Mit seiner schwungartigen Funktion schafft
Seat #12 eine ungewöhnliche Situation: Jede Bewegung, auch die kleinste, die von einem der Sitzenden ausgeführt wird, wirkt sich direkt auf die Sitzposition aller anderen aus. Jede sitzende Person braucht also ein Gegengewicht, um die von ihr verursachten Kippbewegungen auszugleichen. Für die gesamte Gruppe bedeutet dies: Je mehr Menschen sich setzen möchten, desto klarer muss die Vereinbarung sein, wann und wie jede*r Einzelne sitzt. Das Gleichgewicht der Skulptur hängt von der Interaktion der Sitzenden ab.
Die Wechselbeziehungen zwischen den Teilnehmenden, ihre Kommunikation und ihre Bereitschaft, sich für ein kollektives Gleichgewicht neu zu positionieren, werden so zum Teil der Skulptur. Das scheinbar futuristische Objekt befasst sich also mit Kommunikation: Ein ausgesprochener oder vielleicht nur wahrgenommener Austausch über das perfekte Gleichgewicht entsteht unweigerlich zwischen den Sitzenden.
Die kinetische Skulptur
Seat #12 ist ein wesentlicher Bestandteil der diskursiven, performativen Installation
Jenny Brockmann: #LIMITS, kuratiert von Linda Rocco, die im Oktober 2021 am Goethe-Institut London stattfinden wird.
#LIMITS bezieht sich dabei auf die Allegorie der Haut, das größte und vielseitigste Organ im menschlichen Körper, als eine Hülle, die das Innere vom Äußeren abgrenzt und in der Lage ist, die Homöostase, unser inneres Gleichgewicht, aufrechtzuerhalten.
Die performative Installation entfaltet sich in drei
Entanglements. In jeder der kuratierten Workshop-Veranstaltungen werden dabei die Eigenschaften der Haut aus wörtlicher und metaphorischer Sicht untersucht und gleichzeitig Regenerations- und Permeabilitätsprozesse in Bezug auf digitale Technologien berücksichtigt. Gäste und die Öffentlichkeit sind eingeladen, Fragen zum Verhältnis von Innen und Außen, Durchlässigkeit, Sensibilität und den Verschiebungen innerhalb und Dynamiken von Abgrenzung, Identifikation und Re-Identifikation einzubringen.