Professor Andres Lepik im Interview
Bauen für eine bessere Welt?
Die Architektur der Gegenwart befindet sich in der Krise: Auf der einen Seite steht die sogenannte „Stararchitektur“ als Imageträger für einige wenige wohlhabende, politisch einflussreiche Auftraggeber. Auf der anderen Seite breitet sich in den rasant wachsenden Metropolen Asiens, Lateinamerikas und Afrikas eine ungeheure Masse informeller Bauten aus, an denen Architektinnen und Architekten kaum beteiligt sind. Immer mehr Menschen weltweit leben in Slums. Es stellt sich daher die drängende Frage, wie diese Krise nachhaltig gelöst werden kann. Professor Andres Lepik über nachhaltige, soziale Architektur.
Professor Lepik, Sie haben Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Augsburg studiert und anschließend an der Bibliothek Hertziana über das Architekturmodell in Italien 1353 – 1500 promoviert. Sie selbst sind also kein Architekt. Woher kommt ihr Interesse für Architektur?
Mich hat schon in der Kunstgeschichte von Anfang an die Architekturgeschichte besonders interessiert, die immer ein wichtiger Teilbereich der Kunstgeschichte war. Architektur hat eine relativ klar definierte Funktion, währenddessen bei Kunst letztendlich immer schwierig zu sehen ist, wofür sie da ist. Natürlich hat Kunst ästhetische und andere Funktionen. Architektur jedoch kann jeder Mensch erfassen und begreifen, durchgehen oder anschauen. Bei Kunst ist es immer eine Frage der Interpretation, die nie endgültig ist. Architektur funktioniert oder sie funktioniert eben nicht. Entweder ein Haus ist nicht nur schön, sondern funktioniert auch. Wenn nicht, dann kann man ganz klar die Gründe benennen. Bei einem Kunstwerk ist es viel schwieriger zu sagen, warum es ein gutes Kunstwerk ist.
Durch Ihre derzeitige Ausstellung "Think Global, Build Social!" wird eine nachhaltige soziale Architektur propagiert. Was genau kann man unter dieser Form der Architektur verstehen?
Für mich ist die Architektur an einem Wendepunkt angelangt. Auf der einen Seite sehen wir diese extremen Exzesse des Kapitalismus wie in China und Dubai, wo Hochhäuser ohne Ende von so gennannten Stararchitekten realisiert werden und Olympiastadien, die mit den kompliziertesten Formen hunderte Millionen von Dollar verschlingen. Da finden dann einmal Spiele statt und danach oftmals nichts mehr. Natürlich kann man die Hochhäuser von außen ansehen, aber da ist meistens so ein Sicherheitsabstand davor, dass man diese nie von innen sehen kann. Auf der anderen Seite sind gerade gigantische Flüchtlingsströme weltweit unterwegs, wir sind da in Europa nicht allein betroffen. Wir haben ganz schwierige Entwicklungen in Afrika, Lateinamerika und China. Städte wachsen dort so schnell, dass man lange nicht mehr hinterher kommt, genügend Bauten zu realisieren, die notwendig wären. Der Anteil der Slumbewohner für die keine fertigen Bauten vorhanden sind und die sich selber aus den Materialien, die sie vorfinden, Behausungen konstruieren, wächst stetig. Architektur spielt da eine wichtige Rolle. Architekten, die bei uns ausgebildet werden, die können nicht einfach sagen, wir warten bis der Auftrag kommt. Ich finde Architektur hat einen enormen gesellschaftlichen Auftrag und den möchte ich wieder deutlich machen.
In einem Aufsatz, der sich auch im Ausstellungskatalog findet, schreiben Sie, dass „Architekten heute im Schnitt nur noch für einen sehr geringen Prozentsatz der globalen Bevölkerung planen und arbeiten“, da so genannte informelle Siedlungen, die mit rasanter Urbanisierung einhergehen, immer mehr werden. Wie hat sich in diesem Kontext die Rolle des Architekten verändert?
