Wenn der FC Barcelona einmal wieder die Meisterschaft gewonnen hat, dominieren seine Mannschaftsfarben das Stadtbild. Nicht nur wehen von etlichen Balkonen die Mannschaftsfahnen, auch viele Erwachsene, Kinder, ja sogar Babys tragen stolz das blau-granatrot gestreifte Trikot.
Auch in der Santa Maria del Mar können wir in einem der Kirchenfenster das Emblem von dem FC Barcelona erkennen. In den 60er Jahren wurden die Fenster der Basilika restauriert und der Klub gab dafür Geld. Als Dank wurde das Wappen in einem Fenster der Basilika verewigt.
Wie kommt es aber, dass der FC Barcelona dieselben Mannschaftsfarben hat wie der FC Basel?
Der Klubgründer Hans Gamper
Weil ausgerechnet der traditionsreiche katalanische Fußballclub von dem Schweizer Hans Gamper gegründet wurde. Am 22. November 1877 in Winterthur geboren, war er von Kind an ein begeisterter Sportler. Neben Radfahren, Leichtathletik, Rugby, Tennis, Golf war vor allem der Fußball seine Leidenschaft.
Ab Oktober 1898 lebte er in Barcelona, wo er als Buchhalter und Sportkolumnist seinen Unterhalt verdiente. Hier schloss er sich der Schweizer evangelischen Kirche an und begann, mit anderen Protestanten aus der Gemeinde Fußball zu spielen.
Sport und Religion
Schließlich gründete Joan, wie er jetzt hieß, im November 1899 mit 36 Mitgliedern den Fußballklub Barcelona. Gleichzeitig war er der Mannschaftskapitän und schoss zwischen 1899 und 1903 in 51 Spielen 120 Tore. Dann musste er den Hut nehmen, weil nach der damaligen spanischen Verfassung nur Katholiken Mitglied eines Sportvereins sein durften. Erst 1908 konnte er wieder dem Verein beitreten, inzwischen hatte er eine streng katholische Schweizerin geheiratet, was ihm wohl den Weg zurück ebnete. Jetzt brauchte man ihn aber auch dringend: der Verein hatte nur noch wenige Mitglieder und stand kurz vor der Pleite. Mit persönlichem Engagement – er ging von Tür zu Tür der Abtrünnigen und überredete sie zu einer neuen Mitgliedschaft – gelang ihm die Wiederherstellung des Vereins. Auch investierte er sein privates Vermögen in den Klub, mithilfe dessen 1909 das erste Stadion für 5000 zahlende Zuschauer eröffnet werden konnte.
Sport und Politik
Wie sehr Sport und Politik miteinander verknüpft sind, können wir anhand der Biografie von Hans Gamper sehen: Bei einem Freundschaftsspiel gegen eine englische Mannschaft zu Ehren des katalanischen Volkschores Orfeó Català buhten die Zuschauer während der spanischen Nationalhymne so laut, dass der Vereinspräsident Gamper zurücktreten musste. Diktator Primo de Rivera schickte ihn wegen Unterstützung des Katalanismus ins Exil. Das Stadion wurde für ein halbes Jahr geschlossen und Gamper wurde jeglicher Kontakt mit dem Fußballverein verboten. Ein harter Schlag für ihn! 1929 kehrte er nach Barcelona zurück, verspekulierte sich während der beginnenden Weltwirtschaftskrise und verlor sein gesamtes Vermögen. Tief verzweifelt nahm er sich am 30. Juli 1930 in seiner Wohnung in der Carrer de Girona 4 das Leben.
Das Tabu Joan Gamper und spätere Anerkennung
Als Selbstmörder, Ausländer, Protestant und Katalanist wurde Gamper im Spanien der Franco-Diktator totgeschwiegen. Selbst die Enkelkinder erfuhren erst relativ spät von der schillernden Persönlichkeit ihres Großvaters. Als 1957 Mitglieder des Vereins vorschlugen, das neue Fußballstation nach dem Namen seines Klubgründers zu benennen, kam strikte Anweisung aus Madrid, das tunlichst zu unterlassen: „Denkt nicht mal an diesen Namen, der da die Runde macht!“
Doch seit 1966 findet jeden Sommer ein Freundschaftsspiel um den Joan-Gamper-Pokal statt. Auch das 1984 eröffnete Museum des FC Barcelona trägt seinen Namen. Und so auch das Klubgelände, auf dem die Vereinsspieler dribbeln und bolzen und sich auf ihren nächsten Sieg vorbereiten.
Quelle:
Tageswoche
© text: Ulrike Fiedler