Elwedritschen im Pfälzerwald
Wer überhaupt Neustadt an der Weinstraße kennt, kennt es des Hambacher Schlosses wegen. Dabei ist ein anderes Wahrzeichen der Stadt für ihre Einwohner viel wichtiger: der Elwedritsche-Brunnen in der Innenstadt. Er besteht aus Kupferfiguren in Form fabelhafter Vögel und ist eine Art Denkmal für die angebliche Lieblingsbeschäftigung der Pfälzer. Am Wochenende wandern sie durch den Pfälzerwald und gehen dort auf Elwedritschen-Jagd. Elwedritschen, das sind eben jene vogelähnlichen Fabelwesen, die angeblich im Pfälzerwald leben und die schwerer als alle anderen Tiere zu entdecken – geschweige denn zu fangen – sind. Verschiedene Geschichten ranken sich um die Frage, welche Strategie zur Elwedritschen-Jagd die sinnvollste ist. Der vorherrschenden Meinung nach benötigt der Fänger einen Sack, eine Öllampe und einen Knüppel. Elwedritschen-Jäger versuchen, durch lautes „Tritsch, tritsch“-Rufen und durch Stockschläge gegen Bäume oder Weinbergspfähle die Elwetritschen aufzuscheuchen, damit sie in den Sack des Fängers flüchten. Wer durch einen beliebigen Teil des Pfälzerwaldes läuft, wird früher oder später garantiert einen Wanderer treffen, der ihn fragt, ob er schon Elwedritschen gefunden hat. Und vermutlich einige Leute, die behaupten werden, bereits welche gesichtet zu haben.
Ein vorgeblich naturwissenschaftliches „Forscherteam“ um den Heimatforscher Stephan Dreyer beschäftigt sich mit den Elwedritschen als wissenschaftlichem Witz. Im Zuge ihrer Untersuchung wollen die Forscher auf eine zoologische Verwandtschaft der Elwedritschen mit dem bayrischen Fabeltier Wolpertinger gestoßen sein. Möglich ist das, gehörte die Pfalz in früheren Zeiten schließlich einmal zu Bayern. Das hören pfälzische Heimatforscher jedoch normalerweise nicht so gern.