Wir sehen, dass einerseits Architekten immer mehr versuchen Brandingzu betreiben, d.h. sich richtig zu Marken zu entwickeln. Ob das nun Daniel Libeskind oder Zaha Hadid ist. Die haben eine Marke entwickelt. Wie man einen Mercedes oder einen Porsche kauft, so kauft man sich ein Hadid oder ein Libeskind. Und dieses Markendenken führt dazu, dass man gar nicht mehr so viel über die Inhalte diskutiert, sondern man sagt, die oder der (Architekt) wird’s dann schon richten. Ich glaube, Architektur muss vielmehr wieder von sozialen Prozessen her betrachtet werden. Architektur entsteht nicht für einen Menschen oder eine Generation, sondern steht über vier, fünf Generationen in einer Stadt, in einem öffentlichen Raum. Das ist eine enorme Verantwortung, die der Architekt übernimmt. Für mich ist der Punkt erreicht, dass Architekten vielfach nun wieder anhand kleiner Projekte, wie sie in der Ausstellung präsentiert werden, zeigen, dass sie selber losgehen, solche gesellschaftliche Phänomene wahrnehmen, sich einbringen und nicht erst auf den Auftrag warten, sondern zusammen mit der Zivilgesellschaft überlegen. Daraus entstehen manchmal Prozesse, die zu Gebäuden führen. Das sind dann Architekturen, die von der lokalen Gesellschaft und dem lokalen Material her gedacht sind, das heißt keine von oben nach unten top-down, sondern bottom-up Planung.
Die neue Rolle der Architekten/-innen
Es werden auch so genannte „Design-Build-Studios“ in dem Aufsatz erwähnt, in denen mit Studenten praktische Lösungen entwickelt werden. Denken Sie, dass diese eine wichtige Rolle dabei spielen?Die Design-Build-Studios haben eine enorm wichtige Rolle, da Studierenden heute wieder verstärkt den Sinn ihrer Tätigkeit als Architekten hinterfragen. Sie wollen wissen, wofür sind wir gut, sind wir Dienstleister oder mehr als das? In den Studios lernen sie auch mit den Händen zu arbeiten und teilweise mit Bauarbeitern in anderen Ländern und Kulturen zu kommunizieren und sich auseinanderzusetzen. Sie lernen Materialien wie Bambus und Lehm kennen. Es ist etwas anderes als nur in der Uni zu sitzen und Pappmodelle zu bauen, die am Ende des Semesters anschließend in der Mülltonne landen. Sie lernen plötzlich die Relevanz ihrer Arbeit kennen. Und sie lernen den menschlichen Faktor. Das zum Beispiel, wenn sie einen Kindergarten in Südafrika bauen, dann kommen die Kinder und benutzen tatsächlich das Gebäude. Das kann man als Student sonst nicht erleben. Umgekehrt bringt es der Gemeinde vor Ort etwas, es entstehen Gebäude, die bleiben und von der Gemeinde weitergeführt werden. Lernprozesse finden statt und der Transfer of Knowledge, der Wissensaustausch zwischen den Handwerkern vor Ort und den Studierenden und Professoren/-innen führt potenziell zu Netzwerken und weiteren Projekten. Die Studios zeigen den Studierenden, dass sie selber als Menschen gefragt sind und nicht nur als ausführende Gehilfen großer Organisationen.
Sie haben über Bauten gesprochen, die für horrende Summen gebaut, dann jedoch nicht weiter genutzt werden. Als Beispiele können das Olympiastadium in Peking, China oder das Fußballstadion in Manaus, Brasilien genannt werden. In diesem Kontext tragen Ihrer Meinung nach Architekten also eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung?
