Grenzüberschreitende Begegnungen für Vielfalt in den Künsten
Um den Austausch von kulturellen Erfahrungen und künstlerischen Praktiken ging es bei der Begegnung des Theater Thikwa aus Berlin und der Lyoner Theaterkompanie Insolite Fabriq. Eine Woche lang beschäftigten sich die Künstler*innen mit dem Thema des „Aus-dem-Rahmen-Fallens“: Sie erforschten den städtischen Raum, fingen versteckte Details in Fotografien ein, experimentierten mit phantasievollen Kostümen, performten in Fotosessions, deren Ergebnisse in ihre Improvisationen einflossen, und tauschten natürlich ihre vielseitigen schauspielerischen Erfahrungen aus. Dabei besuchten sie verschiedene kulturelle Orte der Metropolregion wie das TNP (Théâtre National Populaire) oder das KXKM (Komplex Kapharnaüm) und tauschten sich mit den dort tätigen Kulturakteur*innen aus. Zum Abschluss präsentierten die Künstler*innen ihre Ergebnisse in einer Werkschau im Loft des Goethe-Instituts Lyon. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der künstlerischen Arbeit beider Ensembles: Wie können wir trotz aller Unterschiede und Differenzen gemeinsam auf der Bühne stehen? Was verbindet uns trotz aller Gegensätze? Die Werkschau bewies einmal mehr, dass künstlerische Kooperation keine Grenzen kennt.
MOBILE – Grenzüberschreitende Begegnungen für Vielfalt in den darstellenden Künsten ist ein Programm des Netzwerks der Goethe-Institute in Frankreich. Im Jahr der Paralympischen Sommerspiele in Paris 2024 trägt dieses Mobilitätsprogramm dazu bei, dass sich Kreative beiderseits des Rheins begegnen. Im Fokus steht der Dialog professioneller Künstler*innen mit und ohne Behinderung. In Lyon trifft das Theater Thikwa aus Berlin auf die Kompanie Insolit Fabriq. Eine Woche lang tauschen sich die Künstler*innen zu ihren kreativen und pädagogischen Ansätzen aus.
Das Projekt wird unterstützt von Culture Moves Europe.
Insolite Fabriq wurde 2013 von der Regisseurin Malo Lopez gegründet und wird von der ALGED (Association Lyonnaise de Gestion des Établissements pour personnes Déficientes) unterstützt. Die Theatergruppe besteht aus zehn hauptberuflich arbeitenden Künstler*innen und ist an eine Werkstatt gebunden (ESAT - Établissement de Service d'Aide par le Travail). Die Theaterarbeit begann mit Stücken zur Sensibilisierung für das Thema Behinderung. Seit 2019 bezieht die Kompanie Gesang, Rhythmus, Ton und Video in ihre kreative Arbeit ein und kooperiert mit nicht-behinderten Künstler*innen. 2022 entstand „Dis-le en un souffle“, basierend auf Shakespeares „Romeo und Julia“. Heute kooperiert Insolite Fabriq mit Theatern aus Lyon und Umgebung und nimmt Aufträge von Unternehmen, Vereinen und Schulen in ganz Frankreich an.
Seit 1990 bietet das Theater ThikwaKünstler*innen mit und ohne Behinderungen eine Plattform, um ihr Publikum mit einer faszinierenden Mischung aus Tanz, Text und Musiktheater zu begeistern. Seit 2005 besitzt Thikwa eine eigene Spielstätte in Berlin, in der es – wie auch bei weltweiten Gastspielen – Performances, Tanz-, Text- und Musiktheater ohne Scheu vor Experimenten präsentiert. Basis ist die Thikwa Werkstatt für Theater und Kunst, wo die 42 Ensemblemitglieder ihren Arbeitsplatz haben. Theater Thikwa arbeitet mit der persönlichen Eigenart seiner Performer*innen und sucht neue Ausdrucksformen jenseits festgefügter Genre-Grenzen. Dabei kooperiert es kontinuierlich mit externen Künstler*innen der Freien Szene. Thikwa kommt aus dem Hebräischen und heißt Hoffnung.