Lilly Reich
Barcelona Sessel

Barcelona Sessel © © Goethe-Institut Barcelona Barcelona Sessel © Goethe-Institut Barcelona

Information

Lilly Reich, Ludwig Mies van der Rohe und der Barcelona Sessel

Die Designerin

Lilly Reich (16. Juni 1885 – 14. Dezember 1947) war Mode- und Möbeldesignerin, Innenarchitektin und Künstlerin. Sie arbeitete in Wien, Berlin und Dessau.
Viele Jahre arbeitete sie eng mit Ludwig Mies van der Rohe zusammen, unter anderem am Pavillon für die Weltausstellung 1929 in Barcelona und an der Vila Tugendhat, die heute Weltkulturerbe der UNESCO ist.
 

Mitglied im deutschen Werkbund

1912 wurde Lilly Reich Mitglied beim Deutschen Werkbund, ab 1920 war sie Teil des Vorstandes – als erste Frau überhaupt. Der deutsche Werkbund wollte im Zusammenspiel von Kunst, Industrie und Handwerk Impulse für Baukultur und Formgebung setzen. Deutsche Produkte sollten durch gute Gestaltung, Funktionalität und adäquate Materialien auf dem Weltmarkt positioniert werden.
Für den Werkbund organisierte Lilly Reich Ausstellungs- und Möbeldesignmessen in Frankfurt. In den Jahren 1922 bis 1926 wurde unter ihrer Leitung auf dem Gelände der Frankfurter Messe das Haus des Werkbundes gebaut. In dieser Zeit lernte sie Ludwig Mies van der Rohe kennen.
 

Zusammenarbeit mit Ludwig Mies van der Rohe und Tätigkeit im Bauhaus

1926 ging Lilly Reich von Frankfurt nach Berlin, wo sie zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe Ausstellungen organisierte und Inneneinrichtungen und Möbel entwarf, die funktional und schlicht sein sollten. Später wurden viele ihrer Entwürfe für Möbel aus Stahlrohr häufig allein Mies van der Rohe zugeschrieben.
Lilly Reich bekam 1932 die Leitung der Bau-/Ausbauabteilung und der Werkstatt für Weberei am Bauhaus Dessau und später am Bauhaus Berlin. Damit war sie eine der wenigen Frauen mit einer Leitungsfunktion im Bauhaus. Nach der Schließung des Bauhauses 1933 leitete sie auch unter dem NS-Regime weiterhin Ausstellungen, z.B. war sie 1934 im Rahmen der Berliner Ausstellung "Deutsches Volk – deutsche Arbeit" für die Abteilung Glas, Keramik und Porzellan verantwortlich. Sie entwickelte auch gemeinsam mit Mies van der Rohe Pläne für die Berliner „Reichsausstellung der Deutschen Textil- und Bekleidungswirtschaft“ von 1937. Im selben Jahr ging Ludwig Mies van der Rohe in die USA. Lilly Reich blieb in Deutschland und führte das Architekturbüro zunächst weiter. Während des Krieges war sie für drei Jahre in einem Arbeitslager.
Von 1945 bis zu ihrem Tod 1947 war sie Dozentin an der Hochschule für bildende Künste in Berlin. ​
 

Der deutsche Pavillon für die Weltausstellung 1929

Auf Grund ihrer Erfolge bekamen Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe die künstlerische Leitung des deutschen Beitrags zur Weltausstellung 1929 in Barcelona. Sie entwarfen dafür gemeinsam den Pavillon und das Interieur. Am Ende der Weltausstellung wurde der Pavillon abgebaut und die Materialien und Möbel verkauft. Zwischen 1983 und 1986 wurde der Pavillon an der gleichen Stelle nach Originalplänen rekonstruiert. Der Pavillon trägt heute den Namen von Mies van der Rohe.
 

Der Barcelona Sessel

Als Sitzgelegenheit für das spanische Königspaar bei ihrem Besuch des Pavillons entwarfen Lilly Reich und Ludwig Mies van der Rohe einen Sessel aus Stahlrohr und Leder: den Barcelona-Sessel. Er ist auch als MR90 bekannt und gilt als Ikone der Moderne. Ob sich Alfonso XIII und Victoria Eugenia jemals auf den Sessel gesetzt haben, ist nicht dokumentiert. Alle Exemplare aus dem Pavillon sind verschollen.
Im Jahr 1948 verkaufte Mies van der Rohe die Lizenz für die Produktion des Barcelona-Sessels an die Möbelproduzenten Florence und Hans Knoll. Man kann ihn auch heute noch kaufen. Nur ein Sessel mit der Signatur von Mies van der Rohe und dem Logo der Firma Knoll darf sich Barcelona-Sessel nennen. Imitate dürfen „Barcelona“ nicht im Namen tragen.
 

Übrigens:

1996 bekam Lilly Reich als erste Frau eine Sonderausstellung im MoMa in New York.
 
Quellen:
Wikipedia: Lilly Reich
Wikpedia: Barcelona Sessel, silla Barcelona
Barcelona Sessel der Firma Knoll
© Text: Annette Gutmann

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