Ganz sicher. Jedes Gebäude, egal wer es beauftragt, wirkt immer in eine Zukunft hinein, die andere Generationen prägt. Insofern kann der Architekt natürlich für Auftraggeber tätig werden, sei dies nun die chinesische Regierung, Putin oder sonst wer, aber er nimmt im Grunde einen gesellschaftlichen Auftrag an. Es steht Architekten dann manchmal auch zu, zu sagen, nein ich mache das jetzt nicht. Und es gibt Architekten, zum Beispiel Stefan Behnisch in Stuttgart, die das tun. Zu Beginn von Vorträgen, zeigt er oft eine Karte der Pressefreiheit weltweit und sagt deutlich, dass er keine Aufträge von Regierungen annimmt, in denen die Presse nicht frei über seine Architektur berichten kann. Das ist ein Statement. Er ist trotzdem einer der erfolgreichsten Architekten weltweit. Jeder Architekt muss sich überlegen, welches Standing er für die Zukunft mit den Aufträgen, die er annimmt abgibt. Rem Koolhaas, der das staatliche TV-Gebäude gebaut hat, meinte, dass dieses Gebäude zur Demokratisierung beitragen könnte, aber es gibt keine Pressefreiheit in China. So ein Gebäude, das für so eine staatliche Organisation gebaut wird, dient der Verherrlichung des Zustands, der gerade herrscht.
Sie sind einer der Autoren des sogenannten „Laufen Manifesto“ für eine humane Design Kultur. Um was genau handelt es sich bei dem Manifest?
Als ich vor rund acht Jahren angefangen habe, zum Thema nachhaltiger Architektur zu recherchieren, habe ich viele einzelne Positionen wie von Anna Heringer und Francis Kéré gefunden. Viele waren als „Alleinunternehmer“ unterwegs, sehr erfolgreich, aber nur mit lokaler Wirkungskraft. Wir hatten in Frankfurt eine Konferenz zur Ausstellungseröffnung von Think Global, Build Social!. Dort haben wir uns gefragt, was hält alle diese Architekten zusammen, was ist deren gemeinsamer Nenner. Wir stellten fest, dass es kein Manifest, keine Theorie oder ein Buch gab, auf das sie sich beziehen. Daraufhin haben wir beschlossen ein Manifest zu verfassen. Gemeinsam mit internationalen Architekten haben wir uns in Laufen getroffen und das Ergebnis ist nun online weltweit zugänglich und als Video von circa zwanzig internationalen Architekten/-innen, Kuratoren/-innen und Dekanen/-innen eingesprochen. Es war wichtig zu zeigen, es gibt gemeinsame Prinzipien und die können wir auch formulieren. Darauf können sich Studierende besser beziehen als nur auf einzelne Projekte.
Inwieweit kann Architektur eine Lösung für gesellschaftliche Probleme sein?
Architektur als solches kann keine Lösung sein. Sie kann nur Prozesse begleiten, anregen, vielleicht verstärken. Architektur alleine kann keinen gesellschaftlichen Wandel hervorrufen, aber sie kann enorme Prozesse bewirken. Wenn man sieht was Francis Kéré in Burkina Faso oder Anna Heringer in Bangladesch machen. Sie fangen mit lokalen Lösungen an, dann interessieren sich auch andere Gruppierungen, Gemeinden dafür. Dadurch entstehen Prozesse, die dann in der Endfassung auch Einfluss auf politische Strukturen nehmen können.
Partizipation und die Bedeutung der Materialwahl
In Ihrer Ausstellung werden verschiedene Punkte thematisiert unter anderem die Wahl von Materialien. Welche Bedeutung hat diese Wahl?Ganz entscheidend ist das Material. In vielen Fällen, gerade in den Entwicklungsländern bzw. schwach industrialisierten Ländern ist immer die Vorstellung, dass Architektur nur aus Stahl Beton und Glas bestehen kann. Weil die internationale Moderne das so propagiert hat, dass es schließlich zum Standard geworden ist. Lokale Materialien wie Bambus und Lehm wurden vernachlässigt. Warum sollte man energiefressendes Material wie Beton verwenden, wenn gute lokale Materialien wie Stein und Lehm vorhanden sind? Es ist eine Frage der Ökologie und der Ökonomie. Mit lokalen Materialen spart man Ressourcen und sie können lokal verarbeitet werden. Dadurch wird auch die lokale Ökonomie gestärkt und nicht die großen Industrien. Die sozialen Dimensionen des Materials müssen beachtet werden. In Afrika, wo Arbeitskraft extrem günstig ist und Lehm in Fülle vorhanden ist, kann durch Lehmbauten Arbeitsplätze geschaffen werden, da die Lehmproduktion lokal erfolgt. Beton muss von außen geliefert werden und die lokale Bevölkerung hat nichts davon. Es ist jedoch ein extrem schwieriger Prozess in der Wiederherstellung der Wertschätzung lokaler Materialien. Lehm gilt als rückständig und unterwickelt. Die Orientierung geht hin Westen. Auch in Europa müssen daher Beispiele geschaffen werden, damit man weg von der kolonialen Haltung kommt, Lehm ist für Drittländer gut, aber nicht für uns, und zeigt, dass auch diese Materialen im europäischen Kontext genutzt werden können. Anna Heringer und Martin Rauch haben dies gezeigt. Jetzt gerade ist für die Firma Ricola ein großes Kräuterlager in der Schweiz aus Lehm von den Stararchitekten Herzog und de Meuron unter Mitarbeit von Martin Rauch gebaut wurden. Dafür mussten extra die Baugesetzte geändert werden, da es für Lehmbauten gar keine gab. Erst wenn sich die Förderung der Verwendung solcher Naturmaterialien in der Gesetzgebung niederschlägt, wird sich auch die Wahrnehmung dieser Materialien ändern.
