Romana Perečinec

Romana Perečinec

Romana Perečinec ist Literaturübersetzerin und Deutschlehrerin, stolzes Frauchen eines Retrievers und einer Katze, und hat eine leidenschaftliche Vorliebe für Quiches!
 
Wer ist Romana Perečinec?

Ich würde sagen, Literaturübersetzerin und Deutschlehrerin. Das wär’s so in etwa.
 
Wenn ich nicht am Übersetzen bin… Hobbys, Interessen?

Ich habe Haustiere. Ich muss hin und wieder mit meiner Katze spielen, sie streicheln, mit dem Hund Gassi gehen. Ich habe einen alten Retriever, der ein bis zweimal am Tag raus muss. Ich gehe gerne ins Kino, z.B. ins Zagreber Kino Europa, als es noch existierte, oder ins Kino des Museums für Moderne Kunst. Oder auch ins Kino der Stadt Velika Gorica, wenn künstlerische Programme anstehen, nicht so sehr, wenn Hollywood-Filme gezeigt werden. Ich gehe gerne auf Konzerte in Zagreber Klubs wie Močvara, Tvornica kulture, Vintage Industrial Bar - also eher alternative Musik. Alles, was mi „K“ anfängt - Konzerte, Kino, Kultur, Katzen (im Kroatischen auch Kazalište, also Theater).
 
Als Kind wollte ich…

Mythologin werden, wenn man da so nennt. Zu dieser Zeit lief im Fernsehen eine Serie, in der ein wahnsinnig kluger bärtiger Mann von griechischen Mythen, Geschichten aus der Bibel und sowas erzählte. Das faszinierte mich. Ich wollte sein wie er. Zuerst hatte ich nicht die Absicht, Lehrerin zu werden, ich wollte eher Friseurin oder Schneiderin werden. Ich hätte also nicht gedacht, dass einmal eine Lehrerin aus mir werden würde, geschweige denn eine Literaturübersetzerin.
 
Wenn ich keine Übersetzerin wäre, wäre ich…

Wie in einem heimlichen Traum? Französische Konditorin. Ich backe gerne. Zum nächsten Interview bringe ich Kuchen mit.
 
Mein Leibgericht..
Tartes mit Mandelcremefüllung. Ich esse auch gerne Quiches, die gehören zu meinen Lieblingsgerichten.
 
Stadt oder Land?

Eher das Land, aber mit einer Stadt in der Nähe. Ich glaube ganz ohne städtische Angebote könnte ich nicht Leben.
 
Sommer oder Winter?

Frühling. Der ist weder zu heiß noch zu kalt.
 
Tee oder Kaffee?

Definitiv Tee.
 
Mein Lieblingsschulfach...

Deutsch, Englisch und Bildende Kunst waren meine Lieblingsfächer. Mathematik war das schlimmste. Zeitweise auch Sport.
 
Das schlimmste/schwierigste/ langweiligste Schulfach...

Ich fand nichts besonders langweilig, ich war immerhin eine Einser-Schülerin!
 
Mein/e Lieblingssänger/in oder mein Lieblingslesestoff als Kind?

Unter den kroatischen mag ich Irena Žilić und den Sänger Bebè Na Volè a.k.a. Adam Semijalac -  das ist eine Art abgefahrener Blues.
Gelesen habe ich die Romane von Jules Verne. Da ich damals kein bisschen Französisch konnte, sprach ich den Namen immer buchstabengetreu aus und fragte ich immer „Haben sie sonst noch was von Jules Verne?“. Als ich zehn war, war ich absolut begeistert von ihm.
 
Die Beatles oder die Stones?

Die Stones! Ich liebe Gitarrenmusik, etwas härtere Klänge, keinen Pop. Die Beatles sind mir zu quengelig.
 
Ich glaube ich bin sehr schlecht in…

Auweia, da gibt's eine ganze Menge. Ich kann keine Krautwickel machen, ich kann keine Karten spielen, kein Belot. Mein schlimmster Übersetzungsalbtraum ist, dass ich in einem Roman etwas mit Kartenspielen übersetzen muss. Natürlich ist der auch wahr geworden. In Cees Nootebooms „Nachts kommen die Füchse“ spielen die Figuren ein pokerähnliches Kartenspiel. Da musste ich Leute, die was vom Kartenspielen verstehen, löchern und sie bitten, mir das zu erklären. Ich kann höchsten Uno spielen, und Mannschaftssportarten finde ich grausam!
 
Soziale Netze - ja oder nein?

Absolut ja! Ich glaube ich bin mehr oder weniger abhängig von Facebook, aber außer der Tatsache, dass es abhängig macht, ist Facebook auch gut für die Verbreitung von Informationen - zu Kino, Theater und Kulturveranstaltungen. Man kann, glaube ich, sehr schnell an Informationen kommen. Ich bin noch nicht bei Instagram, das wäre wohl auch etwas zu viel für mich. Meine Schüler sagen, dass alte Knacker wie ich und ihre Eltern bei Facebook sind, Jugendliche bei Instagram und Fünft- und Sechstklässler sind bei TikTok. Die Tanz-Challenges fand ich super!
 
Meine Lieblingsfigur aus meinen Übersetzungen...

