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Subjektiver Bericht
The Pitch_it experience

Pitch it Berlinale in Prag
Pitch it Berlinale in Prag | © Valentina Boye

Die Teilnehmer des ersten Workshops unserer PITCH_IT@Berlinale-Workshopreihe reisten im Juli für eine Woche nach Budapest. Der zweite Teil fand in Estland während des Tallinn Black Nights Film Festival (PÖFF) statt. Die dritte Woche fand in Prag statt, in Zusammenarbeit mit der FAMU. Die letzte Veranstaltung fand am 16. Februar in Berlin statt, wo die Teilnehmer ihre Filmprojekte am ersten Tag der Berlinale einem Fachpublikum vorstellten.

Es ist fast ein Jahr her, dass ich mich mit der Gelassenheit einer Chancenlosen für das Berlinale-Programm „Pitch_it“ angemeldet habe. Die Ausschreibung enthielt so viel Gutes, dass ich mir sicher war, dass wer kann, sich dort bewerben würde. Wer würde sich nicht ein längerfristiges Mentoring-Programm wünschen, vollgespickt mit wunderbaren Fachleuten und Reisen, mit zwei erstklassigen Festivalerlebnissen und vielen Präsentationsmöglichkeiten, die angehenden Filmemacher*innen eine Menge neuer Verbindungen versprechen? Genau darum ging es im Angebot des Programms „Pitch_it“. Doch so attraktiv das Ganze auch schien, empfand ich dabei als große Herausforderung, dass der Anmeldung ein Vorstellungsvideo beigefügt werden musste. Was heißt hier als Herausforderung? – Geradezu als Qual! Damals habe ich nicht einmal in einem kleinen Raum gerne vor laufender Kamera über mich oder mein Projekt gesprochen – geschweige denn ein Dreivierteljahr später auf der Berlinale in einem rappelvollen Saal, im Fokus der Blicke wahrer Größen der Filmbranche und von Kameras, die mit dem „World Wide Web“ verbunden sind!

Wer würde sich nicht ein längerfristiges Mentoring-Programm wünschen, vollgespickt mit wunderbaren Fachleuten und Reisen, mit zwei erstklassigen Festivalerlebnissen und vielen Präsentationsmöglichkeiten, die angehenden Filmemacher*innen eine Menge neuer Verbindungen versprechen?

Na gut, ich habe die Hürde nicht locker, sondern in Begleitung eines fürchterlichen Lampenfiebers genommen – aber ich war da und habe es geschafft. Und dafür kann ich diesem Programm danken. Dem großen „Auftritt“ ging eine intensive und inhaltsreiche, mehrmonatige Vorbereitungszeit voraus. Nachdem ich mich von der Freude über die E-Mail mit der Nachricht über das Ausgewählt-worden-Sein erholt hatte, ging eine wahre Briefflut los, die mich auf die mich erwartenden Aufgaben und Ereignisse vorbereitete. Der Plan war, dass wir uns in den nächsten Monaten aneignen sollten, wie wir dem Fachpublikum uns selbst und unser Filmvorhaben am vorteilhaftesten präsentieren. Wir sollten also pitchen lernen, was ja scheinbar eine kinderleichte Aufgabe ist, müssen wir doch bloß ein paar Minuten über unser Herzensthema sprechen – aber in Wirklichkeit erfordert es außerordentliche Konzentration und basiert auf viel Übung. Um Erfahrungen darin zu sammeln, haben wir an jeder einzelnen Station des Workshops – zuerst hier in Budapest, dann bei den Online-Meetings, danach beim Tallinn Film Festival und schließlich in Prag – Proben abgehalten, die unsere Mentor*innen ausgewertet haben, wobei sie uns jeweils auf Aspekte aufmerksam machten, an denen noch Übungsbedarf bestand, damit wir schließlich bei den Filmfestspielen in Berlin die bestmögliche Leistung erbringen können.


Emília Goldberg © Goldberg Emília Die erste Station war im Juli in Budapest, wo wir fünf Tage damit verbrachten, uns, unsere Projekte sowie auch die Organisator*innen und Mentor*innen kennenzulernen. Drei der Letzteren – Sibylle Kurz, Márk Szilágyi und Benny Rost – begleiteten uns auf dieser mehrmonatigen „Reise“, für die die Teilnehmer*innen aus den Bewerbungen tschechischer, deutscher und ungarischer Filmemacher*innen ausgewählt worden waren. Es war spannend zu sehen, welche Vielfalt an Stil und Perspektive die Projekte kennzeichnete: Es gab Dokumentar- und Spielfilme, historisches Drama und Satire, eine bunte Mischung von der Arthouse-Vampirgeschichte bis hin zum Kontinente umspannenden Dokumentarfilm – die an der Auswahl beteiligten drei Personen (Radim Prochaska, Evelin Hust und Ildikó Enyedi) haben offensichtlich die größtmögliche Genrevielfalt angestrebt. Diese Vielfalt zeigte sich nicht nur im Geschmack und in den Genres, sondern auch im kulturellen Hintergrund, in der Denkweise und im Habitus – und sie wurde besonders augenfällig, als wir zum ersten Mal zu einer großen internationalen Veranstaltung kamen, dem Tallinn Film Festival.

Früher dachte ich, dass man, um Regie zu führen, sehr egozentrisch und präsent sein muss, und dass ich als Mutter von kleinen Kindern, aus Osteuropa kommend, auf diesem Spielfeld sowieso nicht so richtig mithalten kann. Daher war es für mich eine großartige Erfahrung, in Tallinn ein inklusives und im besten Sinne des Wortes vielfältiges Umfeld zu erleben, in dessen einzelnen Foren Menschen verschiedenen Alters mit völlig unterschiedlichen Hintergründen und Charakteren mitsamt ihren Filmen nebeneinander besonders gut wirkten. Und wo ich glauben konnte, dass ich und mein Film irgendwann einmal in dieses Spektrum passen würden. Ich denke, das hat mich ausreichend gestärkt, um später in Berlin mein Projekt mutig vertreten zu können.
Präsentation bei a Pitch_it@Berlinale © Valentina Boye
Es war sehr gut zu erleben, was unter heimischen Verhältnissen immer weniger möglich ist: dass unterschiedliche Filmgeschmäcker ihre Daseinsberechtigung haben, dass die allgemeine öffentliche Stimmung und Kommunikation nicht nur bis zum zweiten Satz assertiv sein können, und dass unsere Mentor*innen wirklich an uns glauben und daran, was sie tun. Es war wunderbar zu spüren, dass wir uns in allem auf sie verlassen konnten, sei es bei der Organisation von Treffen mit wichtigen deutschen, tschechischen oder amerikanischen Persönlichkeiten, bei der Überwindung psychischer Schranken oder vielleicht beim Finden einer guten Gelegenheit für einen Drink in der Kantine von Brechts Theater. Ich bin überaus dankbar, an dieser großartigen Reise teilgenommen haben zu können, schon allein deshalb, weil damals, als ich mich für das Programm beworben hatte, mein fiktionales Filmprojekt über das Leben von Pipás Pista noch nichts weiter gewesen war als ein schöner Plan. Aber allein die Tatsache, dass es für „Pitch_it“ ausgewählt worden ist, gab dem Projekt einen enormen Schub, mit dem es im vergangenen Herbst ein neues Level erreichte – um derzeit in Windeseile auf seine Verwirklichung zuzurasen.

Danke, „Pitch_it“; danke, Sibylle, Márk, Benny; und danke, Goethe-Institut!

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