Partizipation ist neben Materialien und Kultur eines der Schlüsselwörter in Ihrer Ausstellung, wie wichtig ist deren Rolle bei nachhaltiger Architektur?
Partizipation ist ein Instrument, das für viele Prozesse der Architektur eine entscheidende Rolle spielen kann. Gerade bei Bauten wie Schulen, Kindergärten, Nachbarschaftszentren, kann der Erfolg nur garantiert werden, wenn die Gemeinschaft mit einbezogen wird. Bei informellen Siedlungen wie Slums gibt es eine immense soziale Dichte. Wenn da jemand von außen mit dem Messer kommt und einfach etwas baut, dann durchtrennt er damit immer soziale Netzwerke und löst auch Probleme aus. Wenn man dagegen von Anfang an mit der lokalen Gemeinschaft arbeitet, dann kann man für Verhandlungsprozesse Raum schaffen. Man kann sagen, der eine zieht jetzt mal dahin, weil wir als Gemeinschaft das Projekt wollen. Dann wird das Projekt auch langfristig und inhaltlich getragen. Natürlich können keine Krankenhäuser oder Flughäfen partizipatorisch gebaut werden. Das ist eine staatliche Aufgabe. Partizipative Architektur ist kein Allheilmittel. Sie ist ein Risiko und erfordert wesentlich mehr Zeit und Aufwand. Entscheidungen werden immer wieder verlangsamt, da man sie zusammen mit der Gemeinschaft fällt. Es ist ein komplizierter Prozess. Viele Architekten scheuen dies, da sie es nicht gewohnt sind und es auch nicht gelernt haben. Partizipation ist gerade bei Projekten zur Aufwertung lokaler Gemeinschaften von zentraler Bedeutung.
Partizipation ist also eine Art demokratische Architektur?
Das kann man so sagen. Der Architekt ist da mehr ein Moderator als ein wirklicher Planer. Natürlich muss er die partizipativen Prozesse steuern. Das geht nicht von alleine. Keiner der Gemeinschaften, die wir in der Ausstellung zeigen, hat gesagt, wir bauen jetzt eine Schule aus Lehm und holen uns dafür einen Architekten. Einer kommt, wirft den ersten Stein, fängt an Prozesse anzuregen, nutzt dann das Instrument der Partizipation und im Idealfall geht dann auch der Bau partizipativ weiter. Das sind die Idealfälle, die nicht überall möglich sind. In Städten wie Kairo wäre dies zum Beispiel schwieriger. Ein Paradebeispiel ist das Gemeinschaftsprojekt in Kibera (Kenia), einem der größten Slums Afrikas. Studenten der Havard School of Design haben dort zusammen mit der lokalen Bevölkerung ein Gebiet gesäubert, das nur von Müll bedeckt war und bei der Regenzeit immer große Probleme verursacht hatte. Nach der Säuberung entstand auf dem so frei gewordenen Gelände das erste Kibera Public Space Project, welches drei weitere Folgeprojekte, unter anderem eine Wasserstelle, eine Grundschule und ein Internetcafé nach sich gezogen hat. Derzeit sind zwei weitere Projekte in Planung.
