Die
Nomas Foundation freut sich, für den kommenden
19. September die Eröffnung der Ausstellung Sergei Eisenstein: The Anthroplogy of Rhythm (Sergej Ėjzenštejn: Die Anthropologie des Rhythmus), ankündigen zu können, die von den Kunst- und Filmhistorikerinnen
Marie Rebecchi (Paris) und
Elena Vogman (Berlin) in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Grafiker
Till Gathmann (Berlin) kuratiert wurde und bis zum 19. Januar 2018 dem Publikum erstmals Einblicke in
zahlreiche Dokumente, wie etwa
Notizen,
Zeichnungen,
Filmaufnahmen und
Fotografien liefert, welche aus den Ėjzenštejn-Archiven – dem Russischen Staatsarchiv für Literatur und Kunst (RGALI) sowie dem Russischen Filmarchiv Gosfilmofond - stammen.
Der Rhythmus impliziert stets eine Veränderung, evoziert einen Übergang: Von der Angst zur Freude, von der Apathie zum Bewusstsein, von der einfachen Bewegung zur Choreografie. Wie kein anderer war sich der russische Regisseur Sergej Ėjzenštejn über die fundamentale Bedeutung des Rhythmus bei der Darstellung jeglicher Wandlung im Klaren: Als anthropologisches Instrument zur Verarbeitung von Erfahrungen verkörpert er die eigentliche Antriebskraft der Revolution.
Anhand dreier unvollendeter Projekte:
Que viva Mexico! (1931-1932),
Die Beschinwiese (1935-1937) und
Ferganakanal (1939) - zeigt die Ausstellung, wie im Wirken Ėjzenštejns künstlerische, anthropologische und politische Dimensionen zu einer Einheit konvergieren. In den Bildern des mexikanischen Films sowie in den beiden anderen, ebenfalls anthropologisch ausgerichteten und in der Ukraine bzw. in Usbekistan angesiedelten Streifen, stellt Ėjzenštejn zwei verschiedene Bedeutungen des Begriffes „Revolution“ einander gegenüber, macht unterschiedliche Aspekte der Geschichtsverlaufs für den Zuschauer wahrnehmbar: Wiederholung und Einbruch des Neuen, Rückschritt und Revolte, individuelle, an einzelne Körper und Gesten gebundene Schicksale und gesamtgesellschaftlicher politischer Hintergrund der Erzählung. Obgleich diesen drei unvollendeten Streifen eine archäologisch orientierte Vision der Geschichte sowie eine anthropologisch ausgerichtete Betrachtungsperspektive gemeinsam ist, zeichnet sich dennoch jeder einzelne durch eine eigene und unverwechselbare filmische Konzeption aus.
Das ausgestellte Material belichtet Ejzenštejns spezielle Art der Darstellung gewöhnlicher Menschen und insbesondere der Vielfalt ihrer Gesichtszüge und enthüllt so bislang weitgehend unbekannte dokumentarisch- ethnografische Aspekte seines Wirkens.
Zeitgleich zur Ausstellung wird bei NERO (Rom) eine Veröffentlichung erscheinen, deren grafische Gestaltung von Till Gathmann stammt, und die Essays der Kuratorinnen, Übersetzungen unveröffentlichter Tagebücher Ėjzenštejns sowie weiteres Archivmaterial enthält. Die Buchpräsentation ist Teil des Programms der im kommenden Oktober stattfindenden Rome Art Week (RAW).
In Verbindung mit der Ausstellung wird am
Montag, den 13. November 2017 in der Galleria Nazionale in Rom eine von der Stiftung AAMOD (Archivio Audiovisivo del Movimento Operaio e Democratico, Audiovisuelles Archiv der demokratischen Arbeiterbewegung) unter der wissenschaftlichen Leitung von Pietro Montani organisierte
Tagung mit dem Titel
Hundert Jahre nach der Oktoberrevolution, Projekt und Formen des politischen Kinos stattfinden,
und vom 20. bis zum 27. November 2017 wird, ebenfalls
in der Galleria Nazionale,
die Filmreihe Das politische Kino in der UdSSR von 1924 bis 1938 ausgestrahlt.
Organisiert werden die Veranstaltungen von: Stiftung AAMOD (Rom), Gramsci-Stiftung (Rom), Goethe-Institut (Rom), NERO (Rom), Universität La Sapienza (Rom), Universität Roma Tre (Rom) und Nomas Foundation (Rom).
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