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Sport
Geheime Hoffnung

Welche Möglichkeiten hat ein Sportler, wenn er aus einem kleinen Dorf kommt? Kevin Ozsvald, 15 Jahre alt, könnte durchaus der ganze Stolz des Dorfes sein, wenn man ihm nur etwas mehr Aufmerksamkeit schenkte.

Es war schon früh am Abend, als wir uns mit Kevin zum Gespräch trafen – aber das machte ihm selbst nach einem langen Trainingstag nichts aus. Er rannte sogar noch schnell nach Hause, um seine Medaillen zu holen, als wir ihn baten, für ein Foto zu posieren. Kevin hat seine Kindheit in Szentlászló verbracht und war bis zum Ende der sechsten Klasse hier zur Schule gegangen, danach wechselte er nach Szigetvár, wo sein Trainer sein Klassenlehrer wurde.

Kevin Ozsvald Kevin Ozsvald | Foto: Gréta Kovács Kevin ist Ringkämpfer im Sportverein Dél-Zselic SE in Szigetvár. Dieser Verein war 2001 konkret mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, den Kindern aus den Dörfern um Szigetvár Sportmöglichkeiten zu bieten. Man begann mit Unterricht in Ringkampf, weil dafür ausreichend Fachleute vor Ort waren.

Kevins Talent zeigte sich bald: Er hat im griechisch-römischen Stil schon bei der Schüler*innen-Olympiade und auch bei internationalen Wettbewerben Siege errungen; seine Trainer sind István Tomsics und Mátyás Kupusz. Mit seiner Mannschaft ist er bereits in der Slowakei und in Kroatien zu Wettkämpfen angetreten. Wenn er in den nächsten drei Jahren eifrig trainiert und „abliefert“, kann er nach Csepel/Budapest an die Ungarische Ringerakademie István Kozma (KIMBA) wechseln, wo die zukünftige Nationalmannschaft aufgebaut wird. Auch die Mittelschule könnte er bereits an einer mit der Akademie in Partnerschaft stehenden Budapester Schule besuchen, Kevin möchte jedoch dem Beispiel seines Vaters folgen und in Szigetvár eine Tischlerausbildung machen. Erst danach würde er wechseln, das heißt: wenn seine Leistungen auch dann noch „stimmen“. Früher möchte er diesen Schritt nicht wagen, da er einen Bekannten hat, der die Mittelschule an der Akademie begonnen hatte, aber später in sein Dorf zurückkehrte, weil er vom Rhythmus Lernen–Trainieren–Lernen überfordert war. Kevin hält sich aber für entschlossener und setzt sich die Olympia-Teilnahme zum Ziel.

Wie er erzählt, sei es in Szentlászló nicht gerade typisch, dass die Jugendlichen Sport treiben. Problematisch sei auch, dass es weder einen guten Sportplatz mit Street-Workout-Geräten noch einen Kunstrasenplatz gibt, und auch der Gerätepark des Fitnessstudios sei nicht sonderlich toll. Aber selbst, wenn all das besser wäre, könnte sich seiner Ansicht nach der Sport in Szentlászló womöglich nicht gegen die Welt der Smartphones durchsetzen.

In der Tat ist das Sportangebot der Siedlung nicht sehr breit gefächert: Der bei der Sanierung der Schule errichtete Asphaltplatz für Handball und Fußball ist bereits heruntergekommen, der Handball ist im Dorf komplett zum Erliegen gekommen. Der seit 55 Jahren bestehende Fußballverein Szentlászló SE spielt in der dritten Komitatsliga. Einige Tage vor unserem Besuch in Szentlászló wurde das Spiel der Heimmannschaft unterbrochen, weil sich die Spieler in eine Prügelei verwickelt hatten und man die Polizei rufen musste. In letzter Zeit muss die Mannschaft reihenweise Niederlagen hinnehmen.
Ozsvald Kevin Fotó: Kovács Gréta Es gilt aber auf jeden Fall als „Großtat“, dass es die Mannschaft überhaupt noch gibt, weil in den meisten umliegenden Dörfern auch schon der Fußball eingegangen ist – die kleinen Gemeinden können in diesen schweren Zeiten kein Geld mehr dafür aufbringen. Auch in Szentlászló ist ein ortsansässiger Unternehmer darum bemüht, die Mannschaft über Wasser zu halten. Übrigens spielt auch Kevin Fußball: Als Stürmer in der U16-Mannschaft der neben Szigetvár gelegenen Siedlung Kétújfalu führte er Mitte Oktober mit 14 Toren die Torschützenliste der Meisterschaft an.

Kevin liebt auch sehr die Natur. In seiner Freizeit geht er regelmäßig zum See Hármastó in Szőke oder nach Boldogasszonyfa zum Angeln. „In der Regel mache ich 48 Stunden durch, meistens allein. Ich nehme das Zelt mit und schlafe draußen. Die Stille ist besser, ich bin gerne allein“, sagt er.

Außer sich selbst kennt er im Dorf keine Jugendlichen, die ähnlich gute Leistungen vorweisen könnten. Zu erwähnen wäre noch ein Motocross-Rennfahrer in der Seniorenklasse, der ihm neuerlich die Sportförderung der Gemeinde vor der Nase wegschnappte. Man hatte zwar vor, Kevins Ringer-Medaillen im Fitnessstudio auszustellen – aber nachdem sich monatelang in dieser Hinsicht nichts getan hatte, ging er hin, um seine Auszeichnungen von der Gemeinde zurückzuholen.

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