Lokale Aktionen / Initiativen am Ende zum Nutzen aller, man leistet praktisch einen Beitrag zur Erhaltung unserer Welt?
Ich glaube, wir leben in einem Zeitalter, indem wir keinen politischen Ideen mehr vertrauen, die uns eine bessere Welt versprechen. Seien dies nun politische Ideen des 19. oder 20.Jahrhunderts. Wir sehen, dass alle diese Systeme mit Mängeln behaftet oder bereits längst untergegangen sind. Mittlerweile misstrauen wir solchen großen politischen Systemen und auch einer Architektur, die sich darauf beruft. Es gibt jetzt vielmehr die Idee, dass wir mit lokalen Initiativen, mit lokalen Prozessen etwas verändern können und nicht durch solche ideologisch gesteuerten Gesamtlösungen. Die funktionieren auf Dauer nicht. Es muss immer lokal gedacht werden, lokal geantwortet werden. Manchmal sind das dann Leistungen, die man übertragen kann, jedoch nie eins zu eins. Hochhäuser hat man zum Beispiel versucht, überall lokal zu adaptieren. Letztendlich war es jedoch eine Standardlösung, die man überall durchgesetzt hat, nicht immer zum Glück der Menschen. Standardlösungen sind immer einfacher als lokale. Ich habe das Gefühl, dass diese Ideen immer weiter greifen. Ich wurde von Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt kontaktiert, die Interesse an nachhaltiger Architektur haben. Ich habe nicht die eine Idee und auch das Laufen Manifest wird nicht die Welt verändern, aber meine Hoffnung ist es, das immer mehr Menschen sich mit lokalen Prozessen beschäftigen und dieses Interesse auch in der Politik ankommt.
Kann man "Think Global, Build Social!" also als eine Art Gegenbewegung zur Globalisierung, bei der viele Dinge vereinheitlicht und genormt werden, sehen?
Auf jeden Fall! Man kann das mit der Slow-Food-Bewegung vergleichen. Bei der man gesagt hat, man möchte kein genormtes Fastfood mehr, dass überall gleich aussieht und schmeckt und nur verschiedene Preise hat, sondern lokale Produkte durch die Förderung von lokalen Märkten, lokalen Produzenten und lokalen Wissen, das auch eine kulturelle Dimension hat. In übertragener Weise ist das dasselbe, was wir mit Think Global, Build Social! versuchen zu sagen. Es gibt noch ein paar gute Traditionen an verschiedenen Orten, auch wenn die Bau- und Betonindustrie kein Interesse daran hat. Die wollen daran verdienen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Durch die Slow-Food-Bewegung ist ein Stolz darauf entstanden, dass regionale Produkte auch regionale Identität schaffen. Ich glaube, in der Architektur kommt das erst noch. Das man plötzlich sagt, das ist Material auf das wir auch stolz sein können, eben weil wir das selber in unserer Gegend produzieren.
Andres Lepik studierte Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft an den Universitäten Augsburg und München. Nach seiner Promotion begann er 1994 seine wissenschaftliche und kuratorische Arbeit an den Staatlichen Museen zu Berlin und der Neuen Nationalgalerie. 2007 wechselte er als Kurator an dasArchitecture and Design Department des Museum of Modern Art in New York, wo er mit der Ausstellung Small Scale - Big Change. New Architectures of Social Engagement (2010) Aufsehen erregte. Als Loeb Fellow der Graduate School of Design an der Harvard University erforschte er Geschichte und Theorie sozialen Engagements in der Architektur des 20. Jahrhunderts. 2012 wurde er zum Professor auf den Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis der TU München berufen und ist zugleich Direktor des Architekturmuseums der TUM. Lepik hat mehrere Artikel und Bücher publiziert und ist Mitglied des Beirats Bildende Kunst des Goethe-Instituts.
Die Ausstellung Think Global, Build Social! – Bauen für eine bessere Welt widmet sich der Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung zeitgenössischer Architektur. Konzipiert wurde sie vom Architekturzentrum Wien und dem Deutschen Architekturmuseum.