Mit Marihuana gefüllte Babys
Als ich 2010 vorübergehend nach Prag zog, wohnte ich in einer WG unweit des Prager Fernsehturms. Der erste Bezirk, den mein Mitbewohner mir zeigte, war deshalb das Žížkov rund um den Fernsehturm. Ich fand schnell eine gewisse Bewunderung für die den Turm hinaufkrabbelnden Babys aus Bronze, die der tschechische Künstler David Černý angefertigt hat. „Angeblich soll eines davon mit Cannabis gefüllt sein“, erzählte mein Mitbewohner.
Immer wieder ist mir das Gerücht in Prag begegnet und ich habe mich seither oft gefragt, ob es wohl David Černý selbst gewesen sein könnte, der es in die Welt gesetzt hat. Immerhin, so hat sich bei meinen Recherchen herausgestellt, scheint bislang niemand beim Versuch, seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen, vom Fernsehturm gestürzt zu sein.
David Černý(* 15. Dezember 1967 in Prag) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen bildenden Künstler Tschechiens. Der Bildhauer sorgt mit seiner Kunst immer wieder für Aufsehen und – meist ungewöhnlich produktive – Kontroversen. Von seiner Hand stammen einige bekannte Skulpturen in Prag, so die krabbelnden Kleinkinder an den Säulen des Fernsehturms und der auf dem Bauch eines kopfüber hängenden Pferdes sitzende heilige Wenzel in der Lucerna-Passage, eine Parodie auf das Reiterstandbild auf dem Wenzelsplatz. Ebenfalls von David Černý stammt die Skulptur Quo Vadis, die einen Trabi mit vier Beinen darstellt. Mit dieser Skulptur würdigte Černý die Vorkommnisse vom September 1989, als tausende DDR-Bürger in die Deutsche Botschaft Prag flüchteten, und dabei ihre Trabis in Prag zurück ließen. Das Original der Skulptur steht heute in der Sammlung des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, im Park der deutschen Botschaft in Prag steht eine Kopie. Das Kunstwerk Entropa über die Vorurteile in Europa, das er für die tschechischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2009 schuf, flog kurz vor der geplanten Einweihung in Brüssel als Bluff auf. Das von der Prager Regierung in Auftrag gegebene Werk wurde von Černý entworfen und nicht von 27 verschiedenen Künstlern aus ganz Europa, wie ursprünglich angegeben. Die Namen, Biografien und Homepages der angegebenen Künstler waren alle frei erfunden. Quelle: Wikipedia |