Pierre Fautrel
Was bedeutet Kunst im digitalen Zeitalter?
Monet, van Gogh, Richter – die Kunst ist unausweichlich mit denen verknüpft, die sie erschaffen haben. Wie verändert sich dieses Verhältnis, wenn Algorithmen kreativ werden? Über die neue Rolle der Künstler*innen.
Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig, auch in der Kunst. Wenn Algorithmen Kunstwerke erschaffen, stellt sich jedoch der menschliche Genius selbst in Frage. Das Künstlerkollektiv Obvious aus Paris zumindest hat sich erfolgreich der digitalen Kunst verschrieben. Sie fütterten einen Computer mit 15.000 Porträts aus verschiedenen Epochen. Sie ließen zwei Algorithmen gegeneinander arbeiten, wobei der erste Algorithmus Bilder auf der Grundlage der Porträts produzierte, und der zweite Algorithmus wiederum verweigerte, wenn ihm das Kunstwerk noch zu sehr wie von „Maschinenhand“ geschaffen vorkam.
So entstanden nach und nach verschiedene Drucke, die auf den ersten Blick wie „echte“ Gemälde aussehen – und in Sammlerkreisen äußerst begehrt sind. Bei Christie’s wurde das Porträt mit dem Titel „Edmond de Belamy“ für 432,500 Dollar versteigert. Und die Signatur auf dem Kunstwerk? Die stammt natürlich vom Algorithmus selbst – es ist der Programmiercode, mit Hilfe dessen „Edmond“ geschaffen wurde: min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]
Brauchen wir noch „echte“ Künstler, wenn künstliche Intelligenz fähig ist, sich selbst und gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren? Pierre Fautrel, einer der Mitbegründer von Obvious, sieht das anders: Ein Algorithmus selbst kann nicht kreativ sein, er helft vielmehr den Künstler*innen, noch kreativer zu werden.