„Berliner Alltag"
Fotoimpressionen von Mahmoud Yakut

Fotoimpressionen von Mahmoud Yakut
Foto: © Mahmoud Yakut

In seiner Fotoausstellung über den Berliner Alltag zeigt der ägyptische Fotograf Mahmoud Yakut diverse Facetten des modernen urbanen Lebens in der deutschen Metropole. Gezeigt wurde die Ausstellung in Alexandria. 

Von Eslam Anwar

Hauptthemen der 25 ausgestellten Fotografien sind Einsamkeit, Enge und Schnelllebigkeit in der Großstadt.

Berlins von Zerstörung, Wiederaufbau und Teilung geprägte Geschichte im vergangenen Jahrhundert, aber auch das Leben im multikulturellen Berlin von heute ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung.

Eslam Anwar hat mit Mahmoud Yakut über das Fotografieren und über seine Berlin-Ausstellung gesprochen.
 
Wann kamen Sie auf die Idee mit der Ausstellung? Und warum ausgerechnet Berlin?

2014 reiste ich das erste Mal nach Deutschland. Eine Ausstellung über Deutschland hatte ich damals noch gar nicht im Sinn. Ich hatte einfach nur meine Kamera dabei, um die ersten Eindrücke und Gefühle festzuhalten, die die Stadt bei mir hinterließ. Nach ein paar Jahren stellte ich dann fest, dass diese Bilder eine wichtige Phase in meiner Beziehung zur Stadt Berlin dokumentieren. Also beschloss ich, sie öffentlich zu zeigen.
 
Inzwischen haben Sie Ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland. Warum haben Sie ausgerechnet Bilder aus den Jahren 2014 bis 2016 für die Ausstellung ausgewählt?

Ich denke, dass man als Neuankömmling fremde Orte mit anderen Augen sieht. Heute wohne ich in Deutschland. Es wäre schwer, nochmal solche Aufnahmen zu machen. Meine Sicht auf die Dinge hat sich geändert. Jemand, der ständig in einer Stadt wohnt, fühlt nicht dasselbe wie ein Besucher. Ich bin jetzt voll und ganz mit dem Alltagsleben beschäftigt. Fürs Schauen und Staunen ist da kein Platz mehr. Deshalb habe ich für die Ausstellung Bilder aus der Zeit gewählt, in der ich Berlin mit den Augen des Besuchers sehen konnte. Das ging nur damals.
 
Was ist Ihnen an Berlin besonders stark aufgefallen?

An Berlin fällt auf, dass man dort ganz verschiedene Lebensweisen antrifft. Es gibt hier die unterschiedlichsten Nationalitäten. Und es herrscht eine enorme kulturelle, historische und architektonische Vielfalt. Man findet extrem ruhige Bezirke, aber auch Bezirke, in denen das Leben pulsiert und sich ein Laden an den anderen reiht. Es gibt Gegenden, die einen aufbauen, und Gegenden, die einen richtig runterziehen. Was das gesellschaftliche und kulturelle Leben anbelangt, so ist Berlin eine sehr junge Stadt, mit etlichen Festivals und künstlerischen Darbietungen an öffentlichen Orten, zu denen Künstler aus aller Welt kommen. Das war vor gar nicht allzu langer Zeit ganz anders. Die Stadt war durch eine Mauer in einen Ost- und einen Westteil geteilt. Eine derartige Vielfalt gab es nicht.
 
Viele Ihrer Bilder befassen sich mit dem Menschen im öffentlichen urbanen Raum. Wonach sucht Ihre Kamera genau?

Ich suche nichts Bestimmtes. Ich folge lediglich meinem Gefühl. Aber Einsamkeit und Isolation mitten im Großstadtgetümmel haben mich schon immer fasziniert. Deshalb wird dieser Zustand auch auf vielen meiner Bilder dargestellt, ebenso wie die zwiespältige Wechselwirkung zwischen dem Berlin von damals und dem Berlin von heute. Und dann ist da natürlich noch die handwerkliche Seite – Darstellung von Menschen im Wechselspiel von Licht und Schatten.
 
Warum haben Sie die Ausstellung zuerst in Ägypten und nicht in Deutschland gezeigt?

Mich hat die Reaktion des Publikums in Ägypten sehr interessiert, also wie sich die Leute das Leben in Deutschland vorstellen. Es war verblüffend, wie gut die Ausstellung vor allem von jungen Besuchern aufgenommen wurde. Das hat all meine Erwartungen übertroffen. Aber mich interessiert natürlich auch, wie das deutsche Publikum die Ausstellung findet.

  • Fotoimpressionen von Mahmoud Yakut Foto: © Mahmoud Yakut
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Infolge einer rasanten technologischen Entwicklung sind Bilder inzwischen in unserem Alltag omnipräsent. Wie beeinflusst diese Tatsache, Ihrer Meinung nach, unser Leben?

Jeder Augenblick des modernen Lebens wird durch Smartphones und dergleichen dokumentiert. Das bringt für die Gesellschaft und die menschliche Psyche sicher einiges an Veränderungen mit sich. In den nächsten Jahren wird uns das erst so richtig klar werden. Aber die technischen Möglichkeiten, die uns Fotografen heute zur Verfügung stehen, haben prinzipiell auch ihre positiven Seiten. Die Handykameras haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass sich Hobbyfotografen trauen, ihr Talent auszubauen, um schließlich Profis zu werden.
 
Mahmoud Yakut Foto: © Privat Mahmoud Yakut ist Fotograf und Radiologe. Er wurde 1981 in Alexandria geboren. Nach seiner ersten eigenen Ausstellung zum Thema „Norden und Süden“ im Goethe-Institut Alexandria folgte 2015 die Teilnahme an einer Fotoausstellung über das Leben am Nil im Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. 2016 wurde eine seiner Porträtaufnahmen über Menschen in Kaschmir beim Internationalen Fotowettbewerb in Siena ausgezeichnet. Das Bild war zuvor für einen LensCulture Award nominiert worden.