Kann Kunst eine gemeinsame Sprache, ein Mittel des Dialogs zwischen den Kulturen sein? Kann Musik einen Raum des friedlichen Zusammenlebens und gegenseitigen Verständnisses schaffen und wenn ja, wie könnte dies geschehen? Viele Fragen und ehrgeizige Pläne veranlassten den ägyptischen Künstler Entisar Abd Al Fattah dazu mehrere Bands zu gründen und Festivals zu organisieren, und so zu Dialog und Frieden zwischen den Völkern und Kulturen aufzurufen. Darunter das „Festival der Trommeln und der traditionellen Künste“, die Band „Sama’a - spirituelle Musik und Gesang“ sowie die Organisation „Dialog der Künste und Kulturen der Völker“.
Aufruf zum Dialog
„Wir können keine weiteren Mauern mehr ertragen. Mauern, Barrieren und Grenzen spalten die Welt zu einem Grad, dass wir nicht mehr in der Lage sind die Schönheit unserer Einzigartigkeit zu erkennen und Unterschiede wertzuschätzen“ so Entisar Abd Al Fattah. „Daher mein Traum einen kreativen Raum ohne Grenzen zu gründen. „Dialog der Künste und Kulturen der Völker“ ist so ein Ort, an dem sich Künstler verschiedener Kulturen treffen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ein Ort, an dem sich alle Menschen zu Hause fühlen können.“ Die Organisation hat das Motto „Gemeinsam verändern wir die Welt“.
„Dialog der Künste und Kulturen der Völker“ veranstaltet das jährliche „Festival der Trommeln und der traditionellen Künste“. Unter dem Titel „Dialog der Trommeln für den Frieden“ fand es 2013 zum ersten Mal statt, mehrere hundert Künstler verschiedenster Nationalitäten und Religionen nahmen damals teil. Das Festival, ein großer Umzug durch die Strassen Altkairos, gibt es seither jedes Jahr: Der Umzug beginnt in der Strasse Moaz Al-Dinallah Al-Fatimi, einer der berühmtesten, altehrwürdigen Strassen der Altstadt, führt vorbei an zahlreichen historischen Stätten und endet schließlich in der Al-Azhar Strasse.
©Goethe-Institut Kairo/Islam Anwar
„Mit der ihnen eigenen Philosophie und ihrem Rhythmus gleichen Trommeln einer alten Sprache“ schwärmt Siham Ismail, die Festivaldirektorin. „Sie besitzen eine Kraft, eine positive Energie mit dem Körper zu interagieren, die jenseits von Sprache, Herkunft und Religion direkt das Menschsein anspricht.“ Und sie fügt hinzu: „Das Motto des Festivals, „Trommeln für den Frieden“, soll mit der herkömmlichen Assoziation der Trommel als Instrument des Krieges aufräumen, die von dem bekannten arabischen Sprichwort „Die Kriegstrommel schlagen“ herrührt.“
Eine Botschaft der Liebe
Die Band „Sama’a - spirituelle Musik und Gesang“ gründete sich im Jahr 2006 im Zuge des Workshops „Die Sänger von Ghoury“, den Entisar Abd Al Fattah auf der Suche nach noch unbekannten Gesangstalenten in Ägypten organisiert hatte. Sein Ziel: Das kulturelle Erbe der religiösen Gesänge zu bewahren und darüber hinaus eine neue Verbindung dieser Gesänge mit der Musik und dem Tanz der Sufis zu kreieren. Dieses Konzept war so erfolgreich, dass es die Band dazu ermutigte ebenfalls die Verbindung mit christlicher Musik auszuprobieren.
©Goethe-Institut Kairo/Islam Anwar
Die Mitglieder der Band, die in- und außerhalb Ägyptens große Popularität genießt, sind unterschiedlicher Nationalität und Religion. Durch ihre Musik, eine Mischung christlicher und islamischer Gesänge und Andachten, möchten die Musiker ihre Botschaft von Liebe, Frieden und friedvollem Zusammenleben verbreiten. In den letzten Jahren nahm die Band an „Botschaft des Friedens“ teil, einem künstlerischen Gemeinschaftsprojekt der Bands „Sama’a - spirituelle Musik und Gesang“, „Band für Koptische Gesänge und Melodien“, „Band für Kirchengesang“ sowie die „Indonesische Gesangsgruppe“, in Zusammenarbeit mit der Band „Nubische Trommeln und traditionelle ägyptische Volksinstrumente“.
Entsiar Abdel Fattah erklärt, dass der Erfolg der Band sie dazu ermutigte ein Festival ins Leben zu rufen. Das Festival, das denselben Namen trägt wie die Band: „Sama’a - spirituelle Musik und Gesang“, hat sich in den vergangenen neun Jahren stark weiterentwickelt und findet mittlerweile auf vielen Bühnen in und um Kairo herum statt. Hinzu kommen Outdoor-Konzerte und Workshops, die das Publikum, insbesondere die Jugend, zum Mitmachen animieren und helfen sollen, versteckte Talente aufzuspüren. Bands aus Afrika, Asien, Europa und Amerika nahmen in den letzten Jahren an dem Festival teil.
Bezüglich seiner Pläne für die Zukunft verrät Abd Al Fattah: „Es gibt einige Ideen, die ich verfolge, hervorzuheben sind die Auftaktveranstaltung des jährlichen Festivals „Gemeinsam für den Frieden beten … Weg der Propheten“ im Katharinenkloster im Sinai, sowie ein Projekt namens „Eine Botschaft es Friedens geht um die Welt“. Hierbei handelt es sich um ein internationales Fest, das an den berühmtesten Orten der Welt stattfinden wird darunter die Pyramiden, der Vatikan in Italien, Frankreichs Notre-Dame, die Akropolis in Griechenland, die Chinesische Mauer, das Taj Mahal in Indien…Und dann möchte ich noch „Perlen, Frauen gestalten die Welt“ erwähnen. Dieses Projekt dreht sich um die kulturelle Identität der Frauen in verschiedenen Teilen der Welt und ihre Rolle beim Erhalt des kulturellen Erbes ihrer Länder und der Weitergabe von Traditionen an die jüngeren Generationen.“