Definitiv Joe Speedboot, eine Figur des niederländischen Schriftstellers Tommy Wieringa. Ein sehr ungewöhnlicher Typ, der in einem Dorf auftaucht, wo er sich niederlässt und mit einem Typen im Rollstuhl anfreundet, mit dem er ganz seltsame Sachen anstellt, wie z.B. in der Schule eine Bombe legt. Doch er weiß auch, wie man ein Flugzeug baut und nimmt seinen Freund mit auf einen Flug. Später gehen sie zu einem Wettkampf im Armdrücken. Wirklich ein besonderer Kerl, den ich auch weiterhin am liebsten mag.
 
Die abstoßendste Figur aus meinen Übersetzungen...


Eine Figur aus dem Thriller „Sorry“ von Zoran Drvenkar, einem deutschen Schriftsteller kroatischer Herkunft. Ich bin auch ansonsten kein Fan von Horrorgeschichten und Thrillern.
 
Das Schwierigste, was ich je übersetzt habe...

Definitiv der „Götterschlaf“ des flämischen Autors Erwin Mortier. Viel Philosophie, viele poetische Passagen. Außerdem habe ich das Buch zu einer unglücklichen Zeit in meinem persönlichen Leben übersetzt. Wenn du mit anderen Dingen zu kämpfen hast, ist das Letzte, was du gebrauchen kannst, ein Buch zu übersetzen, das dich mit seiner stilistischen Komplexität fertig macht, dann ging es auch noch um den ersten Weltkrieg. Nicht einmal dicke Achthundert- oder Neunhundertseiten-Schmöker haben mich so geschlaucht.
 
Wo ich am liebsten übersetze?

Momentan in meiner Küche. Ich hab' mir einen Schreibtisch gekauft, der sehr schön aussieht, aber etwas niedriger ist als er sein sollte, so dass ich nach einem Monat, zwei Versuchen zu Übersetzen und Online-Hausaufgaben zu korrigieren, an den Küchentisch umgezogen bin. In einem Teil der Küche stehen Zimmerpflanzen, also auch was fürs Auge. Auf der anderen Seite werden Quiches gebacken!
 
Prosa oder Poesie?

Immer mehr Poesie! Warum? In den vergangenen beiden Jahren hatte ich Gelegenheit, an einer literarischen Sendung des dritten Programms des kroatischen Rundfunks mitzuarbeiten, die „Signatura“ heißt. Ich habe mich, wie es scheint, im Laufe dieser Zusammenarbeit für kroatische Dichter und Dichterinnen spezialisiert. Danach bot sich mir auch die Möglichkeit in Velika Gorica eine Rundtischgesprächsreihe mit Dichterinnen und Dichtern zu veranstalten - „Überredung zur Poesie“ (kroat. Nagovor na poeziju) war der Titel. Ich glaube, dass wir die Poesie wirklich brauchen - das Gehirn funktioniert anders, wenn man Gedichte liest. Sie folgen nicht derselben Linearität wie Prosawerke.
 
Mein/e kroatische/r Lieblingsautor/in...

In letzter Zeit Maša Kolanović, die dieses Jahr den Literaturpreis der Europäischen Union erhalten hat. Ich war Mitglied der Jury, die über den Sieger entschied, und wir waren uns sehr schnell einig, dass gerade Maša den Preis verdient. Auch Julijana Adamović, ihr Roman „Divlje Guske“ (dt. Wildgänse), und die Dichterinnen Monika Herceg und Mateja Jurčević begeistern mich - die jüngere Generation.
 
Mein momentanes Lieblingswerk aus der deutschsprachigen Literatur...

Das ändert sich ständig. Das Letzte, das ich Gelegenheit hatte zu übersetzen, war „Aller Tage Abend“ von Jenny Erpenbeck. Ich hatte ihren Roman „Heimsuchung“ vor etwa zehn Jahren gelesen. Ich Sprang also vor Freude in die Luft, als mich die Verlegerin Nada Brnadić vom Ljevak-Verlag fragte, ob ich Jenny Erpenbeck übersetzen möchte. Ich habe nicht erwartet, dass mich die Zitate aus der Bibel, dem Talmud oder von Goethe und Mozart so viel Anstrengung kosten würden. Das sind alles versteckte Zitate, für die ich gründlich recherchieren musste. Besonders interessant ist auch die Komposition des Werkes, denn die Autorin war früher Opernregisseurin, hat also einen musikalischen Hintergrund. Die Wiederholung von Motiven und die Variation fünf möglicher Lebensgeschichten einer Frau ziehen sich durch den ganzen Roman - wie bei einem Musikstück. Die Rhythmik und Wiederholung am Anfang und am Ende sind musikalischen Eigenschaften des Romans, so dass ich ihn von Anfang bis Ende buchstäblich im Kopf haben musste. Anfang Dezember letzten Jahres habe ich Frau Erpenbeck auch kennengelernt und sie hat mich begeistert mit ihrer Bescheidenheit und Offenheit. Sie hat sehr bereitwillig auf Fragen geantwortet und hat mich einfach vom Hocker gerissen. Eine potentielle Kandidatin für den Nobelpreis, und doch so bescheiden und offen.
 
Pläne für den Sommer, bzw. das Meer oder die Berge?

Ich habe noch nichts geplant. Ich habe viel zu tun mit Übersetzungen und Online-Unterricht, so dass ich wahrscheinlich zu Hause bleiben und übersetzen werde. Oder ich fahre für ein paar Tage auf die Insel Silba, die ich in den letzten Jahren sehr liebgewonnen habe. Ich mag die grüne Vegetation und auch die Tatsache, dass es auf der Insel keine Autos gibt. Wenn überhaupt, dann also nach Silba!