Projektbeschreibung
Gewaltfreie Erziehung in der Schule – das Anti-Radikalisierungs-Projekt

Das Projekt setzt Impulse für die gewaltfreie Erziehung in der Schule.
Goethe-Institut Kairo / Erdem Güner

Hohe Arbeitslosigkeit, große Sozialkontrolle und generelle Unzufriedenheit führen bei manchen Jugendlichen in der arabischen Welt zu Radikalisierung und Gewalt. Die Wurzeln für ein solches Verhalten liegen oft in der Schulzeit, während der Pubertät. Deswegen ist für Bildungspolitikerinnen und -politiker sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gewaltprävention an ägyptischen und tunesischen Schulen von großem Interesse.

Die Erziehungsministerien und das Goethe-Institut haben in Ägypten und Tunesien vereinbart, dieses Thema genauer in den Blick zu nehmen. In Kairo und Tunis erfolgte in mehreren Workshops eine Bestandsaufnahme. Dazu wurden mehrere Zielgruppen ins Auge gefasst: Führungskräfte aus dem schulischen Bereich, Lehrkräfte, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie Schülerinnen und Schüler.

Gewaltprävention aus verschiedenen Perspektiven

Themen dieser  Workshops  waren der „Umgang mit pubertierenden und schwierigen Schülern“, „Konflikt und Versöhnung als Unterrichtsthema“, „Wege zur Toleranz“ sowie „Gewaltfreie Erziehung an Schulen“. Ein wichtiges Resultat der Workshops ist die Erkenntnis, dass einengende Verbote und die Drohung mit körperlichen Strafen und verbalen Herabsetzungen Aggression eher verstärken als verhindern.

Für Lehrkräfte ist besonders wichtig, wie sie sich gegenüber Schülerinnen und Schülern mit Verhaltensauffälligkeiten, Lernschwierigkeiten oder emotionalen Störungen verhalten. Zentraler Gesichtspunkt ist dabei, mit den Jugendlichen in Kontakt und im Gespräch zu bleiben, mit ihnen Verabredungen zu treffen und ihnen zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen.
 
Das Goethe-Institut Ägypten setzt derzeit den Wunsch des Erziehungsministeriums nach einer Fortsetzung des Projekts um. Gewünscht werden Multiplikatorenfortbildungen zu „Gewaltfreier Erziehung“. Darüber hinaus sind im Jahr 2018 Theaterworkshops geplant. Diese sollen durch ganzheitliches Lernen im Rollenspiel oder theaterpädagogische Übungen zu einer Gewaltminderung im Unterricht beitragen.

Auch Tunesien sagt der Radikalisierung den Kampf an

Das Goethe-Institut in Tunesien konzipierte ein ähnliches Projekt für die Implementierung in Tunesien: Das tunesische Erziehungsministerium und das Goethe-Institut Tunesien haben vereinbart, eine Projektstrategie zum Thema „Der Kampf gegen Radikalisierung: Für eine tolerantere Schule" zu erarbeiten.
 
In ersten Workshops haben sie dazu Ursachen von Gewalt, wie beispielsweise die schlechte Infrastruktur in Schulen, identifiziert und deutsch-tunesische Erfahrung in Bezug auf die Radikalisierungsprävention in Schulen – und hier insbesondere Schulinternaten – ausgetauscht. Ein Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen soll diesen Zielgruppen darüber hinaus zum Beispiel Methoden für einen gewaltlosen Schulalltag vermitteln. Im Dezember 2017 fand beispielsweise ein Vorbereitungsworkshop zum Thema „Schritte und Techniken zur Erstellung eines Dokumentar-Kurzfilms zur Radikalisierungsprävention in Tunesien“ statt.
 
Im Jahr 2018 ist außerdem eine  Multiplikatorenausbildung für Lehrkräfte und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen geplant. Dabei sollen Themen wie „Wege zu mehr Toleranz“ oder „allgemeinen Versöhnungsstrategien“ als Unterrichtsthema im Vordergrund stehen.
 
Im Jahr 2017 wurden bereits erste Schülerinnen- und Schülerprojekte realisiert: Unter dem Motto „Gegen Gewalt in Schulinternaten“ haben die Kinder bei verschiedenen kulturellen oder sportlichen Aktivitäten gelernt, Konflikte gewaltfrei lösen zu können. Die für das Jahr 2018 geplanten Schülerprojekte richten sich insbesondere daran, Mädchen zum Thema Prävention gegen Radikalisierung zu sensibilisieren.

Ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert durch das Auswärtige Amt.