In ihren Büchern stellt Gerda Raidt Fragen zu Umweltschutz und wie sich ein umweltbewussterer Alltag gestalten kann – und das alles in bunten Illustrationen, die kindgerecht komplexe Themen darstellen.
Von Fanny Braun und Katja Sporbert
Wo landet der Müll, nachdem er in die Tonne geworfen wurde und welche Möglichkeiten gibt es, ihn zu vermeiden? Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf den Menschen? Aktuelle gesellschaftliche Themen kindgerecht vermitteln - Gerda Raidt schafft es anhand von detaillierten und kindgerechten Buntstiftzeichnungen, komplexe Themen darzustellen, ohne dass ihre Bücher mit erhobenem Zeigefinger daherkommen.
Kindgerechte Sachbücher
Geboren 1975 in Ost-Berlin studierte Raidt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle freie Grafik sowie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig Illustration und ist seit 2004 als freie Illustratorin und Autorin tätig. Seitdem hat sie zahlreiche Bücher gestaltet sowie eigene Buchprojekte realisiert. Das Buch „Müll. Alles über die lästigste Sache der Welt“ wird in Deutschland als Art Klassiker unter den Umweltbüchern für Kinder gehandelt und ist heute in zahlreichen Sprachen übersetzt. „Das ist meine Welt. Wie können wir sie besser machen?“ wurde von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach e.V. als Umwelt-Buchtipp für Mai 2021 ausgewählt.
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© 2019, 2021 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
Gerda Raidt: Müll. Alles über die lästigste Sache der Welt + Gerda Raidt, Das ist auch meine Welt. Wie können wir sie besser machen?
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© 2019 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
aus: Gerda Raidt, Müll
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© 2019 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
aus: Gerda Raidt, Müll
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© 2019 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
aus: Gerda Raidt, Müll
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© 2019 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
aus: Gerda Raidt, Müll
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© 2021 Beltz & Gelberg in der Verlagsgruppe Beltz Weinheim Basel
aus: Gerda Raidt, Das ist auch meine Welt
Autorin und Illustratorin
„Text und Bild aus einer Hand eröffnet ein großes Spielfeld an Möglichkeiten“ betont Raidt. Indem sie ihre Themen als Autorin auswählt, entscheide sie selbst, was sie „im Bild erzählen kann und was in den Text gehört“. In ihrer Arbeit als Illustratorin habe sie die Erfahrung gemacht, dass ihre Bilder zu den Texten anderer hinzukommen und sich dadurch manche Botschaften doppeln, da die Information sowohl im Text als auch im Bild stecke. Meistens werden Bilder als Dekoration des Textes gesehen und die Illustratorin als Dienstleisterin – aus dieser Rolle fühlte sie sich herausgewachsen, weshalb der Wunsch aufkam, selbst als Autorin mit eigenen Themen aktiv zu werden.
Keine Angst vor komplexen Themen
Gefragt, wie sie zu Themen wie Umweltverschmutzung oder Nachhaltigkeit in Kinderbüchern kam, antwortet Gerda Raidt: „Es ist ein wichtiges Thema. In meiner Kindheit und Jugend galt das Thema Umwelt als etwas für Außenseiter, die Lust darauf haben, sich damit auseinanderzusetzen. […] Viele Argumente, warum wir weitermachen sollten wie bisher, oder warum Wirtschaft und Arbeitsplätze immer Vorrang haben und Umweltfragen nachgeordnet sind, wurzeln einfach in einer großen Ahnungslosigkeit.“ Sie selbst habe sich als Mutter Bücher zu solchen Themen gewünscht. Für Eltern sei es eine Entlastung, wenn ein „vielstimmiger Chor versucht, Worte für unsere Lage zu finden und diese Aufgabe nicht allein in ihren Händen liegt.“
„Das Schlimme zeichnen“
„Müll. Alles über die lästigste Sache der Welt“ aus dem Jahr 2019 ist eines der ersten Umweltbücher für Kinder. Auf kindgerechte Weise greift Raidt das Thema auf und verzichtet bewusst auf Zahlen und abstrakte Sachinformationen. Durch die Kombination von Text und Bild könne sie etwa Mengen gut in Bildern statt in Text darstellen, wodurch ein harmonisches Ganzes entstehe. Inwiefern sie ihren Zeichenstil an komplexe Themen angepasst habe antwortet sie: „Ich habe mich erst gefragt, ob man das Schlimme zeichnen darf. […] Ich habe es einfach ausprobiert und festgestellt, dass es geht. Für mich hat es eine große Faszination, wenn Kinderbuchbilder plötzlich solche Wahrheiten erzählen. Ich denke, das schafft Vertrauen, es sagt: hier wird Klartext geredet, Kinder werden ernst genommen. Ich finde, es ist trotzdem nicht überwältigend. Dadurch, dass es gezeichnet ist, ist es nochmal gebrochen. Ich bin mutiger geworden mit solchen negativen Bildern.“
Vielseitigkeit im Schaffen
Neben zahlreichen Illustrationen eigener Bücher und den anderer Autor*innen erweitert Gerda Raidt stets ihr Repertoire. Im Schuljahr 2021/2022 ist gemeinsam mit
Florian Pigé (Lyoner Illustrator und Autor) Autorin des Autor*innen-Grundschul-Austauschs zwischen den Partnerstädten Leipzig und Lyon, der vom Goethe-Institut Lyon und dem Institut Français Leipzig in Partnerschaft mit der Metropol-Region Lyon und der Stadt Leipzig organisiert wird. In einem ersten Schritt zwischen November 2021 und März 2022 wurden Briefe, Postkarten und Pakete mit Büchern, Süssigkeiten u.v.m gemeinsam mit illustrierten Briefen von Gerda Raidt und Florian Pigé sowie von Grundschüler*innen von Leipzig nach Lyon und von Lyon nach Leipzig geschickt. So lernten sich Schüler*innen und die beiden Autoren kennen. In einem zweiten Teil folgten Workshoptage mit Florian Pigé in Leipzig (Mitte März 2022) und einer Workshopwoche mit Gerda Raidt in Lyon. Teilnehmen können an den Veranstaltungen auch weitere Schulklassen und Familien aus Lyon und Leipzig. Im Anschluss zwischen Mai und Juli steht nun der digitale Austausch der Lyoner und Leipziger Grundschüler*innen im Mittelpunkt, bei dem sich die Kinder über das Projekt austauschen und Schulpartnerschaften zwischen den vier am Projekt teilnehmenden Grundschulen initiiert werden sollen.