Diskussionsrunde
Museen des 21. Jahrhunderts:
Das partizipative Museum

Museen des 21. Jahrhunderts: Das Museum als Partizipationsprojekt

Do, 24.11.2022 um 19:00 Uhr

Goethe-Institut Barcelona

Das Goethe-Institut Barcelona startet seine Reihe von Debatten über Museen des 21. Jahrhunderts mit einer Veranstaltung zum Thema „Das partizipative Museum“. Unsere Gäste sind Elvira Dyangani Ose, Leiterin des MACBA (Barcelona), Mabel Tapia, stellvertretende künstlerische Leiterin des Museo Centro de Arte Reina Sofía (Madrid), und Inés de Castro, Leiterin des Linden-Museums (Stuttgart).

Ausgehend von folgenden Fragen stellen sie uns die aktuelle Ausrichtung ihrer Museen vor:
- Welche Formate und Initiativen gibt es in Ihren Museen in Bezug auf die Bildung von Comunities / neue Zielgruppen / die Beziehung zum unmittelbaren Stadtumfeld?
- Welche Grenzen und Widerstände haben Sie mit Ihren Konzepten und Projekten erlebt / was ist gescheitert / was ist gelungen?
- Was planen Sie / wo muss sich Ihr Museum noch entwickeln / was wird anders sein?

Die unabhängige Journalistin, Kunsthistorikerin und Kunstkuratorin Nancy Garín wird die Veranstaltung moderieren, an der außerdem eine Reihe von Expert*innen teilnimmt: das Larre-Kollektiv (Lara García Díaz, Ángela Palacios und Priscila Clementti), David Yubraham Sánchez Zamora vom Espai Avinyó des Programms Barcelona Interkulturalität des Rathauses von Barcelona (Ajuntament de Barcelona) und Enric Puig Punyet, Leiter des Centre Arts Santa Mònica.

Voranmeldung ÜBER DIE TEILNEHMER*INNEN UND IHRE BEITRÄGE ZUR DEBATTE:

Elvira Dyangani Ose, Leiterin des Museo de Arte Contemporáneo de Barcelona, MACBA, wird über Das mögliche Museum sprechen, eine Art Methodik für die Herangehensweise an die Institution, die auf einer früheren persönlichen Arbeit zur Neudefinition des Begriffs Museum basiert. Darin untersucht sie die andersartigen Vorstellungen und Möglickeiten der Institution, wie sie, innerhalb und außerhalb des Westens bestehen, entwickelt werden oder vorstellbar sind. Es handelt sich um ein langsames, mittelfristiges Projekt, bei dem eine Basis des Zuhörens und des gegenseitigen Lernens in der breiten Museumsgemeinschaft geschaffen werden soll. Die Museumsleitung ist nur ein Teil dieses Projekts mit dem Ziel, das gemeinsame Nachdenken über andere mögliche Vorgehensweisen zu fördern. Dazu gehört auch der Rahmen des überhaupt Möglichen, der das Bestehende öffnet, aber auch einschränkt. Es ist weder der avantgardistische Impuls, das Neue auf Kosten eines Aufgebens des Vergangenen zu schaffen, noch der konservative Instinkt, das Bestehende ewig weiterzuführen, sondern die Zuwenddung, mit der etwas gepflegt werden kann, um dem Museum etwas Gutes zu tun und es nicht nur wachsen zu lassen.

Mabel Tapia, stellvertretende künstlerische Leiterin des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, wird über die Beziehung zwischen MNCARS und dem Projekt Museo Situado sprechen, „einem aktiven Kooperationsnetzwerk von Nachbarschaftsgruppen und -vereinen im Viertel Lavapiés, an dem das Museo Reina Sofía im Rahmen seiner Arbeit in verschiedenen lokalen, nationalen und internationalen Netzwerken teilnimmt. Es entstand aus dem kollektiven Wunsch, das Museum mit seiner unmittelbaren Umgebung und deren Netz von Konflikten und Erwartungen zu verbinden. Regelmäßig finden offene Versammlung statt, bei denen, mittels einer permanenten Praxis des Zuhörens, Überlegens und Hinterfragens, gemeinsam entschieden wird, welche Initiativen gefördert werden sollen. Dieser Raum macht Kampagnen, Aktivitäten und Projekte sichtbar und fordert zur Einreichung von Vorschlägen und Produktionen auf, die von dem Netzwerk durchgeführt werden oder in Arbeit sind.“

