DEr geheimnisvolle künstler
Ob es Wanderlust oder die Suche nach Abenteuer war, die den deutschen Bildhauer Michael Lochner dazu bewogen hat, seine Heimat zu verlassen, um als Miquel Lluch in Barcelona am Bau der hiesigen Kathedrale mitzuwirken, wissen wir nicht. Auch wann und wo genau er geboren ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
Die Pieta am Portal de la Pietat der Kathedrale
Wir wissen aber, dass er von 1483 bis zu seinem Tod 1490 in Barcelona lebte und mit seinem Gehilfen Johann Friedrich am Chorgestühl der Kathedrale arbeitete. Sein wichtigstes Werk aber ist das Flachrelief, das er für das
Portal de la Pietat anfertigte. Bewegend ist sie anzusehen, die Mutter Gottes, die mit geschlossenen Augen und geneigtem Kopf den Arm ihres toten Sohnes hält. Auch wenn es sich nur um eine Kopie aus Harz handelt, - die wertvolle Holzschnitzerei ist seit einem Diebstahlversuch in Sicherheit gebracht - so kann man sich doch bei ihrem Anblick der Trauer nicht verwehren.
Übrigens
Mit den deutschen Künstlern und Handwerkern, die seit dem 14. Jahrhundert auf der Suche nach Arbeit und Lohn ihr Glück in der Ferne suchten, kamen auch die ersten Buchdrucker nach Katalonien. So druckte der aus Heidelberg stammende Johann (Joan) Rosenbach das erste katalanisch-deutsche Wörterbuch: "Vocabulario molt profitos per aprendre lo Catalan Alamany y lo Alemany Catalan". Das Wörterbuch war eins der ersten in katalanischer Sprache gedruckten Bücher überhaupt und entstand Anfang des 16. Jahrhunderts in Perpignan. Es enthält 62 Kapitel und neben Übersetzungen von „Vater unser“ und „Ave Maria“ auch Vokabeln rund um Krieg, Kaiser, Paläste, Waffen, Gold und Silber, sowohl alle nützlichen Wörter zu den Themen Familie, Essen, Garten, Krankheiten, Wohnen, Freud und Leid.
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Quellen:
Über die Pieta
Über Michael Lochner
© Text: Ulrike Fiedler