© Kiepenheuer & Witsch
Man schreibt das Jahr 1899 und der 57-jährige Karl May bricht zu seiner ersten Überseereise auf. Dem Mann, der für eine unzählbare Leserschar den größten Helden des Deutschen Reiches darstellt, beginnt der Boden unter den Füßen zu schaukeln. Erste Stimmen lassen verlauten, dass der angebliche Old Shatterhand und Kara ben Nemsi, der in der Lage ist, einem Feind auf hundert Meter aus der Hüfte ins Herz zu treffen und 800 Sprachen zu beherrschen, ein schamloser Scharlatan ist. May, der auch sich selbst mit seinen Geschichten erfolgreich täuscht, muss die Öffentlichkeit nun davon überzeugen, dass der Orient und auch er selbst genau so sind, wie er sie sich erträumt hat. Auf Reisen und auch zu Hause erwarten ihn allerdings Abenteuer einer anderen Art, als er sich vorgestellt hat – und das einschließlich eines recht ungewöhnlichen Dreiecksverhältnisses …
Es ist eigentlich verwunderlich, dass die unglaubliche Lebensgeschichte von einem der bekanntesten deutschen Autoren ihre Verarbeitung als Roman erst jetzt erlebt. Der Publizist Philipp Schwenke hat sich mit der Materie befasst, die sicherlich nicht nur nostalgische May-Fans anspricht, und auf Grundlage einer umfangreichen Recherche einen verzweigten, schreiberisch meisterhaften Reiseroman zu Papier gebracht, in dem weder Tragik, Drama noch Spannung fehlen und auch die Illusion nicht verlorengeht.