Inés de Castro, Leiterin des Linden-Museums Stuttgart: „In Deutschland stehen die ethnologischen Museen im Zentrum einer starken öffentlichen Debatte. Ihnen wird - teilweise zu Recht - vorgeworfen, dass viele ihrer Objekte während der Kolonialzeit unter ethisch verwerflichen Bedingungen geplündert wurden. Ihnen wird auch vorgeworfen, bis heute koloniale Denkmodelle zu reproduzieren und zu legitimieren. Seit vielen Jahren sucht das Linden-Museum nach neuen Wegen, um dieses schwierige koloniale Erbe zu überwinden. Ein wichtiger Schlüssel sind verschiedene Beteiligungsformate. Eine respektvolle Museumspraxis, die eine neue Aushandlung von Deutungshoheiten und das Erzählen vieler Geschichten jenseits der eurozentrischen Perspektive ermöglicht, kann nur mit Hilfe partizipativer Formate und in Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Vertretern der Herkunftsgesellschaften und der vielfältigen Stadtgesellschaft erreicht werden.“
Inés de Castro wird auf dieser Veranstaltung einige Beispiele dieser neuen Formate vorstellen.

Nancy Garín (Chile, 1972) arbeitet an Projekten zu den Themen kritisches Denken, neue Pädagogik, Archive, Erinnerung und Dekolonialismus. Sie war Mitglied der Künstlergruppen Etcétera und La Internacional Errorista sowie der Forschungsgruppe Península: Procesos coloniales y prácticas artísticas y curatoriales. Sie ist Teil der Forschungs- und Produktionsplattform Equipo re, mit der sie seit 2013 die Projekte Anarchivo Sida und Espectros de lo Urbano über das Urbane als Teil der kolonialen Maschinerie und der räuberischen Prozesse des Kapitalismus entwickelt.

Colectivo Larre, gegründet von Lara García Díaz, Ángela Palacios und Priscila Clementti, ist ein Kollektiv, das seine Aktionen im Bereich der Kulturvermittlung mit einem feministischen Ansatz durchführt. An der Schnittstelle zwischen praktischer künstlerischer Forschung und Kulturkritik führt Larre Aktivitäten und kollaborative Prozesse durch, in denen es versucht, Realitäten zu erforschen, die normalerweise unsichtbar oder unter der Oberfläche sind. Ein Teil der von Larre entwickelten Forschungen und Aktivitäten steht in Verbindung mit künstlerischen Organisationen und Kultureinrichtungen wie dem Museu del Disseny, dem Programm d'Arts Visuals Unzip (el Prat), der PAAC (Plataforma Assembleària d'Artistes de Catalunya), BCN Producció, CCQO (Culture Commos Quest Ofice) Experimentem amb l'Art und Art Nou, um nur einige zu nennen.

David Yubraham Sánchez Zamora nimmt vom Espai Avinyó im Rahmen des Programms Barcelona Interkulturalität des Rathauses von Barcelona (Ajuntament de Barcelona) an der Koordination des Zyklus Museus (Im)possibles teil, der seit 2021 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Museen der Stadt organisiert wird, um pädagogische Räume für den Wissensaustausch zwischen Künstler*innen, Fachleuten und technischem Personal im Bereich Kunst- und Kulturmanagement zu schaffen. Ziel dieser Treffen ist es, über die Bedingungen zu reflektieren und zu debattieren, unter denen es möglich ist, mit den westlichen Vorstellungen zu brechen, die in den Ausstellungsvorschlägen in den Ausstellungshallen, Kulturzentren und Museen der Stadt enthalten sind. Es ist eine Einladung, sich kollektiv und interkulturell neue Wege der Beziehung zu den Gemeinschaften und dem Bildungsgefüge vorzustellen, die diese Arten von kulturellen Akteuren umgeben.

Enric Puig Punyet, Doktor der Philosophie und Forscher, der sich auf die Analyse der neuen Funktionen von Institutionen im digitalen Wandel spezialisiert hat, ist der Leiter des Centre Arts Santa Mònica und war zuvor Direktor der Fábrica de Creación La Escocesa. Er kuratierte Ausstellungen, Festivals und Zyklen zu Themen der bildenden Kunst, des Films, der Philosophie und des Wandels, den die Digitalisierung in der Gesellschaft, der Kultur und der Institution bewirkt hat.
 
Ein großer Dank für die Unterstützung geht an den Freundeskreis Asociación AMIGOS Goethe-Institut España, insbesondere an die Mitglieder:
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Deutsche Bank
Haribo España
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Dr. Frühbeck abogados
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Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Madrid
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Silvana Buljan · Ignacio Carriles · Carsten Moser · Virgilio Oñate · Max Strauss

Details

Goethe-Institut Barcelona

c/Roger de Flor, 224
08025 Barcelona

Sprache: Spanisch
Preis: Eintritt frei, Voranmeldung erforderlich