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Schreiben über Wissenschaft
Gräben überwinden und Brücken bauen

Dass der gegenseitige Austausch wichtig ist und sogar Spaß machen kann, zeigte der gemeinsame Workshop beider Berufsgruppen.
Goethe-Institut Kairo / Roger Anis

Die Bedeutung von Wissenschaft und Journalismus für die Aufarbeitung und Erforschung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, aber auch technologischer Entwicklungen ist unbestritten. Doch die Kenntnis beider Berufsgruppen voneinander ist nicht besonders ausgeprägt. Ein Kooperationsprojekt des Goethe-Instituts in Kairo und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes e.V. (DAAD) zur Stärkung des Wissenschaftsjournalismus in Ägypten will daher Abhilfe schaffen und zu mehr Zusammenarbeit und Austausch ermutigen.

„Ich habe Wirtschaft studiert, aber meine Leidenschaft gilt der Wissenschaft“, sagt Moslem Ali, ein junger ägyptischer Journalist bei der auf Wirtschafts- und Börsenberichterstattung spezialisierten Website Mubasher.info. Zuvor hatte er bei einer populären ägyptischen Nachrichtenplattform im Wissenschaftsressort gearbeitet, doch kurz nachdem er jenes Unternehmen verlassen hatte, wurde seine alte Abteilung aufgelöst und die Wissenschaftsberichterstattung zurückgefahren, erzählt Ali.

Dabei sind offenbar sowohl Medienschaffende als auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Ägypten an einem intensiveren Austausch untereinander interessiert. Das zeigte ein vom Auswärtigen Amt in Berlin finanziertes Gemeinschaftsprojekt des Goethe-Instituts in Kairo und des DAAD zur Stärkung des Wissenschaftsjournalismus im Land. Dieses brachte vom 30. September bis zum 2. Oktober 2017 insgesamt 21 Menschen aus beiden Berufsgruppen für einen Workshop zusammen und gab diesen ein Forum, sich auszutauschen, zu diskutieren und dadurch Ressentiments abzubauen.

„Die grundsätzliche Idee des Projektes ist es, den Wissenschaftsjournalismus in Ägypten zu stärken“, sagt Martina Helmy-Baumgartner, Projektkoordinatorin des Programms beim Goethe-Institut Kairo. Denn Wissenschaft sei wichtig für eine Gesellschaft, doch viel Aufmerksamkeit bekomme akademische Arbeit in der ägyptischen Presse nicht, meint sie. „Daher wollen wir beide Berufsgruppen zum gegenseitigen Austausch ermutigen“, erklärt sie. Heba Afifi, zuständige Programmkoordinatorin beim DAAD, pflichtet ihr bei: „Wir kennen viele Projekte und Stipendiaten, die an ganz zentralen Fragen für unsere Gesellschaft arbeiten – z.B. in der Medizin, der Städteplanung oder der Energieversorgung; für sie ist es ein großer Gewinn zu lernen, ihre Erkenntnisse auch über die akademische Welt hinaus zu kommunizieren.“

Den gegenseitigen Austausch stärken

Wie notwendig ein solcher Austausch sei, weiß Kerstin Hoppenhaus, eine der beiden deutschen Trainerinnen des Projektes: „Ich bin Wissenschaftsjournalistin, Filmemacherin und gelernte Biologin, ich kenne also beide Seiten und weiß wie groß die Gräben zwischen Wissenschaft und Journalismus sind – nicht nur hier in Ägypten, sondern überall“, zeigt sie sich überzeugt. „In Deutschland haben wir ähnliche Probleme, aber ich habe den Eindruck, in Ägypten ist das gegenseitige Misstrauen noch stärker.“ Man brauche mehr vertrauensbildende Maßnahmen, glaubt Hoppenhaus.

Entsprechend konzipiert war auch das Programm zur Stärkung des Wissenschaftsjournalismus in Ägypten. Denn dem gemeinsamen Training aller Teilnehmenden in den Räumlichkeiten des DAAD in Kairo am 2. Oktober gingen zwei separate Auftaktworkshops voraus – je einer pro Berufsgruppe. Während sich die elf teilnehmenden Medienschaffenden zwei Tage lang auf der SEKEM-Farm im Nildelta trafen und unter anderem darüber diskutierten, wie man wissenschaftliche Themen öffentlichkeitswirksamer präsentieren könne, bereiteten sich die zehn Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Rahmen eines eintägigen Workshops in Kairo auf das Zusammentreffen mit den Journalisten und Journalistinnen vor.

Bevor beide Berufsgruppen zu einem gemeinsamen Workshop zusammen kamen, trafen sich zunächst die Journalistinnen und Journalisten zu einem Training. Goethe-Institut Kairo / Roger Anis Die separate Vorbereitungsphase beider Gruppen sei wichtig gewesen, um einige grundlegende Dinge schon vor dem gemeinsamen Training klären zu können, so Hoppenhaus. Entsprechend fokussiert, reflektiert und aufgeschlossen waren die Debatten beim gemeinsamen Workshop. Probleme, Herausforderungen und eben auch Vorurteile wurden offen angesprochen und teils kontrovers diskutiert. Das Bedürfnis beider Seiten nach einem intensiveren Austausch und einer besseren Kommunikation war unüberhörbar, ebenso wie der grundsätzliche Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit.

Katalysator für den Wissenschaftsjournalismus?

Das bestätigt auch Moslem Ali. „Ich würde gerne mehr zum Thema Wissenschaft veröffentlichen, aber ich brauche noch mehr Erfahrungen und Kontakte, aber auch einen stärkeren Austausch mit anderen Journalisten“, sagt er. Solche Zusammenkünfte seien schwer zu finden in Ägypten. Dieses Projekt könne demnach eine Art Katalysator sein. „Wir haben zwar keinen konkreten Beschluss gefasst während des Trainings, aber sind miteinander in einen Dialog getreten, der sich hoffentlich auf nachhaltige Weise fortsetzt“, so Ali. Dabei hofft er, sich in Zukunft wieder verstärkt beruflich wissenschaftlichen Themen widmen zu können, denn es gäbe eine offensichtliche Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, meint er.

Auch die Organisatoren zeigten sich zufrieden nach Abschluss des Workshops. Die Dynamik in der Gruppe sei sehr positiv gewesen, sagt Afifi. Teilnehmende hätten bereits einige neue Ideen für ihren beruflichen Alltag entwickelt. So schlug Ali zum Beispiel vor, eine Art Verein oder Forum zu gründen, um damit einen regelmäßigeren Austausch untereinander zu institutionalisieren.

Das Projekt zur Stärkung des Wissenschaftsjournalismus in Ägypten geht derweil in die praktische Phase über. Die teilnehmenden Journalistinnen und Journalisten haben im Anschluss an den Workshop die Aufgabe, in ihren jeweiligen Zeitungen Artikel mit Wissenschaftsbezug zu veröffentlichen, die im Rahmen der Abschlussveranstaltung zur Bedeutung von Wissenschaft für die Gesellschaft am 28. November 2017 im Goethe-Institut Kairo vorgestellt werden sollen. Ein Ziel des Programms sei es schließlich auch, Wissenschaft für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sagt Helmy-Baumgartner.

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