind dabei durchgestreckt |
true tail grab | Griff erfolgt an den hintersten Teil des Skis |
triple cork 1440 | dreifacher Salto mit vier Schrauben |